Angst um die Arbeitsplätze Angst um die Arbeitsplätze: Flanschenwerk hat Insolvenz angemeldet
Bebitz/MZ. - Die 230 Mitarbeiter des Flanschenwerkes in Bebitz haben Angst um ihre Jobs. Das Unternehmen hat am Montag beim Amtsgericht in Dessau Insolvenz angemeldet. "Eigentlich schon am vergangenen Freitag", sagt der freigestellte Betriebsrat Rolf Dresske. Der Mann scheint recht ratlos. Es handele sich um einen vorläufigen Insolvenzantrag, sagt Dresske.
Vor dem Werkstor war die Stimmung am Freitag Vormittag gespannt. Die Arbeiter forderten eine Erklärung der Geschäftsleitung, wie es weiter gehen soll. Sei dem Februar warten sie bereits auf ihr Geld. Ein vorläufiger Insolvenzantrag könne jeder Zeit zurück gezogen werden, macht etwas Hoffnung die Runde. Aber das Fünkchen Hoffnung ist schwach. Denn nicht erst die Nachricht von Schutzzöllen der USA auf Stahlimporte machten die Situation im Werk brisant.
"Der Herr Schmidt ist nicht im Haus", erklärt die Frau in der Vermittlung auf die Nachfrage der MZ. Und auch andere Geschäftsführer seien nicht zu erreichen, heißt es. Dafür gibt sie die Nummer des Insolvenzverwalters durch - Dr. Volkert Frenzel in Halle.
"Am Montag wurde mir der Beschluss des Amtsgerichtes zugestellt, dass ich Sachverständiger und vorläufiger Insolvensverwalter bin", sagt Frenzel. Damit hat er die Aufgabe, alle Vermögenverfügungen der Geschäftsleitung zu überwachen. Ohne seine Prüfung und Zustmmung sind Entscheidungen des Unternehmens nicht wirksam. Damit sei er nach dem Insolvenzrecht ein so genannter "schwacher Verwalter". Im Unterschied dazu habe ein "starker Verwalter" die alleinige Entscheidungsbefugnis, erklärt der Rechtsanwalt. Diese Phase ist zurzeit jedoch noch nicht erforderlich.
Am Dienstag war Frenzel, der bereits die Orwo-Filmfabrik in Wolfen rettete, erstmals mit Fachleuten im Bebitzer Werk. "Wir suchen nach Möglichkeiten, das Unternehmen zu erhalten", beschreibt er sein Ziel. Dazu müsse er sich aber erst einen umfassenden Überblick über das Geschäft des Werkes und alle Verbindlichkeiten verschaffen.
Erste Aufgabe sei es, Banken, Kunden, Lieferanten und andere Gläubiger bei der Stange zu halten. Außerdem will er das Landesarbeitsamt überzeugen, Konkursausfallgeld zu zahlen. Frenzel: "Es wäre schön, wenn die Mitarbeiter schnell Geld erhalten." Hinzu kommen Gespräche mit der Landesregierung, ob finanzielle Hilfen möglich sind.
Möglichkeiten der Rettung für die Flansche sieht Frenzel entweder in der Rationalisierung und vielleicht auch darin, einen Unternehmer als neuen Investor zu finden. Interessenten waren vor dem Insolvenzantrag schon im Werk. Da werde man erneut Gespräche suchen. Wichtig sei es vor allem, keine neuen Schulden zu machen und ab nächster Woche wieder zu produzieren. Nur so könne der Bestand der Firma gesichert werden.
Eine gute Nachricht kam noch am Donnerstag von der Kreissparkasse. Sie ermöglicht allen Flanschenwerkern, die ein Konto bei der Sparkasse haben, Löhne und Gehälter abzuheben. "Wir wollen nicht, dass die Leute über Ostern ohne Geld sind", begründet Vorstandschef Hans Herbst. Dabei sei es egal, ob vielleicht der Dispokredit ausgeschöpft sei oder nicht. Mit dem Dispo, so Herbst, habe das nämlich nichts zu tun. Wenn der Arbeitgeber wieder Lohn zahle oder vielleicht das Arbeitsamt Konkursausfallgeld, seien die Konten schließlich wieder gedeckt.