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Anschlag auf indisches Restaurant Anschlag auf indisches Restaurant: Sprachlos über die Wut der Zerstörung

04.10.2002, 15:38

Dessau/MZ/ihi. - Manjit Sing Johal will nicht viel sagen. Was soll er auch nach Worten suchen, wenn die Bilder eine eindeutige Sprache sprechen. Die Bilder beginnen hinter der Tür seines indischen Restaurants "Taj Palace" gegenüber dem Schlachthof in Dessau-Nord. In der Nacht zum 3. Oktober drangen Unbekannte durch eine Seitentür in die Gaststätte ein und hinterließen eine in Dessau bislang beispiellose Spur der Verwüstung.

Für Johal und seine Mitarbeiter sollte der Tag der deutschen Einheit ein ganz normaler Arbeitstag werden. Als er jedoch gegen 10 Uhr in sein Restaurant kommt, schlägt ihm ein penetranter Geruch entgegen, und in allen Räumen, ob Küche, Vorratsraum, Büro, Toiletten oder Gastraum, sieht der Inder Schwarz. Mehr als 25 Liter Flüssigkeit, so schätzt die wenig später eintreffende Kriminalpolizei, wurden hier im Schutz der Dunkelheit verkippt. "Ich denke, dass ist ein Kaltanstrich, eine Mischung aus Teer und Farbe", erklärt Kriminalhauptmeister Axel Meier von der Polizeidirektion.

"Wir kamen mit nichts hierher und haben uns das aufgebaut, nun ist alles unbrauchbar", sagt Restaurantbesitzer Manjit Sing Johal, der das Restaurant seit Mitte der 90er Jahre betreibt, beim Gang durch die Räume. "Das ist ein Geschenk zum Tag der deutschen Einheit", meint Johal bitter. Er hält sich fest an seinem Taschentuch, die Augen sind gerötet. Die Täter, die nach 24 Uhr in das Restaurant einbrachen, haben tatsächlich nichts verschont. Möbel, Wände, Bilder, Dekoration, die gedeckten Tische sind von der schwarzen, stinkenden Brühe überzogen. An den Wänden finden sich zudem mit Farbspray aufgesprühte Hakenkreuze. Alle Gerätschaften in der Küche taugen vermutlich nur noch für den Müll.

"So etwas haben wir noch nicht gesehen", sagt Kripo-Mann Axel Meier. Mit seinen Kollegen sichert er am Donnerstagmittag die Spuren. Fingerabdrücke finden sie an der Hintertür, Fußspuren in den Räumen. "Ich bin mir aber fast sicher, dass die Täter Handschuhe trugen", meint er. Dass die Täter aus der rechten Szene kommen, will er angesichts der Schmierereien nicht ausschließen. Die Anwohner rund im den Schlachthof konnten nach einer ersten Befragung keinerlei Hinweise geben. "Dieses Teergemisch zu verteilen, macht ja auch keinen Lärm", so Meier.

Manjit Singh Johal hofft nun darauf, dass die Versicherung den Schaden zahlt. In Dessau möchte der Inder bleiben. Er wird wohl zunächst versuchen, seinen Pizza-Service wieder in Gang zu bringen.