Bundesverband Alphabetisierung Bundesverband Alphabetisierung: Ohne Sprache fehlt der Schlüssel für viele Türen
Bernburg/MZ. - "Meist fange ich mit der Malerei an", sagt die Künstlerin, die ihre Wegbegleiter durch Kunst zum Schreiben ermutigen möchte. Frau Schins hat es immer wieder erlebt, wie junge oder auch weniger junge Menschen, denen bisher Bildung und Zukunft versperrt waren, sich den Weg zu ihrer eigenen Sprache erschlossen haben.
Die Werkstatt der Malerin und Autorin zum Thema "Kreatives Schreiben" ist nur eines jener Angebote, mit denen sich die 180 Teilnehmer der bundesweiten Tagung befassen. "Mit Erfahrung neue Wege gehen" lautet das Rahmenthema des Bundesverbandes Alphabetisierung. Erinnert wird daran, dass in Deutschland vor 25 Jahren mit der systematischen Arbeit auf diesem Gebiet begonnen wurde.
Wie sich Hans-Wolff Risson von der Deutschen Unesco-Kommission in seinem Grußwort erinnerte, hatten noch bis Mitte der 1970er Jahre viele geglaubt, dass das Problem Analphabetismus mit der Schulpflicht im Grunde erledigt sei. Der Alltag habe jedoch etwas völlig anderes gezeigt. "Es ist der couragierten Hilfe Einzelner zu verdanken, dass diese Arbeit begründet wurden", würdigte Risson.
Marion Döbert vom Bundesverband Alphabetisierung umriss, wie es im Laufe der Jahre gelungen sei, durch Kooperationspartner wie den Deutschen Volkschochschul-Verband oder die Deutsche Deutsche Unesco-Kommission die Arbeit fachlich abzusichern. Inzwischen wurden auch Vertreter aus der Werbe- und Medienbranche als so genannte "Botschafter der Alphabetisierung" gewonnen.
Trotz der Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, das nur übergreifende Projekte fördert, kann jedoch von einer flächendeckenden Versorgung keine Rede sein. Von 977 Volkshochschulen in Deutschland bieten nach den Zahlen von 2001 gerade 271 Einrichtungen Alphabetisierungskurse an.
"Wir müssen diese Menschen zurück weisen, was eigentlich undenkbar ist", kritisierte Frau Döbert die Gesamtsituation. Abträglich sei auch, dass es nach wie vor kein Berufsbild oder einen Ausbildungsgang für Dozenten auf diesem Gebiet gebe. Viele lebten sozial unzureichend abgesichert.
Auch falle auf, dass die Ergebnisse der 1. Pisa-Studie weitaus ernster genommen worden seien als die Zahlen zur Alphabetisierung, registrierte die Sprecherin des Verbandes. Sie lobte das erfolgreiche "Alfa-Telefon" als bundesweite Service-Nummer seit 1997. Dies sei ebenso ein Meilenstein wie der Bundesarbeitskreis, der im Dezember dieses Jahres gegründet werden soll. "Wir hoffen, dass es zu einem gemeinsamen Aktionsplan kommt", schloss Frau Döbert.
Informationen zu dem Thema finden sich im Internet unter www.alphabetisierung.de
oder unter www.apoll-online.de