Bauhausjubiläum Bauhausjubiläum: Moses-Mendelssohn-Gesellschaft richtet Gropius-Haus in Dessau wieder her

Dessau - Der Fußboden ist aus Waschbeton, wie er oft im vorigen Jahrhundert verbaut wurde. In dem kleinen, spartanisch eingerichteten Raum im Souterrain befindet sich ein Rechercheplatz für Studenten und Besucher.
Im Nachbarraum, den Baumeister Walter Gropius ursprünglich als Keller eines Einfamilienhauses geplant hatte, stehen dicht an dicht Regale mit Hunderten Büchern und Dokumenten. Die beschriebenen Räume gehören zum Moses-Mendelssohn-Zentrum, das die gleichnamige gemeinnützige Gesellschaft seit 1997 im Mittelring 38 betreibt. Es platzt aus allen Nähten.
2019 soll das Haus wieder im ursprünglichen Glanz erstrahlen
Die Moses-Mendelssohn-Gesellschaft wird in den nächsten Monaten in direkter Nachbarschaft ein weiteres Gropius-Haus in seine ursprüngliche Form zurückbauen lassen. Das Haus im Mittelring 40 wurde von dem Verein vor vier Jahren gekauft.
„Schon mehrere Jahre bemühen wir uns um Fördergelder, um das Haus umbauen und nutzen zu können“, freut sich Sabrina Nußbeck, Dessauer Finanzdezernentin und Vorsitzende der Moses-Mendelssohn-Gesellschaft, über den Beginn des Bauvorhabens.
Erst nach einem Besuch des sachsen-anhaltischen Kultusministers im vergangenen Jahr wurden die Weichen für das Bauvorhaben gestellt, schaut Nußbeck zurück. „Da hatten wir Gelegenheit, unseren Beitrag zum Bauhausjubiläum vorzustellen.“ Wenn 2019 Deutschland mit Partnern in der ganzen Welt an das 100. Gründungsjahr des Bauhauses erinnert, dann ist das Gebäude des Bauhausgründers Gropius wieder so hergerichtet, wie es geplant war.
Ingenieurbüro aus Roßlau verantwortet die Arbeiten
Momentan wird die Baustelle vorbereitet. Fußböden und Wände werden von alten Tapeten und Belägen befreit. Auch hat die Bauhausstiftung bauzeitlich wertvolles Zubehör wie alte Lichtschalter oder ein Toilettenbecken für sein historisches Archiv sichern können, sagt Nußbeck.
Vor den Bauherren liegt nun eine Menge Arbeit. Geplant und betreut wird das Bauvorhaben von dem Roßlauer Ingenieurbüro Hofmeister und Schuck. Das Ingenieurbüro ist gerade dabei, die Arbeiten für einzelne Gewerke auszuschreiben.
Das Gebäude war im Laufe der Jahre modernisiert worden. Die Vorbesitzer haben eine Wand versetzt und auch die Fenster der Vorderfront vergrößert. Die sollen wieder verschlossen und durch Lichtbänder ersetzt werden.
Mittelring 40 gehörte zum dritten Bauabschnitt der Gropius-Siedlung
Der Mittelring 40 gehörte wie das Nachbarhaus mit der Nummer 38 zum dritten Bauabschnitt der Gropius-Siedlung. Baumeister Walter Gropius entwarf 1928 einen völlig neuen Haustyp, von dem im Mittelring und im Nordweg 100 Häuser gebaut wurden.
Durch die innere Organisation mit halbversetzten Geschossen konnte ein voll ausgebautes Treppenhaus entfallen, so dass die Räume für eine vierköpfige Familie auf 57 Quadratmetern platzsparend untergebracht werden konnten. Das Wohnzimmer war zum Garten hin orientiert.
Das Haus besitzt noch ein originales Fenster. Zwei Schlafräume waren ein halbes Geschoss höher hin zur Straße ausgerichtet. Unter ihnen befanden sich früher im Souterrain außer dem Wirtschaftskeller auch ein Bad und eine Waschküche.
Gebäude wieder denkmalgerecht herrichten
Wenngleich die Räume künftig als Archiv samt Leseplatz genutzt werden sollen, so wollen die Bauherren das Gebäude wieder denkmalgerecht herrichten. Dafür werden in erster Linie Fördergelder des Landes genutzt.
80.000 Euro ist Sachsen-Anhalt der Umbau wert. Auch Lotto-Toto Sachsen-Anhalt, die Volksbank Dessau-Anhalt, und die Stadt Dessau-Roßlau unterstützen das Bauvorhaben, so dass insgesamt 110.000 Euro zur Verfügung stehen.
Nußbeck rechnet zum Bauhausjubiläum mit vielen Besuchern in Dessau-Roßlau. „Ich bin mir sicher, dass einige davon unser neues Moses-Mendelssohn-Zentrum besichtigen werden.“ (mz)
