Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: Verdi und Schiller im Zyklus
Dessau/MZ. - Man kann Zyklen in ihrer Auserlesenheit noch steigern. Begnügte sich Dessaus Generalintendant bislang mit einem Verdi-Zyklus an sich, so hat sich Johannes Felsenstein für die Spielzeit 2004 / 2005 die komplette Aufführung sämtlicher Opern Verdis nach Dramen Friedrich Schillers vorgenommen. "Wir werden etwas auf die Beine stellen, was es so international noch nicht gegeben hat", ist er sich sicher.
Erleben kann man dies bei den Musiktheatertagen an der Mulde im Jahr 2005. Neben "Johanna d' Arc", "Die Räuber" und "Luisa Miller" fehlt Felsenstein für das ehrgeizige Vorhaben nur noch der "Don Carlos", der unter seiner Regie noch in dieser Spielzeit Premiere haben wird. "Ich kann alle Stücke besser besetzen, als ich es je konnte", freut sich Felsenstein auf die Wiederaufnahmen seiner Inszenierungen. Es wird jedoch auch noch echte Premieren im Musiktheater der Spielzeit 2004 / 05 geben. Da wäre zum Beispiel Rossinis Komische Oper "Der Barbier von Sevilla", die Patrick Guinand inszeniert. Der Franzose sollte dies eigentlich schon früher tun, aus finanziellen Gründen wurde die Inszenierung jedoch verschoben.
In "Das Land des Lächelns" wird in der kommenden Saison das Publikum mit der Operette von Franz Lehár entführt. Ana Hafter, die im Herbst bereits "Der Zauberer von Oz" auf die Bühne brachte, nimmt sich als Regisseurin des Stückes an, das vom Kontrast des fernöstlichen Milieus und dem Gemütston des Wienerischen lebt. Als Musicalproduktion für die nächste Spielzeit kündigt das Anhaltische Theater "Me and my girl" an. Das Stück ist frech-frivole Gesellschaftskomödie und herzergreifende Lovestory in einem. Mit ihm landete Komponist Noel Gay 1937 einen Riesenhit.
Das Kennenlernen vieler Schauspielregisseure für die kommenden Monate kündigte Johannes Felsenstein beim jüngsten Theaterausschuss an, denn noch immer wird die Schauspielsparte nach der Erkrankung von Direktor Helmut Straßburger vorübergehend von Schauspieler Karl Thiele und Dramaturg und Regisseur Ernstgeorg Hering geleitet.
Bediene man in der aktuellen Saison tendenziös die Komödienseite, so kündigte Thiele für die kommende Spielzeit an, "einen Diskurs mit dem jugendlichen Publikum" zu suchen. Gelingen soll dies zum Beispiel mit der Schauspielinzenierung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", nach einer Erzählung von Heinrich Böll. Mit dem Stück "Ghetto", inszeniert für die Marienkirche, will man an den Erfolg der "Anne Frank" am gleichen Ort anknüpfen. "Die Schöne und das Scheusal" heißt das Märchenstück der nächsten Saison in Dessau.
Für das Studio des Anhaltischen Theaters sind 2004 / 05 Urs Widmers Stück "Top Dogs" und Jean Paul Sartres "Geschlossene Gesellschaft" vorgesehen. Das Weill-Fest 2005 bereichert die Dessauer Bühne mit der Inszenierung von "Happy End". Ein Stück, das vor allem durch Weill / Brechtsche Songschöpfungen wie "Surabaya-Johnny" und den "Bilbao-Song" berühmt wurde. Als großen Klassiker stellt das Dessauer Haus Georg Büchners "Dantons Tod" auf die Bühne. Schließlich wird es auch für das Sommertheater im Georgium eine neue Inszenierung geben. Nach Shakespeare ist nun Moliere und dessen Komödie "Der eingebildete Kranke" an der Reihe.
Noch ungewiss ist, wie die Premierentermine für das DessauBallett besetzt werden. Nachdem Ballettchef Gonzalo Galguere seinen Weggang erklärte, müsse man nun erst abwarten, welche Pläne sein Nachfolger habe, erklärte Chefdramaturg Udo Salzbrenner der MZ. Detaillierte Auskünfte werden wohl erst möglich sein, wenn ein Nachfolger benannt wurde. Dies soll laut Theater im kommenden Monat geschehen. Auf die letzte Choreographie Galgueras muss man indes nicht mehr lange warten. Sein "Ausnahmezustand" hat an diesem Sonnabend Premiere.