Anhaltische Landeskirche Anhaltische Landeskirche: Mit Gisela Seifert geht eine Ära geht zu Ende
Dessau/MZ - Das runde Dienstjubiläum wollte sie nicht mehr abwarten. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt jemandem die Chance zu geben, der neue Akzente setzt“, sagt Gisela Seifert. Zum 1. September wird die 60-jährige Pfarrerin nach genau 19 Jahren ihren Dienst in der Petrusgemeinde in Dessau-Nord beenden. Schon am Sonntag wird Seifert in einem Familiengottesdienst und Gemeindefest offiziell verabschiedet. Zuvor war sie 18 Jahre für die Gemeinden Schierau, Priorau und Altjeßnitz in der Region Raguhn tätig.
Am Sonntag werden in der Petrusgemeinde in Dessau-Nord in einem Familiengottesdienst ab 14.30 Uhr und einem Gemeindefest Gisela und Manfred Seifert sowie Rabea Welker offiziell verabschiedet. Gisela Seifert, seit 1995 Pfarrerin der Petrusgemeinde, tritt zum 1. September eine 50-Prozent Stelle als Religionslehrerin in der Landeskirche an. Ihr Mann Manfred, scheidender Oberkirchenrat und Bildungsdezernent der Landeskirche Anhalts, wird zum 1. September seinen Predigtauftrag, als Stellvertreter seiner Frau, in der Petrusgemeinde beenden. Bereits zum 1. August wird die Gemeindepädagogin Rabea Welker die Petrusgemeinde verlassen.
Im Rahmen des Gottesdienstes und Gemeindefestes wird der Petrusgemeinde als erster Gemeinde in Anhalt das Umweltsiegel „Grüner Hahn“ verliehen. (dgi)
„19 Jahre ununterbrochen in einer Gemeinde sind eine lange Zeit“, schätzt die Pfarrerin. „Deshalb habe ich mir diesen Schritt lange überlegt“, ergänzt sie. Der bevorstehende Ruhestand ihres Mannes Manfred Seifert als Oberkirchenrat und Bildungsdezernent der Landeskirche Anhalts ist auch für sie eine Zäsur, über das eigene Ausscheiden aus dem Berufsleben nachzudenken. In ein paar Jahren vom Pfarramt plötzlich komplett ins Private zu wechseln, das ist eine Vorstellung, mit der sich die Theologin wenig anfreunden kann. Ein fließender Übergang, mit weniger Arbeit als bisher in einem anderen Aufgabengebiet, ist für sie da die ideale Lösung. Noch ein paar Jahre will die scheidende Gemeindepfarrerin deshalb auf einer halben Stelle als Religionslehrerin arbeiten.
Das ist ein berufliches Standbein, das ihr neben der Seelsorge, den Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen und Predigten im Laufe der Zeit immer mehr ans Herz gewachsen ist. Vor 20 Jahren, im Schuljahr 1994/95 unterrichtete Seifert erstmals Religion am Fachgymnasium Bitterfeld und erwarb in dieser Zeit auch die Befähigung zum Religionsunterricht. Mit dem Umzug im August 1995 nach Dessau und dem Antritt ihrer Pfarrstelle in der Petrusgemeinde zum 1. September des Jahres setzte Seifert ihre Tätigkeit an hiesigen Einrichtungen, unter anderem der damaligen Grundschule am Schillerpark, der Friederikenschule und der Evangelischen Grundschule in der Schillerstraße bis heute fort.
"Junge Generation nicht vergessen"
Wo immer sie an Schulen in Anhalt gebraucht wird, steht Seifert auch im neuen Schuljahr zur Verfügung. So weiß sie schon jetzt, dass eine erste Klasse in der Friederikenschule auf sie warten wird. Zur Zeit hilft Seifert in der Evangelischen Grundschule in Zerbst aus. „Es macht einfach Spaß, und ich habe im Laufe der Zeit gemerkt, wie wichtig mir die Arbeit mit Kindern ist“, erzählt sie voller Enthusiasmus. Wenn mal keine Gemeindepädagogin für die Christenlehre zur Verfügung stand, hat die scheidende Pfarrerin der Petrusgemeinde diesen Job mit Freude selber übernommen. „Wir dürfen im Kirchenalltag die junge Generation nicht vergessen. Aus Schülern im Religionsunterricht oder in der Christenlehre werden Konfirmanden und später vielleicht einmal Mitglieder der Gemeinde“, so Seifert.
Sie nimmt zum Abschied wohlwollend zur Kenntnis, dass die Petrusgemeinde mit ihren 850 Mitgliedern stark durch junge Familien mit Kindern geprägt ist. Dessau-Nord hat sich in den 19 Jahren ihrer Tätigkeit zu einem attraktiven Wohnquartier für Familien entwickelt. Viele Mitarbeiter des Umweltbundesamtes und Eltern von Kindern in der Evangelischen Grundschule gestalten aktiv das Gemeindeleben. „Mein Mann und ich werden als Privatpersonen der Petrusgemeinde und ihren vielen engagierten Mitstreitern eng verbunden bleiben“, sagt Seifert, die bereits aus dem Pfarrhaus ausgezogen und innerhalb Dessaus umgezogen ist.
Zum 1. September wird Lutz-Michael Sylvester, bisher Pfarrer der Landgemeinde Quellendorf, sein Amt in Dessau-Nord antreten. „Er wird eigene positive Akzente in der Gemeinde setzen“, ist sich Seifert sicher.