„Welpen“ sind erwachsen Anders als die anderen: Feuerwehr Dessau-Süd feiert ihr 25-jähriges Bestehen
Vor 25 Jahren wurde die Freiwillige Feuerwehr Dessau-Süd gegründet. In vielen Dingen unterscheidet sie sich von den anderen Wehren der Doppelstadt.

Dessau/MZ - Bei der Freiwilligen Feuerwehr Süd ist vieles anders als bei den anderen Wehren. Zum Beispiel ihr Alter: Im Verhältnis zu den anderen elf Freiwilligen Feuerwehren in der Doppelstadt ist sie sehr jung. Gerade einmal 25 Jahre stehen auf dem Kalender. Das wurde genau ein Vierteljahrhundert nach der Gründung, am Freitagabend, im Obstmustergarten, gebührend gefeiert.
Vertreter der elf anderen Wehren und weitere Gäste ließen es sich nicht nehmen, den „Welpen“ in ihren Reihen zu gratulieren. Das Einzugsgebiet der Kameradinnen und Kameraden von Dessau Süd umfasst sowohl das idyllische Haideburg, das dörfliche Törten, als auch die urbane südliche Dessauer Innenstadt, mit sanierten Wohnanlagen und charakteristischen DDR-Plattenbauten.

Das alles auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, scheint fast unlösbar. Doch bei der Freiwilligen Feuerwehr Dessau-Süd scheint das zu klappen. Hier dienen gemeinsam 38 Aktive aus unterschiedlichsten Ecken. Hier bereiten sich 18 Jugendliche auf den aktiven Dienst vor und hier entdecken aktuell 30 Kinder Feuerwehr als Hobby für sich. „Wir haben derzeit eine sehr gute Truppenstärke und die Nachwuchssituation macht richtig Hoffnung für die Zukunft“, konstatiert Wehrleiter Marcel Kirschke. Die Kameraden in Süd sind sehr aktiv in Social Media und holen damit gerade junge Menschen, dort ab.
Feuerwehr Süd ist eine Fusion aus zwei traditionellen Wehren
Die Freiwillige Feuerwehr Dessau-Süd ist streng betrachtet keine völlige Neugründung, sondern eine Fusion aus zwei traditionellen Wehren. Die eine Wehr wurde 1934 in Törten gegründet, die andere ein Jahr früher im damaligen Reichsbahnausbesserungswerk (RAW). Nach der Wende deuteten sich die Veränderungen an. Die einen (Törten) hatten mit ihrem für moderne Feuerwehrtechnik viel zu klein gewordenen Gerätehaus Kapazitätsprobleme, die anderen sollten im Zuge des Übergangs von der Reichsbahn zur Deutschen Bahn abgewickelt werden.

Der damalige Chef der Dessauer Berufsfeuerwehr, Roland Schneider, entwickelte aus dieser Situation heraus die Idee, beide Wehren in einer neuen zusammenzufassen. Sie trug Früchte. Am 1. April 1997 wurde die Freiwillige Feuerwehr Dessau-Süd aus der Taufe gehoben. „Wir hatten ein halbes Jahr vorher Zeit, uns zu beschnuppern“, erinnert sich Tino Groschupf. Der 54-Jährige, heute stellvertretender Werksleiter der DB Fahrzeuginstandhaltung in Dessau-Süd, leitete seit 1994 die Betriebsfeuerwehr im Bahnwerk und wurde zum ersten langjährigen Ortswehrleiter der Feuerwehr Süd. 2015 übergab er das Amt an
den aktuellen Wehrleiter Marcel Kirschke. Der 43-Jährige ist hauptberuflich beim Wasser- und Schifffahrtsamt angestellt.

80 Mal rückten sie 2021 mit aus, darunter zu 48 Bränden
In den ersten Jahren blieb zumindest für die Kameraden der ehemaligen Bahnwerksfeuerwehr noch vieles vertraut. In einer Baracke auf dem Werksgelände war das erste Domizil. „Von der Öffentlichkeit unbeobachtet, verrichteten wir da unsere Dinge“, blickt Groschupf etwas nostalgisch auf die ersten Jahre. Das Hochwasser 2002 bewirkte jedoch einen Schub. Die alte Feuerwache der Berufsfeuerwehr in der Wasserwerkstraße war plötzlich ebenso wenig zeitgemäß für moderne Feuerwehrarbeit, wie die Baracke auf dem Bahnwerksgelände. Die Lösung lag in einer neuen Feuerwache, in der beide Wehren seit 2005 in der Innsbrucker Straße untergebracht sind. „Plötzlich waren wir auf dem Präsentierteller“, erzählt Groschupf. Durch die räumliche Nähe zur Berufsfeuerwehr sind bei Alarmierungen auch oft die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Dessau Süd mit dabei.

80 Mal rückten sie 2021 mit aus, darunter zu 48 Bränden. Aber auch um Tiere in Notlagen, Ölspuren, auslaufende Chemikalien und Brandfeuerwachen bei Theatervorstellungen, kümmern sich die Kameraden aus Süd. Außerhalb des Einsatzgeschehens sind sie unter anderem bei Festen und Veranstaltungen in Törten sowie in Kitas und Grundschulen präsent, um auf sich aufmerksam zu machen und neue Mitstreiter zu gewinnen. „Bei uns sitzt keiner auf der Reservebank. Jedes Mitglied wird gebraucht“, betont der aktuelle Wehrleiter.