1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Augenklinik Dessau: Augenklinik Dessau: Schnitte auf der Hornhaut

Augenklinik Dessau Augenklinik Dessau: Schnitte auf der Hornhaut

Von Steffen Brachert 14.05.2004, 16:20

Dessau/MZ. - Fankhausers Büro ist klein und voll gestopft mit modernster Computertechnik. "Das geht gar nicht mehr ohne", sagt der Mann aus der Schweiz, der seit Juni 2002 in Dessau zu Hause ist. England, Indien, Amerika. Fankhauser hat viel gesehen von der Welt. "Überall hat es mir gut gefallen", sagt der Schweizer, der es trotz der heimischen Berge schafft, von Dessau und Wörlitz zu schwärmen. "Das ist im Moment meine Heimat. Ich fühle mich wohl hier." Fast zwei Jahre ist Fankhauser jetzt in Dessau. "Ich habe nicht Lust, unter ferner liefen zu sein", meinte der Schweizer damals. Dessau ist es nicht.

"Wir können auf dem Auge erstaunlich viele Dinge ungestraft tun", sagt Fankhauser. "Doch man darf den Leuten nichts vormachen, muss realistisch sein." Operiert wird der Graue Star, der Grüne Star, wird auf der Netzhaut, an der Hornhaut. Die Ergebnisse, die können sich sehen lassen: "Wir kriegen heute fast alle Fehlsichtigkeiten behoben. Wir sind sogar oft in der Lage, Fehler aus der Anfangszeit der Lasertechnik zu beheben."

Dessaus Augenklinik ist modern und spezialisiert: auf Komplikation der Hornhaut, Trübungen oder Vernarbungen. Sind die oberflächlich, lässt sich das lasern. Sitzen die Ursachen tiefer, wird Hornhaut transplantiert. Mikrokeratom heißt das kleine Gerät, das Fankhauser dafür entwickelt hat. Den ersten Test hat es bestanden: Vor fünf Wochen transplantierte Fankhauser eine Hornhaut - mit dem Mikrokeratom. Keine 14 Tage dauerte es, bis die Sicht wieder klar war. "Da stimmte die Kosteneffizienz", gibt der Chefarzt zu. "Und der Patient war zufrieden."

Hornhauttransplantationen sind kompliziert: Das Mikrokeratom hilft, maschinell eine Schicht auf dem Auge abzutragen. Bislang musste das per Hand gemacht werden. Das erfordert viel Geschick. Und auch Mut, sich an die tieferen Schichten des Auges zu wagen. Das neue Gerät eröffnet neue Perspektiven, sagt Fankhauser optimistisch zurückhaltend. Was das neue Geräte wert ist? Fankhauser lächelt: "Das bestimmt der Markt. Es wird sich zeigen, wie viele Leute umsteigen. Besser und billiger ist es eigentlich." Doch erst der Anfang ist gemacht. "Wir haben bislang nur den einfachsten Fall, die einfachste Operation getestet."

Zwölf Augenärzte zählt das Städtische Klinikum, längst sind sie halbe Physiker und Informatiker. Die Lasertechnik hat sich in den letzten Jahren enorm weiter entwickelt, zwei Generationen genau. "Die Sicherheitsstandards von einst und heute sind nicht mehr vergleichbar." Lasern ist sicherer geworden und teuer geblieben. Fehlsichtigkeit zu beheben, ist fast immer eine kosmetische Operation - und damit selbst zu bezahlen. 1 800 Euro kostet die Reparatur eines Auges. "Wir sind da im Mittelfeld", sagt Fankhauser - und trotzdem teuer. "Wir sind im Osten. Da spielt das Geld schon eine große Rolle."

Doch selbst in der Region weiß kaum einer, dass Dessau ähnliches sogar noch besser anbietet als die großen Lasikzentren in Leipzig und Berlin. 80 Laseroperationen hat Dessau bislang gemacht. 150 werden zur Auslastung gebraucht. Doch mit Werbung tut sich Dessau schwer. "Ich bin Mediziner und kein Handelskaufmann. Ich verbringe lieber Zeit beim Patienten", sagt Fankhauser. Oder im kleinen Forschungszentrum, das sich die Augenklinik aufgebaut hat. Unaufgeräumt. "Kreativ", sagt Fankhauser. Das Mikrokeratom made in Dessau ist erst der Anfang.