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  7. Buchstaben des berühmten Schriftzugs am Bauhaus Dessau wurden abgebaut

Ich tausche ein B Buchstaben des berühmten Schriftzugs am Bauhaus Dessau wurden abgebaut

In den kommenden Wochen arbeitet eine Metallwerkstatt sie auf.

Von Oliver Müller-Lorey Aktualisiert: 03.06.2021, 10:25
Die Sanierung der Buchstaben kostet rund 4.500 Euro.
Die Sanierung der Buchstaben kostet rund 4.500 Euro. (Foto: Sebastian Kaps)

Dessau-Roßlau - Sachsen-Anhalts wohl bekanntester Schriftzug, die sieben Buchstaben an der Südfassade des Bauhauses, bekommen eine Frischekur. Am Mittwoch montierten Mitarbeiter einer Metallbaufirma aus Zerbst den berühmten Schriftzug, der jährlich Zehntausende Male von Touristen fotografiert wird und Teil des Unesco-Weltkulturerbes Bauhaus ist, ab.

Auch wenn sie von unten nicht so aussehen, haben die Buchstaben, die jeweils rund zehn bis 15 Kilogramm wiegen, einiges abbekommen. „Sie sind teilweise verbeult und verzogen. Durch die Sonneneinstrahlung werden die Buchstaben extrem heiß und das Metall verzieht sich“, erklärt Bauhaus-Sprecherin Ute König.

„Obwohl die Schrift immer als ,die Bauhausschrift’ bezeichnet wird, gibt es die eine Bauhausschrift nicht“

Die Buchstaben sind rund 75 Zentimeter groß und nicht direkt an der Fassade befestigt, sondern mit ein wenig Abstand, so dass sie bei günstiger Sonneneinstrahlung einen Schatten werfen. Das ist nicht die einzige Besonderheit des außergewöhnlichen Schriftzuges. „Obwohl die Schrift immer als ,die Bauhausschrift’ bezeichnet wird, gibt es die eine Bauhausschrift nicht. Und von den Buchstaben, die nun saniert werden, gibt es nicht einmal ein ABC“, weiß König.

Nur das B, A, U, H, S existiert in dieser Schriftart. Entworfen hatte sie Herbert Beyer, der am Bauhaus vor einhundert Jahren Typografie lehrte. „An der Südfassade, wo sie bis heute hängen, waren sie schon damals wie eine Art Werbeschild, weil die meisten Besucher von dieser Seite aus das Bauhaus zuerst sahen“, sagt König. Noch heute ist der Schriftzug das Markenzeichen des Bauhauses und Dessau-Roßlaus.

Die allerlängste Zeit strahlten die Buchstaben in der Farbe weiß

Die allerlängste Zeit strahlten die Buchstaben in der Farbe weiß. Die nun abgebauten Lettern sind jedoch bunt. Das Bauhaus hatte sie in diesem Jahr anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dessaus am 7. März 1945 beklebt, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.

Neonazis zogen in den vergangenen Jahren durch die Stadt und vereinnahmten das Bauhaus, etwa, indem sie Filme an die Fassade neben der Schrift projizierten. „Wir wollten diese Vereinnahmung verhindern und den Schriftzug gewissermaßen stören“, erklärt König. Weil die Sanierung der Buchstaben ohnehin anstand, blieb die Folie bis jetzt dran.

In den kommenden Wochen werden Touristen nicht nur auf ein Foto des Schriftzugs verzichten müssen

Die erste Frischekur ist es indes nicht. Erstmalig wurden die Buchstaben, das haben die Forschungen des Bauhauses ergeben, wohl 1976 bei der grundhaften Sanierung des bis dahin arg vernachlässigten Gebäudes erneuert. Danach wurden sie regelmäßig aufgearbeitet, zuletzt im Jahr 2006.

In den kommenden Wochen werden Touristen nicht nur auf ein Foto des Schriftzugs verzichten müssen. „An der Südfassade werden wir den oberen Putz abklopfen und einen neuen Glimmerputz aufbringen“, kündigt König an. Sie wisse, dass es für Touristen ärgerlich sei, aber das Haus müsse saniert werden. „Es ist ein bisschen wie im Kreis zu renovieren. Wenn man mit allem fertig ist, fängt man von vorne wieder an.“ (mz)