"Besonders Ostern tat weh" "Besonders Ostern tat weh": Was sich für das Café "Lily" in Dessau durch Corona verändert hat

Dessau - Kaffee und Kuchen gab es in der Corona-Krise nur am heimischen Kaffeetisch. Ende März mussten Gastronomen ihre Lokale schließen. Davon betroffen war auch die „Lily - Genusswerkstatt “ in der Dessauer Kavalierstraße.
„Das war für uns alle ein großer Schock“, berichtet Inhaber Thomas Stittrich, der das Café zusammen mit Sandra Reichenbach leitet. Wie lange sie ihre Lokalität schließen müssen, ahnte da noch keiner.
Erst zwei Monate später ein erster Lichtblick: Es darf wieder geöffnet werden. Das war das Wochenende am 22. Mai. „Wir haben dann erst einmal ein Testwochenende gestartet, um zu sehen, wie das Ganze nun anläuft“, berichtet die Inhaberin Sandra Reichenbach. Aber es lief verhalten an. „Das war so gruselig, dass wir gesagt haben, es macht erst einmal keinen Sinn“, so Stittrich weiter. Die darauffolgenden Tage blieb das Café wieder komplett zu. Erst ab dem 29. Mai ging es wieder bergauf.
In der langen Ruhezeit machte die „Lily“ ihrem Namen „Genusswerkstatt“ dennoch alle Ehre
Die lange Schließung war ein herber Schlag. „Besonders Ostern tat schon sehr weh. Da hatten wir viele Reservierungen“, erzählt der 44-Jährige. Auch wäre Ende April die Zeit der Jugendweihen gewesen. Zahlreiche Buchungen mussten letztendlich storniert werden.
In der langen Ruhezeit machte die „Lily“ ihrem Namen „Genusswerkstatt“ dennoch alle Ehre. Denn in der Werkstatt wurde weiterhin der Ofen geheizt, damit die Gäste auch in Corona-Zeiten Kuchen genießen können. „Wir haben die Aktion ’Lieblingskuchen’ gestartet und über Facebook diesen einmal pro Woche verlost“, erzählt Stittrich.
Und das sei nicht die einzige Aktion gewesen. Die freie Zeit etwa wurde genutzt, um die Küche umzubauen und die Karte zu erweitern. „Wir haben auch selbst gemachte Marmelade hergestellt, verpackt und zum Verkauf angeboten“, erzählt die 33-Jährige Inhaberin. Auch Kuchen konnten die Gäste außer Haus bestellen.
Entlassen werden musste zum Glück niemand
Aber eine lange Ladenschließung kann finanziell ziemlich schnell problematisch werden, schließlich laufen die Kosten für Miete oder etwa Strom weiter. „Wir haben von der Stadt eine finanzielle Unterstützung erhalten“, sagt Stittrich. Aber auch das überbrückt nur eine gewisse Zeit. „Aufgeben wollten wir nicht. Aber noch zwei Monate länger zu, das wäre schwierig geworden“, berichtet Sandra Reichenbach.
Entlassen werden musste zum Glück niemand. Anfang Mai wurde sogar eine neue Mitarbeiterin eingestellt. „Das war schon eine leichte Unsicherheit, aber das war ja schon seit Monaten zuvor ausgehandelt und wir haben uns ja auch gefreut darüber“, erzählen beide. Dass ein Lockdown käme, ahnte ja niemand.
Mittlerweile sind fast zwei Monate seit der Rückkehr vergangenen. Aber kann man schon wieder von Normalität sprechen? „Es ist immer noch kein Vergleich zu vorher“, sagt Stittrich. Spürbar seien noch immer die fehlenden Touristen, aber auch die abgesagten Veranstaltungen in der Stadt. Dennoch kommen von Tag zu Tag wieder mehr Leute in die „Lily“. Besonders das Frühstücksgeschäft läuft gut an.
Eine erneute Schließung durch eine mögliche zweite Welle wollen beide natürlich nicht
Was die Inhaber ärgert, dass in der ganzen Krisenzeit keine einheitlichen Regelungen für Gastronomen gemacht wurden. „In jedem Bundesland gibt es eine andere Handhabung.“ Gäste des Cafés müssen derzeit noch immer ihre Kontaktdaten da lassen, um den Kontaktketten genaustens folgen zu können. Einige Lockerungen gibt es aber. Einen Mund-Nasen-Schutz müssen die Mitarbeiter nicht mehr tragen. „Eine enorme Erleichterung“.
Eine erneute Schließung durch eine mögliche zweite Welle wollen beide natürlich nicht. „Wir haben zwar keine Angst vor dem Virus selbst, aber man sollte es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Man hat ja gesehen, wie schnell es gehen kann.“ (mz)
