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Brau-Art in Dessau Brau-Art in Dessau: Kuratorin und Projektmanagerin geben ab

Von Andreas Behling 08.07.2015, 18:42
Über 2.000 Besucher waren bei der Brau-Art 2014.
Über 2.000 Besucher waren bei der Brau-Art 2014. Archiv/andreas Behling Lizenz

Dessau - Die Brau-Art 2014 war für das Duo die letzte. Weder Kuratorin Olivia Seipelt noch Projektmanagerin Agnes-Julia Zsikin stehen für eine weitere Auflage zur Verfügung. Seipelt verweist auf die behördlichen Hindernisse, die immer wieder enorme Kraft kosteten. Es gab mit dem Bauordnungsamt u. a. Debatten um den Brandschutz und die Sicherheit bei Benutzung der Bühne. „Diese Probleme erschwerten mir als Kuratorin die Arbeit und nahmen mir die Energie für Wesentliches“, sagt die Künstlerin. Ob es eine Fortsetzung ohne die beiden gibt, ist offen.

Gestartet war Olivia Seipelt voller Elan. „Ich bin nicht die geborene Führungskraft, sondern stehe lieber an der Staffelei und male. Aber 2012 fasste ich nach dem Ausscheiden von Bettina Schröder-Bornkampf den Mut und übernahm die Verantwortung für dieses tolle Projekt“, so Seipelt. Schon damals drohte eine Verschiebung der Brau-Art. Dagegen wollte sie sich stemmen. Und tatsächlich spürte sie „eine Art Aufbruchstimmung“, die anspornte. „Damals hatte ich das Gefühl, dass die Künstler Gemeinsames schaffen möchten. Doch schon im zweiten Jahr zog merklich Routine ein.“

Ihr Vorwurf: Die meisten hätten sich darauf verlassen, dass alles einfach wie immer läuft. „Oft wartete ich vergebens auf Antwort auf meine E-Mails. Die Zulieferungen für den Jahreskatalog gingen wie immer schleppend ein. Und trotz Aufsichtslisten, Aufsichtsplänen und einer guten Gesamtstruktur war es nicht möglich, zueinander zu finden“, listet sie Kritikpunkte auf. Deswegen habe sie nach der Finissage der Brau-Art 2014 Konsequenzen gezogen.

Dass dieser Punkt erreicht wurde, bedauert sie gemeinsam mit Agnes-Julia Zsikin zutiefst. Die Brau-Art sei immer ein durch ehrenamtliches Engagement getragenes Projekt gewesen und habe Kreative wie Kunstinteressierte gleichermaßen angezogen. „Die Brau-Art war verbindend und verbindlich. Zumindest war sie das für mich und meine Projektpartnerin“, formuliert Olivia Seipelt.

Das Ziel war, das Niveau dieses Projekts zu halten und weiterzuentwickeln. Jeder sollte die Chance haben, sich künstlerisch und menschlich einzubringen. Die 38-Jährige verweist auf die erfolgreiche Vernetzung mit dem Ampelhaus in Oranienbaum. Künstler aus Tschechien, Russland, Belgien, Norwegen und Südkorea seien ebenfalls präsent gewesen. Zudem habe die Brau-Art in Remplin (Mecklenburg-Vorpommern) gastiert und das Projekt „Salon ARTE im Kunstlabor“ hervorgebracht.

Man habe am Ball bleiben wollen, doch irgendwann sei die Erkenntnis gereift, dass die Probleme von der Art sind, dass sie ein Entfalten verhindern. „Deswegen ist mein Resümee eher bitter“, sagt Agnes-Julia Zsikin (36). „Es war sehr schwierig, die Brau-Art 2014 zu ermöglichen. Es gab Hürden auf allen Ebenen. Man musste das Segel ständig neu ausrichten und viel Gegenwind aushalten.“ Die freischaffend tätige Leipzigerin stellte klar, dass sie „ein Projekt in diesem Umfang nicht mehr zu zweit machen“ könne. „Es muss begriffen werden, dass alle an einem Strang ziehen müssen und sich nicht auf anderen ausruhen können.“

Zsikin, die den Kontakt zum Dessauer Bauhaus knüpfte, hatte sich im vergangenen Jahr um einen öffentlichen Workshop gekümmert, den Bürger gemeinsam mit den Künstlern der Brau-Art bestreiten sollten. „Ernüchternd war indes die Teilnahme der Leute aus den eigenen Reihen“, hält Seipelt fest. 14 Tage habe die einstige Schultheiß-Brauerei zur freien kreativen Nutzung, für den Austausch untereinander zur Verfügung gestanden. „Unverständlich, dass dies nicht genutzt wurde“, kommentiert sie. Und auch die zweite Veranstaltung, ein Pecha Kucha, sei kaum von den Brau-Art-Beteiligten wahrgenommen worden.

„Ein solches Projekt ist nur mit 100-prozentigem Idealismus zu bewältigen und mit der festen Überzeugung, das Richtige zu tun. Sonst verliert es an Authentizität. Jeder sollte gewillt sein, eine Aufgabe zu übernehmen“, sagt Olivia Seipelt. „Letztlich wurde die sechste Auflage der Brau-Art nach außen erfolgreich umgesetzt. Aus meiner Sicht ist sie aber nicht mehr das, was sie war: eine Herzensangelegenheit.“ (mz)

Agnes-Julia Zsikin (li.) und Olivia Seipelt hören auf.
Agnes-Julia Zsikin (li.) und Olivia Seipelt hören auf.
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