Beim Abspann schaut Siegfried kurz vorbei
Dessau/MZ. - Gerade ist er von einem Kino aus Halle herüber gerutscht und vor der Tür wartet schon der Wagen, der ihn zur Abendvorstellung nach Berlin-Marzahn bringen soll. Aber niemand behauptet schließlich, dass eine Promotion-Tour Erholung ist. Und egal, wie ihm und seinen Leuten auch die Zeit im Nacken sitzt: Tom Gerhardt nimmt sich ein paar Minuten. Im Kinosaal erzählt er vom Stress mit 18 Ferkeln, die sich auf dem Set beim Dreh befanden, entschuldigt sich dafür, dass er die Autogrammkarten schon im Auto vorschrieb und bittet die Leute ganz schnell ins Foyer, um sich diese abzuholen.
Nach eineinhalb Stunden Spaß mit Humor à la Gerhardt folgt ihm Jung und Alt willig, reihen sich Fans ein und zücken Kameras und Fotohandys. "Uns ist es wichtig, nicht nur in die Großstädte zu kommen, wo sowieso immer was los ist", sagt Gerhardt später, als die meisten gegangen sind. Ein junges Mädchen kommt noch schnell, auf Wiedersehen zu sagen und fällt ihm um den Hals. Er sei der erste Prominente, den sie treffe, flüstert sie, Tränen in den Augen. Das geht selbst Gerhardt nahe. "Na, so prominent bin ich nun auch nicht", versichert er.
Das mag man ihm dann wieder doch nicht glauben. Alle, die an diesem Nachmittag ins Kino gekommen sind, kennen seinen Hausmeister Krause und lieben ihn. "Ich bin sein größter Fan", sagt Marko aus Dessau. Er liebt Gerhardts "Gequatsche" und ganz besonders dessen Ballermann-Film. Mindestens einmal pro Monat sieht Markos sich diesen an. Jetzt trägt er stolz ein paar Autogrammkarten davon.
Tom Gerhardt erinnert sich indessen an seine jungen Jahre, als er davon träumte, mit einen Schwert auf dem Pferd sitzend, in die Schlacht zu ziehen. "Ich hatte ein Ritterbuch von meinen Eltern, das war wunderbar illustriert und total faszinierend", erzählt er. Ein Ritter von edlem Geblüt ist er als Siegfried
zwar nicht, aber immerhin darf er im Film ein Schwert tragen. "Wir sind ja mit Siegfried sehr salopp umgesprungen und haben ihm ein ganz neues Gesicht gegeben, ein komplett naives." Sein Siegfried sei ein Held mit dem Verstand eines Sechsjährigen, der die ganz Welt lieben und umarmen möchte. Nicht alle können mit dieser eigenwilligen Sicht auf die urdeutsche Sage leben. "Natürlich hat sich die ganz konservative und humorlose Fraktion beschwert", erzählt er. Egal. "Die Hauptsache ist doch, dass es dem Publikum gefällt", meint der Schauspieler und Comedian.
In Dessau hat sich das bestätigt. Hier mag man Gerhardt, ob nun im Verein mit Dackel Bodo oder einem Schweinchen. Ein Zusammentreffen seiner beiden tierischen Freunde schließt er allerdings aus. "Das würde dem Bodo sicher nicht gefallen."