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Aus für Motorbootrennen? Aus für Motorbootrennen in Dessau? Streit um Baugenehmigung bringt Veranstalter zur Verzweiflung

Von Lisa Garn 14.02.2017, 10:13
Die Bodenplatte ist gegossen, der Bootsschuppen fehlt. Ob noch einmal Motorboote über den Kornhauskurs fahren werden?
Die Bodenplatte ist gegossen, der Bootsschuppen fehlt. Ob noch einmal Motorboote über den Kornhauskurs fahren werden? Archiv/Sebastian

Dessau - Eine lange Tradition steht vor dem Ende: Nach der Absage 2016 wird das Internationale Motorbootrennen auch in diesem Jahr nicht auf der Elbe am Dessauer Kornhaus stattfinden. Zur Debatte steht nun auch, ob die Veranstaltung ab 2018 in die Lutherstadt Wittenberg abwandert.

„Es gibt weder genug Platz noch Geld, um den Kornhaus-Kurs weiterhin ausrichten zu können“, sagt Andreas Schulze. Der Chef des Vereins MBC Elbe-Dessau sieht die Gründe für die neuerliche Absage vor allem im Ärger um den Bau eines neuen Bootsschuppens auf dem Gelände am Leopoldshafen.

Seit 2015 will der Verein Ersatz für ein Gebäude, das durch das Hochwasser geschädigt worden war. Das Fundament ist bereits gesetzt, auch die neue Blechhalle ist schon gefertigt. Doch die Stadt hat einen Baustopp verhängt. Weil keine Baugenehmigung vorlag.

Immer neue Auflagen sorgen für Ärger

„Ich verstehe ja, dass es Auflagen gibt - und wir bemühen uns, sie zu erfüllen. Aber nicht fast zwei Jahre lang“, sagt Schulze. „Es kommen immer neue Forderungen statt einfach mal eine Gesamtliste vorzulegen, die wir abarbeiten.“ Die Stadt weist diesen Vorwurf zurück.

Nach Antragseingang am 4. Februar 2016 habe es wie üblich nach erster Sichtung der Fachämter eine komprimierte Nachforderungsübersicht am 12. Februar 2016 gegeben. Diese sei hinsichtlich der wasserrechtlichen Anforderung mit Schreiben vom 24. März 2016 konkretisiert worden.

Im Ergebnis hat der Verein trotzdem schon mehrere tausend Euro für ein Gutachten zur Statik zahlen müssen, das nicht eingeplant war. Und eine Genehmigung für den Bau fehlt bis heute. „Wir haben auf dem Gelände eine Baustelle, die nicht fertig wird. Da ist an ein Rennen überhaupt nicht zu denken.“ Der Bootsschuppen ist für Ausrüstung und ein Rettungsboot vorgesehen, die für das Rennen und den Trainingsbetrieb nötig sind.

Unklarheit bei der Stadtverwaltung: Baugenehmigung ja oder nein?

Nach der Flut 2013 hatte der Verein als Pächter des Geländes über die Stadt als Eigentümerin Flutmittel beantragt. Etwa 80.000 Euro Schaden waren entstanden. Neben dem Bootsschuppen auch am Start- und Zielturm, der ebenfalls wieder instand gesetzt werden soll. Rund 74.000 Euro gewährte das Land damals über die Investitionsbank. Auch von Lotto Toto gab es einen Zuschuss von 5.000 Euro.

2015 begann der Verein zu bauen. „Dass wir keine Baugenehmigung brauchen, das hatte uns der damals für den Bereich Sport und Kultur Zuständige bei einem Termin vor Ort so gesagt“, sagt Schulze. Doch wie sich im Nachhinein heraus stellte, ist für den Ersatzneubau eine Genehmigung nötig.

Und weil der in einem Überschwemmungsgebiet liegt, braucht es auch eine Ausnahmegenehmigung. Die Baugenehmigung ist inzwischen für Anfang März in Aussicht gestellt. „Die genehmigungsfähigen Unterlagen für die wasserrechtliche Genehmigung wurden Ende letzter Woche eingereicht“, sagte Dessau-Roßlaus Stadtsprecherin Cornelia Maciejewski.

Diese werden - krankheitsbedingt - in etwa drei Wochen fertiggestellt sein. „Eine Woche später kann die Stadt die Baugenehmigung ausreichen.“ Auflagen seien allerdings wahrscheinlich.

Viel Frust beim MBC: Wandert das Rennen jetzt nach Wittenberg?

Doch das könnte für den Verein und das Projekt zu spät sein, fürchtet Schulze. Denn es drohe eine Rückzahlung von Fördermitteln. „Die Investitionsbank hat angekündigt, dass wir bis zum März die restlichen Mittel für die Elektrikarbeiten aufbrauchen müssen, sonst müssen wir alles zurück zahlen. Und auch Lotto Toto macht Druck, dass das Gesamtprojekt endlich mal fertig wird. Und selbst wenn wir jetzt zeitnah die Genehmigung bekommen – eine Elektrofirma kann so einen Auftrag nicht von heute auf morgen ausführen.“

Die Lage sei inzwischen existenzbedrohend für den Verein. Unter den 23 Mitgliedern herrsche Frust, sagt Schulze. „Ich verstehe die Stadt da auch nicht. Wir sind ein Verein, der von Mitgliedsbeiträgen und Sponsoren lebt“, sagt Schulze. „Wir haben hier einen von nur zwei Leistungssportvereinen für Motorbootsport in Sachsen-Anhalt. Wir haben ein internationales Rennen, bei dem der Name der Stadt nach außen getragen wird. Und dann hat man das Gefühl, dass es hier nur noch Handball und Leichtathletik geben soll.“

Traditionsreiches Motorbootrennen findet seit 50 Jahren in Dessau statt

Das Motorbootrennen am Dessauer Kornhaus hat 1957 das erste Mal stattgefunden. 2015 wurde ein halbes Jahrhundert gefeiert - mit der 50. Veranstaltung. Insgesamt 55 internationale Teilnehmer waren damals am Start. „Das war ein Paukenschlag“, blickt Schulze auf die gute Zahl zurück. Aber das Rennen war am Ende auch ein Zuschussgeschäft. 42.000 Euro kosteten die drei Tage insgesamt.

Der Aufwand für ein Motorbootrennen ist groß. So muss der Verein die Elbe sperren lassen, medizinische Versorgung und sanitäre Anlagen bereit stellen, auch das Rahmenprogramm und Versicherung kosten. Auf dem Gelände am Leopoldshafen muss auch ausreichend Platz geschaffen werden für den Rettungsdienst, Rennleitung und Verpflegung. „Das Rennen war schon immer ein Kraftakt“, gibt Schulze zu. „Aber wir haben auch immer mehr das Gefühl, dass es nicht gewollt ist.“

Das Training kann derzeit nur eingeschränkt stattfinden. Und mit der neuerlichen Absage des Rennens insgesamt leide der Ruf, sagt Schulze. „Wenn man so eine lange Pause macht, wird es schwer, die Leute wieder zu aktivieren. Man müsste das wieder mühsam zum Laufen bekommen - und es ist die Frage, ob sich das noch lohnt.“

Finden die Rennen ab 2018 in Wittenberg statt?

Die Region hatte bereits 2015 ein Rennen verloren: Nach zwölf Jahren Veranstaltungen wurde das Aus für die Motorboot-WM und Motorboot-EM auf der Goitzsche verkündet. Dabei ist der Sport attraktiv. Der MBC Elbe-Dessau ist zuletzt von mehreren Städten angefragt worden, Rennen auszurichten, sagt Schulze.

Nach Groß Köris in Brandenburg wird der Verein als Organisator zusammen mit einem Berliner Partner in diesem Jahr im Juli ausweichen. Und auch aus Wittenberg gibt es eine Anfrage, die Rennen ab 2018 dort auf der Elbe stattfinden zu lassen, sagt Schulze. Er habe zugesagt. (mz)