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Komfortabler nach Berlin Bahn modernisiert Regionalzüge für Linie RE 7 - Umbauten erfolgen im DB-Werk in Dessau

Von Daniel Salpius 07.07.2021, 10:05
Lokführer Björn Ruthe fährt den neuen Zug in Richtung Bahnwerk Dessau.
Lokführer Björn Ruthe fährt den neuen Zug in Richtung Bahnwerk Dessau. (Foto: Ruttke)

Dessau/MZ - Toiletten in Regionalzügen gehören gemeinhin zu den Orten, die Reisende wenn irgend möglich meiden. Das Bord-WC des frisch modernisierten Regional-Expresses, der bald auf der Linie RE 7 zwischen Dessau und Berlin unterwegs sein wird, erinnert entgegen dieses Klischees an eine kleine Wohlfühloase. Gediegene Farben, Bilder an den Wänden, behindertengerechte Einbauten, viel Platz und Komfort. Graffiti-hemmende Folien sollen dafür sorgen, dass der gute Eindruck lange bleibt.

Das beeindruckte am Montag auch Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU), der sich das Ergebnis der Aufwertung am Dessauer Hauptbahnhof anschaute. Er könne sich noch an Zug-Toiletten zu DDR-Zeiten erinnern, erzählte er vor Medienvertretern. Da habe man unter sich die Schienen sehen können. Dem nagelneuen Örtchen im Regionalexpress attestierte er ein „ansprechendes Ambiente“.

Bahn will bis Ende 2022 150 Millionen in die Zugflotte investieren

Die DB Regio baut bis Ende 2022 sukzessive ihre Zugflotte für das Netz Elbe-Spree um. 150 Millionen Euro will die Bahn in die Modernisierung der mehr als 200 Waggons, Elektroloks und Triebwagen investieren. Ein Teil der Summe fließt auch ins Dessauer Bahnwerk, das mit einigen der diversen Umbauten betraut wurde.

Erste modifizierte Elektrolok im Lokprüfzentrum in Dessau
Erste modifizierte Elektrolok im Lokprüfzentrum in Dessau
(Foto: Ruttke)

Was die Frischekur für die Züge alles beinhaltet, präsentierte die Bahn am Montag anhand des ersten fertig modernisierten Regional-Expresses, der ab November zwischen Dessau und Berlin seinen Dienst antritt. Sitze, Fußböden und Haltestangen wurden erneuert. Innen wie außen hat sich das Erscheinungsbild des Zuges sichtbar verjüngt. „Es gibt mehr Platz für Gepäck und Fahrräder und eine bessere Kennzeichnung des Fahrradabteils von Außen. Außerdem stehen ausreichend Steckdosen und kostenloses WLAN zur Verfügung“, zählte Carsten Moll, Vorsitzender DB Regio Nordost auf. Der Zugang zum mobilen Netz bleibe jedoch abhängig vom Empfang in der Umgebung, so der zuständige Projektleiter Olaf Möller. Weitere Neuerungen sind größere Monitore, auf denen Fahrgäste über Fahrzeiten und Anschlüsse informiert werden. Mit zusätzlichen Kameras im Innern soll die Sicherheit erhöht werden. Sensoren zählen die Fahrgäste. „Der Zug ist ein rollender Computer“, fasst Möller zusammen. Die Innenausbauten werden im DB Werk in Wittenberge sowie von der Firma Alstom vorgenommen.

Eine kurze Probefahrt mit dem runderneuerten RE führte vom Dessauer Hauptbahnhof ins Dessauer Bahnwerk. Hier werden bis November 2022 insgesamt 29 Elektroloks mit zusätzlicher IT-Technik aufgerüstet. Neben 800 Metern Kabel, Rechnern und weiterer Hardware wird der Führerstand in Dessau mit einem zusätzlichen Monitor ausgestattet. Das alles soll der besseren Kommunikation zwischen Waggons und Lok dienen und den Fahrgästen Informationen in Echtzeit liefern - etwa zu Verspätungen und Anschlüssen.

Insgesamt 29 E-Loks werden in Dessau umgebaut und angepasst

Die ersten beiden Loks hat Jan Wegener, Projektleiter im Werk, mit seinem Team bereits umgebaut. Sie dienen nun als Muster für die weiteren 27. „Die größte Herausforderung für uns war, passende Einbauorte für die verschiedenen IT-Komponenten zu finden“, so Wegener. Im neuen Lokprüfzentrum der DB Instandhaltung stand eine der Loks am Montag bereit zur Endabnahme. „In Wittenberge sollen sie nun zusammen mit den Waggons getestet werden“, erklärte Werksleiter Olaf Storeck. Welcher Teil der Investitionssumme nach Dessau fließt, konnte Storeck auf Nachfrage nicht ad hoc beantworten.

Die Fahrradabstellflächen in den Zügen wurden vergrößert.
Die Fahrradabstellflächen in den Zügen wurden vergrößert.
(Foto: Ruttke)

Mit der Flottenerneuerung habe die Bahn auch das Ziel im Blick, Dessau-Roßlau als wichtigen Verkehrsknotenpunkt zu stärken, sagte Martin Walden, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, beim Pressetermin. Das Bahnfahren werde damit zuverlässiger. „Wir empfehlen uns noch mehr als umweltfreundliche Alternative zum Auto“, so Walden weiter.

Minister Webel (links) und Bahn-Bevollmächtigter Martin Walden machen sich ein Bild vom Bord-WC „mit Ambiente“.
Minister Webel (links) und Bahn-Bevollmächtigter Martin Walden machen sich ein Bild vom Bord-WC „mit Ambiente“.
(Foto: Ruttke)

Dass Dessau-Roßlau mit einem IC-Halt bald auch wieder an den Fernverkehr angeschlossen wird, wollte Walden hingegen nicht versprechen. Wobei er dies auf Nachfrage auch nicht grundsätzlich ausschloss. „Wir schauen uns immer an, wie sich die Fahrgastzahlen entwickeln“, erklärte er. Die müssten erst stimmen, denn Fernverkehr sei ein „eigenwirtschaftliches Geschäft“.