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Nach Wortmeldung eines AfD-Abgeordneten Corona trotz Booster: Sepp Müller wehrt sich gegen Instrumentalisierung durch Impfgegner

Aktualisiert: 18.11.2021, 15:10
Sepp Müller am Donnerstag im Bundestag
Sepp Müller am Donnerstag im Bundestag (Screenshot: Phoenix)

Berlin/MZ/FKR - Sepp Müller, CDU-Abgeordneter für Dessau-Wittenberg, hat sich bei der Bundestagssitzung am Donnerstag gegen eine Instrumentalisierung seiner Corona-Erkrankung durch die AfD gewehrt. Müller war unfreiwillig Teil einer Rede des AfD-Abgeordneten Martin Sichert geworden - der sich gegen die Coronamaßnahmen und gegen das Impfen ausgesprochen hatte.

Sichert stellte deren Wirksamkeit infrage, indem er den Saarländischen Innenminister, den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes und eben Sepp Müller als Negativbeispiele aufzählte. „Sie waren alle dreifach geimpft und haben sich mit Corona infiziert.“

Sepp Müller: „Gott sei Dank war ich geimpft“

„Gott sei Dank war ich geimpft“, entgegnete Müller daraufhin in seiner Wortmeldung in der live übertragenen Bundestagssitzung, „mir lief nur die Nase.“ Und bezog sich dabei auf die milden Symptome, die er „dank der Impfung“ lediglich fünf Tage nach der Infektion hatte. Müller war am Freitag nach der konstituierenden Sitzung des Bundestages - die am 27. Oktober stattfand - positiv getestet worden und hatte sich daraufhin in Quarantäne begeben. Kurz darauf sprach er auf Twitter von einem „Männerschnupfen“ als Symptom.

Stattdessen verwies Müller in seiner Antwort an Sichert auf einen befreundeten Handballspieler - dessen Namen er nicht nennen wollte, „der Marathon gelaufen ist, in meinem Alter, und jetzt nach einem halben Jahr [...] kommt er nicht einmal mehr die Treppen hoch“. Sein Freund kämpfe immer noch mit den Folgen der Corona-Infektion. Der Spieler hätte sich damals leider eben nicht impfen können, weil er noch nicht in die Priorisierung gefallen war.

„Liebe Leute da draußen, lasst euch endlich impfen, das ist der Weg aus der Pandemie“, beendete der CDU-Mann dann auch seine Gegenrede.

AfD-Mann Sichert lässt sich auch von Müllers Gegenrede nicht beeindrucken

Sichert entgegnete darauf, dass er sich zwar für ihn freue, aber Corona-Infektion ohnehin bei 95 Prozent der Fälle negativ verlaufe, „auch bei Ungeimpften“. Das ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft jedoch falsch.

Die Studienlage spricht vielmehr von 81 Prozent der milden bis mäßigen Verläufe - vor allem bei Kindern und jüngeren, gesunden Erwachsenen. Etwa 14 Prozent haben einen schweren Verlauf, was sich in der Regel durch Atemnot bemerkbar macht. Und wiederum fünf Prozent müssen sogar intensivmedizinisch behandelt werden.

Der Nürnberger Diplom-Kaufmann Sichert hatte in seinen weiteren Ausführungen mehrfach seine persönliche Auslegung der Zahlen von Robert-Koch- (RKI) und Paul-Ehrlicher-Institut (PEI) vorgetragen, ohne näher auf die wissenschaftliche Evidenz einzugehen.

Sichert selbst konnte seine Rede nur von der Tribüne aus halten, weil er selbst seinen Impfstatus offen lässt

Vielmehr griff er Einzelfälle für starke Nebenwirkungen heraus, obwohl hier die Melderate von Nebenwirkungen gerade einmal bei 1,6 Fällen pro 1.000 Impfungen - für schwere Nebenwirkungen gar nur bei 0,2 Fällen pro 1.000 Impfungen - liegt.

Auch über 1.800 Todesfälle seit Beginn der Impfungen hob Sichert hervor. Dazu heißt es beim Paul-Ehrlicher-Institut: „In 48 Fällen hält das Paul-Ehrlich-Institut einen ursächlichen Zusammenhang mit der jeweiligen COVID-19-Impfung für möglich oder wahrscheinlich“, es ergebe sich aber „kein Signal für eine insgesamt erhöhte Sterblichkeit nach COVID-19-Impfstoff-Gabe“.

Sichert selbst konnte seine Rede nur von der Tribüne aus halten, weil er selbst seinen Impfstatus offen lässt. Im Plenarsaal gilt 3G, Sichert lässt sich bislang aber weder testen, noch gibt er Auskunft zu seinen Impfstatus, um dort Platz nehmen zu können.