Anhaltisches Seifenkistenrennen Anhaltisches Seifenkistenrennen: Kindertag auf Rennstrecke

dessau/MZ - Am Ende gibt es strahlende Gesichter, Jubel und sogar ein wenig Sonnenschein. Die Gewinner des 11. Anhaltischen Seifenkistenrennens in Dessau stehen für die Siegerehrung unter der Zieleinfahrt der Rennstrecke und lassen sich feiern. „Ja. Das ist mein Junge!“, ruft eine Mutter aus dem Publikum. Stolz recken die Seifenkistenpiloten ihre Pokale und Urkunden in die Höhe, umringt von Fotografen, Gratulanten und den Mitgliedern ihrer Teams.
1 500 Besucher
Links und rechts der Rennstrecke vor dem Fürst-Leopold-Carré werden die Strohballen zur Seite geräumt, um den Mannschaften und ihren Rennmobilen Platz zu machen. Niemand lässt sich von den gelegentlichen Regenschauern den Spaß verderben. „Bestimmt sind heute insgesamt 1 500 Besucher gekommen“, vermutet der Cheforganisator des diesjährigen Wettkampfes Dirk Rödiger, „trotz des miesen Wetters.“ Denn am Morgen des Renntages sieht es nicht nach einem frühsommerlichen 1. Juni aus.
Der Tag beginnt verregnet und grau. Die Temperaturen liegen bei herbstlichen 14 Grad. Trotzdem ist die Stimmung unter den Rennfahrern gut. Nach den ersten Wertungsläufen am Vormittag freut sich Connor Kelm vom Team Kleine Arche über seine gute Platzierung. „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt, weil meine Wertung gerade so gut ist“, erklärt der 11-Jährige. Er sitzt in seinem gelben Flitzer in der Nähe der Startrampe an der Bahnhofsbrücke und wartet, dass sein Wagen wieder an der Reihe ist.
Die bunten Seifenkisten sind mit Startnummer, dem Teamnamen und Sponsor beklebt. Fast wie in der Formel 1. Mit durchschnittlich 30 Kilometern pro Stunde jagen die kleinen Piloten die Rennstrecke hinunter.
Erfolgreiche Dessauer
Jürgen Sucksdorff, Präsident des Internationalen Deutschen Seifenkisten-Derbys, ist für diesen Wettkampf aus Berlin nach Dessau gekommen. „Schon viele Dessauer haben den Flug über den großen Teich gemacht“, spornt er die Teilnehmer an. Die drei Bestplatzierten aus den in Dessau gefahrenen Rennen qualifizieren sich für die Deutsche Meisterschaft in Berlin. Und im Fall eines Erfolges dort, dürfen sie sogar zur Weltmeisterschaft in die USA.
Gegen Mittag kommt mit dem aufhörenden Nieselregen auch immer mehr Stimmung auf. Freunde und Klassenkameraden feuern sich gegenseitig an und werten die Rennen aus. Manche probieren im Vorbeigehen schon einmal aus, wie es sich auf dem Siegerpodest anfühlen würde.
Zusammen mit der Werkstatt für Behinderte Menschen ist die Stadt Dessau-Roßlau auch in diesem Jahr Veranstalter des Rennens. Aber vor allem wird es durch die zahlreichen Unterstützer ermöglicht, erklärt Christian Treffkorn vom Amt für Kultur: „Das Ganze kostet schon einen fünfstelligen Betrag.“
So eine Veranstaltung sei nur durch Fördermittel, den Einsatz von Sponsoren wie Lotto Toto und durch viele ehrenamtliche Helfern auf die Beine zu stellen.
Treffkorn hofft, dass auch in den nächsten Jahren das Interesse an dem Sport nicht verloren geht. „Das Schönste ist, die glücklichen Kindergesichter zu sehen.“ Und es sei ja Kindertag.
In der Wettkampfpause treten die Teilnehmer des Prominentenrennens gegeneinander an. Stefan Exner, Vorsitzender des Stadtrates in Dessau, kommt als Schnellster ins Ziel und feiert seinen Sieg mit einer Sektdusche.
Ziel klar vor Augen
Dann wird es spannend. Die Halbfinal- und Finalläufe beginnen. Das Teilnehmerfeld ist auf die Hälfte reduziert. Auf dem Weg zu ihrer Seifenkiste geben sich die Starter noch schnell ein paar Tipps. „Du musst dich jetzt anstrengen und immer den Kopf ganz unten halten.“ Ein Fahrerpaar nach dem anderen rauscht in das Ziel.
Und dann stehen die Gewinner fest. Urkunden und Siegerkränze werden vergeben. Auch der Wanderpokal für die beste Teamwertung wird überreicht. Das Team der Apotheke im Dessau-Center gewinnt ihn zum fünften Mal in Folge, und die Fahrer des Teams Puky nehmen die Trophäe zum zweiten Mal mit nach Hause.
Und die sechs Finalisten haben ein klares Ziel: die Deutsche Meisterschaft in Berlin am 16. Juni. Und wer weiß, vielleicht sogar die Weltmeisterschaft am 27. Juli in Akron/Ohio in den USA. Der achtjährige Leon Grünthal weiß eins ganz sicher: Er will auch im nächsten Jahr beim Seifenkistenrennen in Dessau dabei sein.
