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Gartenreich Dessau-Wörlitz Barock trifft Moderne in Schloss Oranienbaum: Kulturstiftung will „Scheper-Fassungen“ restaurieren

Das Barockschloss Oranienbaum bietet viele spannende Geschichten. Eine kann im Bauhaus-Jubiläumsjahr 2025 neu erzählt werden. Wie die mit der Dessauer Gemäldegalerie und dem Bauhäusler Hinnerk Scheper zusammenhängt.

13.10.2024, 12:00
Raumabfolge mit Sichtfassungen - gestaltet von Bauhäusler Hinnerk Scheper.
Raumabfolge mit Sichtfassungen - gestaltet von Bauhäusler Hinnerk Scheper. (Foto: KsDW/ P. Dafinger)

Oranienbaum/Dessau/MZ/HTH. - Wer an Schloss Oranienbaum und den gesamten Ort denkt, denkt an die Zeit des Barock. Dass im „kleinen Holland“, das Prinzessin Henriette Catharina von Nassau-Oranien fern ihrer Heimat schuf, auch das Bauhaus, das 1925 nach Dessau kam, seine Spuren hinterlassen hat, dürfte für viele Besucher neu, aber bald erlebbar sein.

Wie die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz nun verkündet hat, haben nach umfangreichen Voruntersuchungen und Planungen die Restaurierungsarbeiten in fünf Räumen mit den sogenannten „Scheper-Fassungen“ im Schloss Oranienbaum begonnen.

Der Bauhäusler Hinnerk Schepper (1897-1957) hat 16 Räume in Schloss Oranienbaum gestaltet

Die Scheper-Fassungen gehen auf Hinnerk Scheper (1897–1957) zurück, der in den 1920er und 1930er Jahren am Bauhaus wirkte. Insgesamt hatte er 16 Räume im Schloss gestaltet.

Mit der Restaurierung der „Scheper-Fassungen“ könne eine besonders spannende Geschichte neu erzählt werden, teilt die Kulturstiftung mit: „Das Schloss Oranienbaum schlägt eine Brücke von seiner Erbauungszeit im Barock bis zur Moderne“.

Das Barock-Schloss Oranienbaum  hält im Inneren Überraschungen bereit.
Das Barock-Schloss Oranienbaum hält im Inneren Überraschungen bereit.
(Foto: KsDW/ Peter Dafinger)

Doch wie kam es, dass der 1683 begonnene Bau Spuren des 20. Jahrhunderts zeigt? Einer Zeit, die geprägt war von tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen.

Ludwig Grote hatte Einrichtung einer Filialgalerie vorgeschlagen

Im Jahr 1927 ist das Schloss Oranienbaum der Joachim-Ernst-Stiftung übertragen und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Zu dieser Zeit erhielt die neu gegründete Anhaltische Gemäldegalerie in Dessau die Erlaubnis, dort ihre Sammlung auszustellen, heißt es in der Pressemitteilung der Kulturstiftung.

Die Idee, eine Filialgalerie einzurichten, geht auf Ludwig Grote zurück. Er war von 1927 bis 1933 Direktor der Gemäldegalerie. Er erkannte, dass das Dessauer Palais Reina, wo die Galerie untergebracht war, nicht genügend Platz für die Präsentation der umfangreichen Sammlung bot. Daraufhin wurde der Bauhausmeister Hinnerk Scheper von Grote beauftragt, Farbfassungen für die Ausstellungsräume im Schloss zu entwickeln.

Scheper, der von 1925 bis 1933 Leiter der Wandmalabteilung am Bauhaus Dessau und Bauhaus Berlin war, erbrachte diese Leistung allerdings nicht als Mitarbeiter des Bauhauses, sondern als Freiberufler.

Die zum Teil noch erhaltenen Raumfassungen jener Zeit sind wohl die einzig noch erhaltenen originalen Ausstattungen aus dem gestalterischen Schaffen Schepers

„Die zum Teil noch erhaltenen Raumfassungen jener Zeit sind wohl die einzig noch erhaltenen originalen Ausstattungen aus dem gestalterischen Schaffen Schepers“, stellt die Kulturstiftung fest. Von den 15 Räumen im Erdgeschoss wurden neun nach Schepers Vorgaben gestaltet, fünf davon besitzen noch die ursprüngliche Sichtfassung.

Die Restaurierungsarbeiten haben begonnen.
Die Restaurierungsarbeiten haben begonnen.
(Foto: KsDW/ Robert Hartmann)

Im Obergeschoss wurden sieben von 14 Räumen bearbeitet, von denen drei noch sichtbar die originale Ausstattung von 1927 aufweisen. Nun werden 5 Räume im Obergeschoss restauriert. Laut Kulturstiftung sollen die Arbeiten sollen bis zum Ende des Jahres dauern. Die Restaurierung der Böden, Paneelen und Türen ist für 2026 vorgesehen.

Erlebnis wie vor 100 Jahren ab der kommenden Saison im Schloss

Besucher werden die restaurierten Scheper-Fassungen erstmals mit der Eröffnung der neuen Saison im Frühjahr 2025 zu sehen bekommen. Präsentiert werde ein Zustand wie im Jahr 1927.

Dass diese Farbfassungen erhalten geblieben sind, ist auch darauf zurückzuführen, dass das Schloss Oranienbaum von 1948 bis 2002 durch eine Abteilung des Landesarchivs genutzt wurde. Unter den Farbfassungen finden sich auch ältere Elemente, einige aus der Zeit um 1900.

Möglich wird die Restaurierung dank einer großzügigen Förderung durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Wittenberg und dem Land Sachsen-Anhalt.