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Burg Rabenstein Burg Rabenstein: Honigmet und Streitaxtwurf

Von Stefanie Hommers 12.04.2004, 16:10

Raben/MZ. - "Lasst es Euch munden, guter Mann", empfiehlt die junge Frau am Met-Ausschank mit einem freundlichen Lächeln. Und der lässt sich nicht zweimal bitten: "Lecker", lobt Frank Oesteritz den süßen Trank aus vergorenem Honig.

Dem Leipziger gefällt indes nicht nur das kulinarische Angebot bei den Ritterfestspielen auf der Burg Rabenstein. "Die Atmosphäre ist einfach Klasse", findet er und ist deshalb schon zum zweiten Mal mit seiner Familie zum österlichen Spektakel an die nördlichste Höhenburg Deutschlands gereist.

Bereits zum neunten Mal findet das mittelalterliche Treiben an diesem Osterwochenende statt. "55 Aussteller haben wir diesmal zu Gast", freut sich Fritz Lintow, Geschäftsführer des Fördervereins, über den stetig wachsenden Zulauf am Spektakel, zu dessen Höhepunkten ein klassisches Ritterturnier hoch zu Ross sowie die Befreiung der Jungfrau Rosemarie durch eine tapfere Ritterschar zählen.

Die Gäste müssen sich indes nicht aufs Zuschauen beschränken: Mit Pfeil und Bogen können Jung und Alt ihre Zielgenauigkeit erproben, Messerwerfen sowie der Umgang mit der Streitaxt gehören zum Angebot. Und für die kleinen Gäste gibt es Schild, Schwert und Helm in allen Größen und Farben - sofern die Eltern bereit sind, ein paar Taler zu investieren.

Auch der Sohn von Connie MacFarlane trägt mit Stolz sein hölzernes Schwert. "Wir haben den Ausflug hauptsächlich seinetwegen unternommen", sagt die mit einem Schotten verheiratete Berlinerin. Doch auch für die Eltern ist das bunte Angebot amüsant.: "Liebeszauberlikör" findet ebenso seine Abnehmer, wie der silberne "Venus-Talisman" für eine glückliche Partnerschaft oder das Amulett für "Reichtum ohne Arbeit" - ein bisschen Aberglauben scheint sich da durchaus vom Mittelalter in die Moderne herüber gerettet zu haben. Und sollte es doch nicht wirken, ist es zumindest eine dekorative Erinnerung.

Völlig ungerührt vom ganzen Trubel zeigt sich indes ein junger Wanderfalke. Mit der traditionellen Lederhaube über dem Kopf, sitzt er friedlich auf dem Arm von Dirk Grabow. Der gelernte Jäger ist umringt von einer Traube Neugieriger und beantwortet geduldig alle Fragen zur Jagd mit dem Greifvogel, die sich schon im Mittelalter höchster Beliebtheit erfreute und für Kaiser Friedrich den Zweiten gar Maßstab für die Auswahl seiner Minister war.

"Er war überzeugt, dass Ruhe und Bedächtigkeit den Falkner auszeichnen, und dass diese Eigenschaften auch für einen Politiker unabdingbar sind", berichtet Grabow. Nach einer kleinen Kunstpause ergänzt er augenzwinkernd "vielleicht wäre das heute auch ein gutes Auswahlverfahren."

Dirk Grabow ist Mitglied im Förderverein und plant, den Falken in der Burg ein neues Domizil zu errichten. "Das wäre eine neue Attraktion für den Herbergsbetrieb", ist er überzeugt. Noch stecke der Bereich Naturpädagogik zwar in den Kinderschuhen, und die Voliere fehle auch noch. Aber Grabow und seine Mitstreiter im Förderverein sind überzeugt, dass die Falknerei mehr Kinder und Jugendliche in den 70-Betten-Betrieb der historischen Herberge locken könnten.

Am Osterwochenende fehlt es der Burg allerdings keineswegs an Besuchern, und für die jüngsten Gäste gibt es neben allem mittelalterlichen Gaudi auch ein ganz klassisches Ostervergnügen - abseits von Folterkammer und Kapelle hat ein fleißiger Hase rund 1 000 bunte Eier versteckt.