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Amtsgericht erwartet die Akten aus Zerbst

Von Annette Gens 26.02.2008, 19:47

Dessau-Roßlau/MZ. - Mit dem 1. März werden die gerichtlichen Strukturen an die seit Juli 2007 greifende Gebietsreform angepasst. Aus dem Amtsgericht Dessau wird das Amtsgericht Dessau-Roßlau. So beschloss es Ende Januar Sachsen-Anhalts Landtag im Gesetz zur Neuregelung der Gerichtsstruktur. Zum 1. März schrumpft damit das Einzugsgebiet des Amtsgerichtes Zerbst zugunsten des Amtsgerichtes Dessau-Roßlau. Die Maßnahme macht Sinn: Eine kreisfreie Doppelstadt, ein gemeinsames Polizeirevier und nun auch das Amtsgericht, das mit dem Territorium der kreisfreien Stadt identisch ist.

Dass das Amtsgericht Dessau schon einmal Platz für eine Vielzahl von Akten geschaffen hat, ist reine Vorsorge. Etwa 6 000 solcher Akten werden heute von Zerbst nach Dessau transportiert. Das Gros des Inhalts der rund 200 Umzugskartons ist für das Grundbuchamt im Amtsgericht bestimmt. Exakt 5 636 Handakten - die Auszüge aus Grundbüchern der Stadt- und Ortsteile Roßlau, Streetz / Natho, Mühlstedt oder Meinsdorf - müssen nach und nach in die neue Registratur einsortiert werden. Weitere 385 Vorgänge sind für die Betreuungsabteilung des Amtsgerichtes bestimmt.

Der Entscheidung im Landtag folgten einmütige Verhandlungen zwischen den Gerichten Dessau und Zerbst, sagt Dessau-Roßlaus Amtsgerichtsdirektor Bauer. Es mussten Überganglösungen gefunden werden: Stichtag ist der 29. Februar 2008. Für alle Vorgänge - Strafverfahren, Jugendkammer, Zivilverfahren oder die das Familiengericht betreffenden aus dem Raum Roßlau - ist bis zu diesem Tag das Amtsgericht Zerbst zuständig. Verfahren, die in Zerbst eingeleitet worden sind, werden dort auch beendet. Ab 1. März heißt die Gerichtsadresse für alle Bewohner der Doppelstadt nördlich der Elbe: Willy-Lohmann-Straße 33.

Wie viel Arbeit für die rund 70 Mitarbeiter des Amtsgerichts mit der Umstrukturierung verbunden ist - Ulrich Bauer liegt es nicht, im Kaffeesatz zu lesen. Niemand hat früher Gerichtsverfahren nach Orten aufgeschlüsselt und gezählt, erklärt er. Eine Aussage könne erst später getroffen werden, wenn das Amtsgericht Dessau-Roßlau eine Zeit lang solche Art Statistiken führe. Aber eine Tendenz ist erkennbar: Im alten Amtsgerichtsbezirk Dessau leben knapp 77 400 Bürger. Weitere 13 900 so genannte Gerichtseingesessene steuert das Territorium Roßlau bei. Das sind 18 Prozent mehr Bevölkerung. Vielleicht auch 18 Prozent mehr Arbeit? - Den Erfahrungen nach fällt in Ballungsgebieten mehr Arbeit an als in ländlichen Räumen - es bleibt abzuwarten.

Mit der Vergrößerung des Einzugsgebietes einher geht ein Personalwechsel. Vorläufig sei noch nicht entschieden, ob die zehn Richter des Amtsgerichtes Verstärkung bekommen, sagt Bauer. Im Justizministerium geht man davon aus, dass ein Richter aus Zerbst nach Dessau abgeordnet wird, bestätigte Ute Albersmann, Pressesprecherin des Ministeriums. Vereinbart worden ist, dass zum 1. März das Gericht personell um einen Rechtspfleger, einen Gerichtsvollzieher, einen Geschäftsstellenverwalter und zwei Schreibkräfte verstärkt wird. Die betreffenden Mitarbeiter hatten bisher ihren Arbeitsplatz im Amtsgericht Zerbst.

Um in neuen Strukturen arbeiten zu können, wird es sich mittelfristig nicht vermeiden lassen, dass Bereiche des Hauses neue Büroräume zugewiesen bekommen, weiß Ulrich Bauer und wartet damit, bis die derzeit laufende Dachsanierung des Amtsgerichtsgebäudes abgeschlossen ist. Die Mansarde wurde nicht mehr genutzt, seit das Registergericht im Jahre 2003 nach Stendal ausgelagert wurde. "Jetzt können wir die Räume gut gebrauchen", sagt der Amtsgerichtsdirektor, der davon ausgeht, dass das Dach einschließlich Mansarde im Südflügel des Gebäudeensembles noch in diesem Sommer baulich fertig gestellt wird.