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Wechsel in der Chefetage am Seminarplatz Chef der Dessauer Arbeitsagentur sagt nach zwei Jahren „Tschüss“

Torsten Narr übernahm im Dezember 2019 die Geschäftsführung der Behörde und führte diese mitten durch die Coronakrise. Wie er diese Zeit erlebt hat.

Von Sylke Kaufhold 30.12.2021, 14:00
 Geschäftsführer Torsten Narr verlässt die Arbeitsagentur in Dessau in Richtung Bundesagentur.
Geschäftsführer Torsten Narr verlässt die Arbeitsagentur in Dessau in Richtung Bundesagentur. Foto: Th. ruttke

Dessau/MZ - Mit einer echten Überraschung verabschiedet die Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg das alte Jahr. Geschäftsführer Torsten Narr wird nach nur zwei Jahren die Behörde am Seminarplatz in Richtung Nürnberg verlassen. „Ich wäre auch gerne noch geblieben“, sagt der 46-Jährige im Abschiedsgespräch mit der MZ. „Es war ein tolles Arbeiten hier, ich hab gemerkt, man kann etwas bewegen in der Region.“

Seinen Schreibtisch in Dessau hat Torsten Narr inzwischen ausgeräumt. Ab Januar wird er in der Zentrale in Nürnberg eine Aufgabe übernehmen, in der es um die Arbeitsvermittlung und die Beratungsangebote der Bundesagentur in der Zukunft geht.

Viele Herausforderungen waren von den Mitarbeitern zu meistern

Torsten Narr trat am 19. Dezember 2019 seinen Posten in Dessau an. Er war also ziemlich genau zwei Jahre Geschäftsführer der örtlichen Arbeitsagentur. Und es dürften die ungewöhnlichsten Dienstjahre eines Agenturchefs gewesen sein. „Von den 24 Monaten waren wir 21 im Krisenmodus“, weiß Narr. Kaum hatte er das Kennenlernen und Warmlaufen absolviert, „kam der Schnitt“.

Corona begann im März und stellte quasi über Nacht alles auf den Kopf - sowohl im innerbetrieblichen Arbeitsablauf der Behörde als auch bei den Unternehmen und den Arbeitnehmern. „Es gab viele Unsicherheiten und Ängste, die galt es abzufedern“, erinnert sich Torsten Narr an nahezu ununterbrochen klingelnde Telefone. Innerhalb einer Woche habe man eine hauseigene Telefonie aufgebaut. Mitarbeiter, die sonst in ganz anderen Bereichen tätig waren, sind an die Telefone gerückt. „Ich habe in dieser Pandemiezeit bei den Mitarbeitern einen unheimlichen Zusammenhalt und ein großes Engagement für die Kunden erlebt, auch das macht meine Zeit hier in Dessau so besonders“, betont Narr.

Auf und Ab am Arbeitsmarkt - Sorge um Gastrobranche

Eine ebenso große Herausforderung war die schnelle Abwicklung des Kurzarbeitergeldes. Im April 2020 hatten knapp 30 Prozent der Unternehmen der Region Kurzarbeit angezeigt. Knapp 18.000 Beschäftigte bezogen es dann schließlich. „Auch das war eine Hausnummer“, unterstreicht Narr. War im Jahr 2020 die Kurzarbeit im Lockdown begründet, hat sie 2021 ihre Ursache in den Corona-Einschränkungen. Die Zahl der Unternehmen, die in Kurzarbeit gehen, steigt wieder an. Überhaupt spiegele der Arbeitsmarkt deutlich die Wellenbewegungen der Eindämmungsverordnungen wider, sagt Narr. Nach dem Anstieg der Arbeitslosigkeit im März, sank sie im Zeitraum August-November teilweise bis unter das Vorkrisenniveau. „Es gibt schnelle Aufholeffekte durch die Abarbeitung liegengebliebener Aufträge“, erklärt Narr.

Sorge bereiten Torsten Narr jedoch die Gastro- und Hotelbranche und auch der Einzelhandel. „Hier steht die große Frage der Spätfolgen.“ Insbesondere dürfte hier der Aspekt des Personalmangels eine entscheidende Rolle spielen. Viele Mitarbeiter haben die Branche verlassen, weil die Zukunft zu unsicher scheint. Im Agenturbezirk Dessau-Roßlau-Wittenberg gibt es in Hotels und Gaststätten 146 gemeldete offene Stellen.

Stolz ist der Agenturchef darauf, dass es der Agentur gelungen ist, trotz der Coronaeinschränkungen Schüler bei der Lehrstellensuche zu unterstützen. „Es gab nicht weniger Bewerber als in den Vorjahren, wir haben keinen Corona-Jahrgang zugelassen.“

Die Nachbesetzung des Geschäftsführerpostens in der Dessauer Arbeitsagentur ist zum 1. Februar geplant.