Wahlen in Sachsen-Anhalt 2021 CDU triumphiert bei Landtagswahl in Dessau-Roßlau, aber auch andere Parteien haben Grund zur Freude
Die guten Ergebnisse für die Union werden in Dessauer Wahlkreisen noch getoppt. Beide Direktkandidatinnen ziehen ein. FDP sorgt für Überraschung.

Dessau-Roßlau - Das ohnehin gute Ergebnis der CDU auf Landesebene ist in den beiden Dessau betreffenden Wahlkreisen 26 und 27 noch besser ausgefallen. Mit deutlichem Abstand zur AfD haben die beiden Direktkandidatinnen der Christdemokraten den Sprung in den Landtag geschafft.
Anja Schneider (CDU) lag in Wahlkreis 26 zu Redaktionsschluss fast 19 Prozent vor ihrer AfD-Herausforderin Nadine Koppehel. „Ich freue mich sehr, dass wir der AfD die Stirn geboten haben“, kommentierte Schneider am Abend ihren Wahlsieg. Dass der so deutlich ausfallen würde, hatte die 52-Jährige, die zuvor noch kein politisches Amt inne hatte, auch selbst nicht vorhergesehen.

„Die Umfragewerte waren viel enger. Aber unsere Wahlhelfer, Kandidaten im Land und der Ministerpräsident haben zuletzt noch einmal alles gegeben und den Menschen bewusst gemacht, was auf dem Spiel steht“, nennt die 52-Jährige Gründe für den Wahlerfolg. Sie freue sich nun sehr auf die neue Aufgabe als Abgeordnete im Landtag. Ihr gutes Ergebnis betrachte sie als Vertrauenvorschuss, den es nun zu rechtfertigen gelte.
„Dass ich selbst tatsächlich so gute Chancen habe, war mir da noch nicht bewusst“
Die CDU-Direktkandidatin Karin Tschernich-Weiske sicherte sich das Mandat mit gut zwölf Prozentpunkten Vorsprung zu Margret Wendt (AfD). „Ich habe das gar nicht erwartet“, sagte die CDU-Kandidatin, nachdem die ersten Ergebnisse aus den Wahllokalen in Dessau und Oranienbaum eintrafen.

Auf ihren Vorsprung reagierte sie völlig überrascht: „Mir war klar, dass Frau Wendt die stärkste Konkurrentin sein würde. Dass ich selbst tatsächlich so gute Chancen habe, war mir da noch nicht bewusst.“ Tschernich-Weiske war bislang noch nicht als Berufspolitikerin aktiv, sammelte aber Erfahrungen als Referentin in Rathäusern und als Mitglied im Stadtrat ihrer Heimatstadt. Sie hatte nach den Auszählungen der ersten Wahllokale einen komfortablen Vorsprung auf die Konkurrenz von der AfD, Margret Wendt.
Tschernich-Weiske verbrachte den Wahlabend bei einer kleinen - wie sie betonte Corona-konformen - Feier in ihrer Heimatstadt Oranienbaum-Wörlitz. Gewählt hatte sie bereits per Brief. „Ich bin noch nicht geimpft und wollte mich nicht infizieren.“
Für die größte Überraschung des Abends sorgte der Dessauer FDP-Kandidat Jörg Bernstein
Auch die Zweitstimmenergebnisse fielen für die CDU in Dessau-Roßlau noch stärker aus als im Landesschnitt. In Wahlkreis 26 erreichte die Union 40,9 Prozent, in Wahlkreis 27 waren es 39,3 Prozent.
Für die größte Überraschung des Abends sorgte der Dessauer FDP-Kandidat Jörg Bernstein. Dank des guten Ergebnisses der Liberalen im Land zieht er mit hoher Wahrscheinlichkeit ins Magdeburger Parlament ein - als erster Dessau-Roßlauer FDP-Kandidat seit 27 Jahren. „Das ist schon cool“, freut sich der Berufsschullehrer nicht nur über seinen eigenen Sieg und Einzug in den Landtags Sachsen-Anhalts, sondern vor allem darüber, dass die Liberalen wieder im Landesparlament Sitz und Stimme haben. Bernstein (Listenplatz 6 seiner Partei) betonte außerdem, dass seine Partei-Kollegin Lea Charlotte Kus im Wahlkreis 27 ein „respektables Ergebnis für die FDP“ eingefahren hat. Die junge Kandidatin holte rund neun Prozent der Stimmen. Sie wird allerdings nicht im Parlament sitzen.
Enttäuscht ist über das Wahlergebnis seiner Partei ist Frank Hoffmann von der Linken
Freude über den Einzug der FDP auf der einen, Enttäuschung über das schlechte Abschneiden der SPD auf der anderen Seite. Für Holger Hövelmann, der als Direktkandidat im Wahlkreis 27 angetreten war, reicht auch Listenplatz zehn seiner Partei wohl nicht aus, um erneut in den Landtag einzuziehen. „Ich bin richtig enttäuscht“, erklärte Hövelmann. „Ich habe das nicht erwartet, dass die Wähler der SPD noch eine mitgeben.“ Seine Partei habe anständige Arbeit geleistet in den letzten Jahren. „Die Menschen haben das aber wohl nicht so gesehen. Das ist eine bittere Erkenntnis“, sagte der ehemalige SPD-Landesvorsitzende und einstige Innenminister Sachsen-Anhalts. Hövelmann konnte dem Wahlergebnis dennoch positive Aspekte abgewinnnen. „Ich bin froh, dass die AfD nicht vorne liegt, dass wir nicht diese Botschaft aus Sachsen-Anhalt gesendet haben, dass bei uns Rechtsextreme an die Macht kommen.“
Enttäuscht ist über das Wahlergebnis seiner Partei ist Frank Hoffmann, der ebenfalls den Einzug verpasste. „Wir waren im Landtag sicherlich fleißige Sacharbeiter. Aber die Sachthemen hatten gerade nichts mit den Problemen der Menschen zu tun.“ Hoffmann hätte sich gewünscht, Die Linke hätte die Pandemie kritischer begleitet. „Aus meiner Sicht muss jetzt in der Partei Tacheles geredet werden.“ Er hatte zum vierten Mal für kandidiert. Seine Partei hätte 15 Prozent der Stimmen holen müssen. Dann wäre der Linke zum zweiten Mal Landtagsabgeordneter geworden. (mz)