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Besitzer von Wärmepumpen sind frustriert und verärgert

Von THOMAS STEINBERG 04.02.2009, 18:19

DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Axel Peine hat schon vor Jahren sein Haus mit einer Wärmepumpe ausgestattet, mit der er die Erdwärme abzapfen kann. Die erheblichen Investitionen schienen sich zu rechnen. Denn auch Wärmepumpen können keine Wunder vollbringen: um dem Grundwasser Wärme abzuringen, muss Energie eingesetzt werden. Peine nutzt dazu, wie rund achtzig weitere Dessauer, Strom.

Umbruch im Jahr 2007

Die Sache rechnete sich. Bis zum Jahr 2007 war der nötige Strom für Wärmepumpen geradezu spottbillig. Gerade einmal 9 Cent tagsüber und 7 Cent in der Nacht verlangten die Stadtwerke in ihrem speziell aufgelegten Tarif. Seit Februar diesen Jahres sind es 21,43 respektive 16,89 Cent.

"Das ist", ahnt Thomas Zänger, Geschäftsbereichsleiter Kundendienstleistungen bei den Dessauer Stadtwerken, "schwer zu vermitteln." Und er kann sogar ein gewisses Verständnis für Peine aufbringen, der sich seit Monaten eine zähe Auseinandersetzung mit dem örtlichen Stromanbieter liefert.

Peine und die Stadtwerke bewegen sich bei ihrem Streit in einem dichten Verhau aus Vorschriften, Gesetzen, ökonomischen Interessen, technischen Erwägungen und ökologischen Beurteilungen.

Wärmepumpen sind ganz allgemein ein Gegenstand steter Auseinandersetzungen geworden. Längst mehren sich die Stimmen, die deren ökologische Nachhaltigkeit bezweifeln: Die Stiftung Warentest stimmt ebenso in diesen Chor ein wie die Umweltlobbyisten vom Bund. Die Jury Umweltzeichen lehnte es 2004 trotz Empfehlung des Umweltbundesamtes ab, den Blauen Engel für strombetriebene Wärmepumpen zu vergeben. Die Kritik entzündet sich an der Ökobilanz von Wärmepumpen, die nur in hervorragend gedämmten Häusern aufgeht. Zudem werden Wärmepumpen ganz überwiegend mit Atom- und Kohlestrom angetrieben - also mit nicht regenerativen Energien.

Unterstützung fanden Wärmepumpenhersteller dagegen zum Beispiel beim Energiekonzern E.on, welcher nicht unbedingt bekannt ist für ein exzessives Umweltengagement. Doch E.on darf sich bestätigt fühlen: Im seit August 2008 gültigen "Gesetz zur Förderung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich" werden Wärmepumpen als Alternativen aufgeführt (sofern sie bestimmte Leistungskennziffern erfüllen). Kritiker sprachen von einem Erfolg der Stromlobby.

Denn sie, die Stromlobby, hat durchaus Interesse an Wärmepumpen. Nicht nur, dass diese Stromverbraucher sind - sie dienen als einer Art Puffer, Lastprofile etwas zu glätten. Typische Wärmepumpentarife sind nämlich an eine Bedingung gekoppelt: Die Stromversorgung kann bis zu drei Mal täglich bis zu jeweils zwei Stunden unterbrochen werden. Das geschieht immer in Spitzenbelastungszeiten - für die der Strom an der Börse besonders teuer gehandelt wird.

Der Wärmepumpenbetreiber muss deshalb seine Anlage überdimensionieren, um die Abschaltzeiten überbrücken zu können. Im Gegenzug bieten viele Stromversorger Wärmepumpenstrom besonders günstig an, teilweise zu wenig mehr als der Hälfte des Normaltarifs. Manch Kritiker vermutet dahinter eine Quersubventionierung - was die Energielieferanten regelmäßig bestreiten.

Ein wesentlicher Kostenfaktor sind dabei die Durchleitungsentgelte, die beim unterbrechbaren Wärmepumpenstrom besonders niedrig angesetzt werden (und die auch der Anbieter vor Ort kalkulieren muss). Was aber heißt: Überregional funktionieren die Tarife nicht. Die sich aufschaukelnden Netznutzungsentgelte stehen dem entgegen. So gibt es kaum einen Anbieter, der Wärmepumpenstrom außerhalb eines mehr oder minder eng umrissenen Gebietes anbietet.

Dessau ist für Fremdanbieter vollkommen uninteressant - einen Wettbewerb beim Wärmepumpenstrom gibt es nicht, räumt selbst Zänger ein. Denn ein ermäßigtes Netzentgelt für Wärmepumpenstrom gibt es hier seit einigen Jahren nicht mehr, wobei man jetzt wieder ein günstigeres bei der Regulierungsbehörde beantragt habe.

Und so zog der Preis pro Kilowattstunde in nur zwei Jahren auf mehr als das Doppelte an - und liegt nur unwesentlich unter dem des Basistarifs. Zudem wird Wärmepumpenstrom nun rund um die Uhr geliefert - Anlagen wie die von Peine sind mithin überdimensioniert.

Haushaltsstrom günstiger

Der hat nachgerechnet: Wenn er normalen Haushaltsstrom einsetzt, kommt er günstiger, weil er die Kosten für einen zweiten Zähler sparen könnte. Bei angenommenen 8 000 Kilowattstunden würde Peine nach seiner Rechnung im Jahr rund 1 660 Euro zahlen, mit dem Wärmepumpentarif 1 700. In Leipzig könnte er für 1 240 Euro die Wärme aus der Erde fördern.