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Anhaltisches Theater in Dessau-Roßlau Anhaltisches Theater in Dessau-Roßlau: Zukunft mit oder ohne Bücker

Von Heidi Thiemann 24.07.2014, 18:26
Ende Juni unterzeichnen Kultusminister Dorgerloh und Oberbürgermeister Koschig den neuen Theater-Vertrag, für den Generalintendant Bücker (von links) die entscheidenden Impulse gab. Ob er an der Umsetzung des Konzepts mitwirken darf, ist nach der Neu-Ausschreibung von Bückers Stelle ungewiss.
Ende Juni unterzeichnen Kultusminister Dorgerloh und Oberbürgermeister Koschig den neuen Theater-Vertrag, für den Generalintendant Bücker (von links) die entscheidenden Impulse gab. Ob er an der Umsetzung des Konzepts mitwirken darf, ist nach der Neu-Ausschreibung von Bückers Stelle ungewiss. ARCHIV/SEBASTIAN Lizenz

Dessau/MZ - „Kuras sollte André Bücker dankbar sein, der mit Mut Flagge für Kultur nicht nur in Dessau gezeigt hat“, findet Sören Herbst, Landtagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, auf Twitter. In dem Kurznachrichtenportal im Internet macht sich auch die aus Dessau stammende grüne Bundestagabgeordnete Steffi Lemke Luft: „Kleiner Geist reagiert offensichtlich unter Oberbürgermeister Kuras weiter.“

Kuras in der Kritik

Mit seiner Entscheidung, die Stelle von Theaterintendant André Bücker auszuschreiben, erntet Dessau-Roßlaus neuer Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) vielfach Kritik. Zum einen ärgert der Fakt an sich, zum anderen, wie es zu dieser Ausschreibung kam - ohne Beteiligung der Stadtratsfraktionen oder des Theaterausschusses. Dabei hatte Kuras vor der Wahl einen anderen Politik-Stil als sein Vorgänger Klemens Koschig versprochen. Bleibt nun aber doch alles im Rathaus wie gehabt?

Auf seiner Facebook-Seite erklärt Kuras am Tag danach, „die Entscheidung ist mir nicht einfach gefallen“. Er habe am vergangenen Samstag ein durchaus angenehmes Gespräch mit André Bücker gehabt. „Und noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen.“ Zur Zusammenarbeit mit den Fraktionen erklärt er, dass zu bedenken sei, „dass ich just zwei Wochen im Amt bin und wir es mit mehreren Baustellen in der Stadt, als auch der Verwaltung zu tun haben“. Auch wenn es aufgrund der aktuellen Lage nicht den Anschein habe, „bleibe ich bei meinen Versprechen“.

Vergleich mit Oswalt

„Nach Philipp Oswalt darf jetzt nicht die zweite kulturpolitische Größe die Stadt und möglicherweise auch das Land verlassen“, erklären Stefan Gebhardt, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion der Linken im Landtag und sein Dessauer Fraktionskollege Frank Hoffmann.

Wie die Fraktion auf die Stellenausschreibung reagiert hat, lesen Sie auf der folgenden Seite.

Der Fakt der Stellenausschreibung stößt in der Fraktion sauer auf. Denn Bücker habe „alles getan, was man von einem modernen Theaterhaus erwarte“ - es für ein breites Publikum geöffnet, mit neuen Medien junge Menschen angesprochen und sich nicht zuletzt mit Inszenierungen wie der „Beggar’s Opera“ kritisch mit den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandergesetzt. Ursprünglich, erinnert Gebhardt, wollte sich die Landesregierung in den Theaterverträgen ein Mitspracherecht bei der Besetzung der Intendanten sichern. Das sei durch die Linke im Ausschuss für Bildung und Kultur verhindert worden. „Es besteht demnach kein Grund für die Stadt, der Landesregierung bei der Neubesetzung der Stelle Folge zu leisten.“ Trotz der „unwürdigen Umstände“ wolle die Fraktion Bücker ausdrücklich ermutigen, sich auf die Stelle des Generalintendanten zu bewerben. Bücker hatte diesen Schritt am Mittwoch offen gelassen.

Die Stellenausschreibung, erklärt Ulrich Katzer, Geschäftsführer des Bühnenvereins Ost, „darf man als Signal werten“. Die Stadt wäre in der Lage gewesen zu sagen, „es waren erfolgreiche Jahre, André Bücker hat sich für das Haus und den Erhalt der Arbeitsplätze eingesetzt“. Sie hätte den Vertrag also verlängern können. So aber, findet der Chef des Bühnenvereins Ost, „hat Generalintendant Bücker nicht den Lohn bekommen, den er verdient gehabt hätte“.

Normaler Vorgang

Dass nach der Nichtverlängerung des Vertrages die Stelle ausgeschrieben wird, ist für Michael Kaufmann, Geschäftsführer der Kurt-Weill-Gesellschaft, ein normaler Vorgang. Für das Kurt-Weill-Fest sieht er es nicht als Problem, wenn ein Intendantenwechsel stattfinden würde. „Dem Anhaltischen Theater abträglich ist aber, wie das gesamte Verfahren insgesamt gelaufen ist“, stellt er fest. In Zukunft wünsche er sich vom Theater mehr Kooperationswillen mit der Kurt-Weill-Gesellschaft, denn der habe gefehlt. „Wir haben aber immer versucht, eine Lösung zu finden“, sagt der Weill-Fest-Intendant. Er ist stark davon überzeugt, erklärt Kaufmann, dass das Anhaltische Theater eine Zukunft hat - mit oder ohne Bücker.

Welches Gesicht wird die Theaterleitung in Dessau ab der Spielzeit 2015/16 haben?
Welches Gesicht wird die Theaterleitung in Dessau ab der Spielzeit 2015/16 haben?
Lutz Sebastian Lizenz