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Bei Dachbrand alles verloren Bei Dachbrand in Dessau-Waldersee alles verloren: Tina Klück freut sich über rührende Hilfsaktionen

Von Daniel Salpius 18.06.2019, 11:45
In Tina Klücks Wohnzimmer zeigen sich die Ausmaße der Zerstörung.
In Tina Klücks Wohnzimmer zeigen sich die Ausmaße der Zerstörung. Klück

Dessau - Der laute Knall reißt Tina Klück in ihrer Walderseer Wohnung aus dem Schlaf. Der Gedanke, dass der Blitz in das Dach über ihrem Kopf eingeschlagen hat, kommt der alleinerziehenden Mutter gar nicht. Der Anruf eines Nachbarn rettet sie.

Er habe das Gefühl, sagt der Nachbar, ihr Balkon brenne. Da ziehen bereits Rauchschwaden durch Tina Klücks Wohnzimmer. Tatsächlich brennt der Dachstuhl. Die 35-jährige Krankenschwester holt ihre fünf- und siebenjährigen Söhne aus dem Bett und flüchtet barfuß und im Nachthemd aus dem Dachgeschoss ins Freie.

Das war die Nacht zum Mittwoch vergangener Woche. Noch immer sei sie extrem dünnhäutig, erzählt Tina Klück am Montag. „Es braucht mir nur jemand ein bisschen fester die Hand zu drücken, dann rollen die Tränen.“ Der Brand hat das dreistöckige Wohnhaus in der Alten Mildenseer Straße unbewohnbar gemacht.

Acht Familien verloren von jetzt auf gleich ihr Zuhause

Acht Familien verloren von jetzt auf gleich ihr Zuhause. Auf 600.000 Euro wird der Schaden geschätzt. Tina Klück und ihre Söhne hat es dabei ganz besonders hart getroffen. Ihre Wohnung ist durch Löschwasser und Rauch vollkommen zerstört. Mit dem Handy hat sie das Ausmaß der Zerstörung dokumentiert.

Decken wurden bei der Suche nach Glutnestern aufgerissen. Möbel, Kleidung, Habseligkeiten - so gut wie alles ist hin. Selbst von Dingen, die noch in Ordnung scheinen, muss sich die Familie trennen. „Das ist alles kontaminiert vom Rauch und vom Löschwasser.“ Lediglich die wichtigsten Dokumente und ein bisschen Geschirr hat Klück retten können.

Doch ist mit der verzweifelten Lage, in der sich die Familie befindet, nur ein Kapitel der Geschichte erzählt. Das andere handelt von der noch immer ungebrochenen Welle aus Anteilnahme und Hilfsbereitschaft, die Tina Klück seit dem Brand schier überwältigt.

Bekannte, aber auch Fremde drückten ihr Mitgefühl aus, boten Hilfe und Sachspenden an

„Es kamen hunderte Nachrichten über alle Kanäle“, beschreibt Klück. Bekannte, aber auch Fremde drückten ihr Mitgefühl aus, boten Hilfe und Sachspenden für ihre Jungs. „Ich habe immer nur daran gedacht, dass ich gar keinen Schrank habe, geschweige denn überhaupt einen Ort für die ganzen Sachen.“ Sie sei unglaublich dankbar für die viele Hilfe, es habe sie im ersten Moment aber auch überfordert.

Hier sprang die Walderseer Feuerwehr für sie in die Bresche. Via Facebook starten die Kameraden vergangene Woche einen Spendenaufruf für Tina Klück, um Kleidungsstücke, Schuhe und Schulmaterialien für ihre Kinder zu beschaffen. „Das war eine riesige Stütze für mich. Ich konnte den Spendern einfach sagen, dass sie sich an die Feuerwehr wenden können“, so Klück. „Die Kameraden haben die Sachen für mich gesammelt, gelagert und sogar schon vorsortiert.“

Dirk Wiebesiek von der Walderseer Feuerwehr, der die Spendenaktion koordiniert hatte, zeigte sich am Montag überwältigt von der großen Resonanz. „Wir hatten schon am Freitag so viele Kleider zusammen, dass wir den Spendenaufruf am Samstag stoppen mussten“, so Wiebesiek. „Wir hätten locker 20 Jungs einkleiden können.“ Die Leute seien teils sogar aus Leipzig angereist. Auch Geld hat die Wehr gesammelt. „2.900 Euro sind zusammen gekommen“, berichtet der Feuerwehrmann.

„Ich funktioniere nur noch, schon allein für meine Söhne. Sie brauchen jetzt Normalität.“

Doch Hilfe kommt auch von anderer Seite. Als Tina Klück die Mutter eines Schulkameraden ihres Sohnes um Arbeitsblätter und Hausaufgaben bittet, bietet diese ihr kurzerhand ihr Gästezimmer an, wo die Familie, nachdem sie die ersten Tage zu Klücks Eltern gezogen war, untergekommen ist. „So etwas ist nicht selbstverständlich. Wir sind da unheimlich weich gefallen“, erzählt Klück. Dankbar ist sie auch ihren Arbeitskollegen von Station 25 am Dessauer Klinikum, die Dienste getauscht hätten, damit sie frei machen kann.

Denn zu organisieren hat die Krankenschwester jetzt mehr als genug: Verträge kündigen, alles mit der Versicherung klären, das Internet abbestellen. „Ich funktioniere nur noch, schon allein für meine Söhne. Sie brauchen jetzt Normalität.“ Klück setzt sich Zeitetappen. „Ich denke mir, Weihnachten werden wir es wieder schön haben, mit neuen Möbeln und Weihnachtsbaum.“ Aktuell sucht die 35-Jährige dringend eine neue Wohnung. In Waldersee. Denn hier fühlt sie sich wohl. „Waldersee hat Charme.“

Immer wieder kommt Tina Klück auf die 49 Feuerwehrleute zu sprechen, die in der Brandnacht mit elf Fahrzeugen angerückt waren. „Das sind auch alles Väter und Söhne. Die rennen einfach in so ein Haus. Es ist mir wichtig, ihnen zu danken.“ (mz)