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Marienheim Annegret Fischer und die „Grünen Damen“ helfen in Dessau seit 30 Jahren gegen Alltags-Blues im Pflegeheim

Seit 30 Jahren machen Grüne Damen da weiter, wofür dem Pflegepersonal die Zeit fehlt. Das sorgt für viele freudige Momente.

Von Danny Gitter 31.10.2021, 14:00
Annegret Fischer geht gerne ins Marienheim.
Annegret Fischer geht gerne ins Marienheim. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau/MZ - Annegret Fischer freut sich jede Woche aufs Neue in das „Marienheim“ zu gehen, ihren grünen Kittel überzuziehen und in Zimmer für Zimmer zu schauen, wer Gesellschaft gebrauchen könnte. „Irgendjemand findet sich immer, der erzählen oder auch einen kleinen Ausflug machen möchte“, erzählt die „Grüne Dame“. Bei allen Arbeiten, die das Pflegepersonal im Heim nicht leisten kann, springen die derzeit 13 ehrenamtlichen Frauen ein.

Vor 30 Jahren gründete sich in Dessau die erste Gruppe „Grüner Damen“ in den neuen Bundesländern. Der ehemalige Chefarzt des Diakonissenkrankenhauses, Ulrich Plettner, sowie der ehemalige Klinikseelsorger, Eberhard Dutschmann und dessen Frau Annemarie Dutschmann, Oberschwester im Krankenhaus, kannten das Modell schon zu DDR-Zeiten aus den Niederlanden und den alten Bundesländern. 1991 entschloss sich das Trio, es auch in Dessau, im damaligen Diakonissenkrankenhaus und im dazugehörigen „Marienheim“, zu etablieren.

„In der Gestaltung des Ehrenamts sind der Kreativität jeder Einzelnen keine Grenzen gesetzt“

„In der Gestaltung des Ehrenamts sind der Kreativität jeder Einzelnen keine Grenzen gesetzt“, sagt Fischer, die derzeit die Ansprechpartnerin der Gruppe ist. Im „Marienheim“ und zur Zeit noch auf den Stationen des ehemaligen Diakonissenkrankenhauses in der Gropiusallee, das Anfang des Jahres mit dem Städtischen Klinikum fusionierte, verrichten sie ihren Dienst. Da wird zugehört, vorgelesen, werden Gespräche geführt, kleine Spaziergänge unternommen, Knöpfe angenäht oder für kleine Geburtstagsrunden ein Kuchen gebacken. Fischer liebt diese Abwechslung. „Wir bringen sozusagen immer wieder frisches Leben ins Heim“, sagt sie.

Denn bei allen Bemühungen des Personals es den Bewohnern so angenehm wie möglich zu machen, wird der Alltag von vielen Routinen und individuellen Altersbeschwerden bestimmt. „Man sieht dort immer wieder, wie beschwerlich es ist, alt zu sein“, erzählt Fischer, die selbst auch schon 73 Jahre Lebenserfahrung hat. Doch wenn die Menschen, die sie besucht, zum Teil auch nur wenige Jahre älter als sie, von früher erzählen, dann kann sie sich ganz gut reinversetzen in „die gute alte Zeit“. Doch die „Grüne Dame“ merkt auch, wie gelassen viele Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem letzten Lebensabschnitt und all den Begleiterscheinungen umgehen. Das macht ihr Mut für das eigene Älterwerden. „Dieses Ehrenamt ist ein Geben und Nehmen“, sagt Fischer.

Die Grünen Damen beim Festgottesdienst
Die Grünen Damen beim Festgottesdienst
(Foto: Thomas Ruttke)

Die wöchentlichen Besuche im „Marienheim“ sind mittlerweile ein integraler Bestandteil im Alltag von Annegret Fischer

Die wöchentlichen Besuche im „Marienheim“ sind mittlerweile ein integraler Bestandteil ihres Ruhestands. Vor sieben Jahren schaute sie bei einem Tag der offenen Tür der Diakonissenanstalt vorbei, wo auch die „Grünen Damen“ auf sich aufmerksam machten. Die ehemalige Datenverarbeiterin suchte eine sinnvolle Beschäftigung, schnupperte für zwei Monate rein und entschied sich zu bleiben. Zu der Zeit waren noch über 20 Grüne Damen und auch drei Herren Teil der Gruppe.

Die Herren sind mittlerweile nicht mehr dabei. Die Zahl der Mitstreiterinnen ist auf 13 gesunken. Doch Fischer ist, auch im Hinblick auf die Zukunft, um Vielfalt bemüht. „Männer jeden Alters sind ebenso eingeladen, wie junge Frauen“, sagt sie. Die derzeitige Altersspanne der „Grünen Damen“ liegt zwischen 50 und 80. Frischer Wind täte da aus ihrer Sicht gut.