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Betonwerk Anhalt Betonwerk Anhalt: Doppelte Feier ohne viel Rummel

Von Wladimir Kleschtschow 18.12.2003, 18:52

Löbnitz/MZ. - Es sind 15 Belegschaftsmitglieder, die seit zehn Jahren dabei sind. Für sie gibt es bei der Feier nette Worte und kleine Geschenke. Inzwischen ist das Werk ein bedeutender Arbeitgeber in der Region, die Zahl der Beschäftigten stieg auf 130. Sie alle kommen aus einem Umkreis von 15 bis 20 Kilometern.

Produziert werden in Löbnitz verschiedene Betonelemente für den Hochbau, wie zum Beispiel Decken und Treppen. Sie werden exakt nach Vorgabe der Kunden angefertigt. Unter den Abnehmern sind sowohl Kleinstbetriebe als auch große Konzerne.

Hinter dieser beeindruckenden Entwicklung steht ein Mann, zu dem das Klischee eines Insiders der Baubranche überhaupt nicht passt: ruhiges Wesen und Nachdenklichkeit statt forsche Stimme und resolutes Auftreten. Heinrich Vedder, geboren im Kriegsjahr 1941, ist der Besitzer des Betonwerkes. Der Profi mit kaufmännischer Ausbildung und reichen Erfahrungen - er war unter anderem Geschäftsführer eines Betonwerkes - kam Anfang der 90 Jahre aus Westfalen nach Anhalt. Hier wollte er am Aufbau Ost mitwirken, im direkten und übertragenen Sinne des Wortes.

"Ich habe von der Gegend von einem Unternehmer gehört", erinnert sich Vedder. "Sie gefiel mir aus praktischen Gründen. Zum einem liegen das Kieswerk Wörbzig und das Zementwerk Bernburg als Baustoff-Lieferanten in unmittelbarer Nähe. Zum anderem ist es bis zu größeren Städten wie Magdeburg, Halle, Leipzig und Dessau ebenfalls nur ein Katzensprung, wo potentielle Kunden sitzen."

Im Jahre 1992 begann die Errichtung des Werkes bei Löbnitz, ein Jahr später lieferte der Betrieb bereits erste Bauelemente. Die kühnsten Visionen des Unternehmers schienen Wirklichkeit zu werden. "Es war eine Zeit der Euphorie", lächelt Vedder heute, weiser geworden um die Erfahrungen dieser zehn Jahre. "Keiner hatte damals mit einer Wirtschaftsmisere gerechnet, wie sie heute eingetreten ist. Die Baubranche ist da besonders betroffen." Obwohl der Betrieb deutlich größer geworden ist, muss sein Besitzer kämpfen, um schwarze Zahlen schreiben zu können. Um die Beschäftigten zu entlohnen und keinen entlassen zu müssen. "Wir halten uns über dem Wasser, verdienen als Unternehmen unter dem Strich aber nichts", so Vedder. "Ich persönlich arbeite für umsonst."

Trotzdem resigniert Heinrich Vedder nicht. Nicht nur deshalb, weil er nach eigenen Angaben ein positiv denkender Mensch sei. Er fühle sich auch für seine Belegschaft verantwortlich. Macht das Werk dicht, würde die überwiegende Mehrheit der Belegschaft keinen Job finden.

So nutzt er seine alten Kontakte, erschließt neue Märkte in Richtung Braunschweig und Hannover. "Es ist nicht so, dass ich horrende Gewinne will," erklärt der Unternehmer. "Ich brauche aber Geld für Investitionen: neue Lkw, neue Maschinen." Drei bis vier Jahre benötigt die Wirtschaft noch, um aus der Krise herauszukommen, schätzt Vedder. Bis dahin finde eine Marktbereinigung statt, etliche Unternehmen würden von der Bildfläche verschwinden. "Wir werden nicht dazu gehören", meint er überzeugt.

In der Woche wohnt der Westfale in seinen Räumen im Betonwerk, an Wochenenden fährt er ins heimatliche Verl, zu seiner Frau. Ab und zu kommt sie auch nach Löbnitz. Vedder hat zwei erwachsene Kinder.

Welche Erfahrungen hat der "Wessi" Vedder in diesen Jahren mit den Anhalter "Ossis" sozusagen aus der Nähe gemacht? Denn zu DDR-Zeiten war er nur ab und zu auf der Leipziger Messe und hatte keine Kontakte zur Bevölkerung. "Gute Erfahrungen", sagt der Unternehmer. "So viel Wärme und Hilfsbereitschaft wie hier kenne ich in den alten Bundesländer nicht".