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Angeschossenes Reh litt qualvoll

Von Heiko Wigrim 13.05.2005, 16:03

Biendorf/MZ. - "Mit weidgerechter Jagd hat das nichts zu tun." Guido Moldenhauer ist aufgebracht. "Es reicht!" Schon seit längerer Zeit "haben wir den Verdacht, dass irgendetwas im Revier nicht passt", erklärt der Mitpächter im Eigenjagdbezirk Strenzfeld / Hochschule.

Die Fluchtdistanzen des Wildes haben sich merklich erhöht. Normalerweise könne man mit dem Auto einen Feldweg entlang fahren, ohne dass sich Rehwild, das 200 Meter entfernt auf dem Acker liegt, daran stört. Dies sei nicht mehr der Fall. Wilderei und freilaufende Hunde sind nach Moldenhauers Meinung die Ursachen dafür.

Anfang des Jahres schon habe sein Mitpächter ein laufkrankes Kitz erlegen müssen. "Wir hatten damals die Vermutung, dass das Tier von zwei Schuss Kleinkalibermunition getroffen wurde."

Nach den Ereignissen vom letzten Montag aber ist Moldenhauer mit seiner Geduld am Ende. "Um 10 Uhr erhielt ich einen Anruf von der Kreisleitstelle, dass in Strenzfeld ein krankes Reh gesehen wurde." Er machte sich sofort auf den Weg, sprach mit den Leuten, die das Tier gesichtet hatten und entdeckte das Reh schließlich. "Das Stück Rehwild lag auf einem freien Acker und kam mit der Hinterhand nicht mehr hoch." Nachdem Moldenhauer das Wild weidgerecht getötet hatte, ging der Jäger auf die Suche nach der Ursache. "Zunächst habe ich nichts entdecken können." Dann aber sah er die Verletzung am Hals und das Loch auf der Keule. Zu Hause beim Zerlegen des Wildes stellte sich heraus, dass das Loch hinten an der Keule ein glatter Durchschuss war. "Der schmale Schusskanal spricht für Kleinkaliber", sagt der Weidmann. Der Schuss in die Keule kratzte die Wirbelsäule des Rehs an - "es war gelähmt und konnte darum hinten nicht hoch kommen."

"Das ist eindeutig Tierquälerei", meint Hans-Werner Kamprath, beim Landkreis für Waffen-, Jagd- und Sprengstoffrecht verantwortlich. Kleinkalibergeschosse hätten nicht die nötige Energie, um ein Tier mit Sicherheit tödlich zu treffen. Wilderei sei ein Straftatbestand und werde von Polizei und Staatsanwaltschaft verfolgt.

Den noch unbekannten Wilderern drohen Konsequenzen, wenn sie ertappt werden. "Es wurde Strafanzeige gestellt." Zur Jagdwilderei kommen noch Tierquälerei und unerlaubter Umgang mit Schusswaffen hinzu. Schwer, so Moldenhauer, sei es, den Tätern auf die Schliche zu kommen. Man habe nur eine Handhabe, wenn man die Wilderer während der Tat ertappe.

Ein weiteres Problem für Wildtiere sind freilaufende Hunde. "Viele Hundebesitzer denken nicht daran, dass per Gesetz in der Zeit vom 1. März bis 15. Juli alle Hunde anzuleinen sind", erklärt Kamprath. Gerade in der Setz- und Aufzuchtzeit der Jungen tragen freilaufende Hunde zur Beunruhigung des Wildes bei. Ein Fund auf dem ehemaligen sowjetischen Garnisonsgelände lege die Vermutung nahe, dass Hunde bewusst auf Rehe gehetzt werden. "Wir fanden ein Tier, dass hinten an der Keule aufgebissen war." Große Stücke fehlten, das offene Fleisch war bereits teilweise verwest. "Das Reh war aber am Leben und bekam von den Jägern, die es fanden, den Fangsschuss."