1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Amor, Psyche und fettige Pomaden

Amor, Psyche und fettige Pomaden

Von Thomas Altmann 11.08.2008, 16:58

Dessau/MZ. - Im Spiegelkabinett der Fürstin Luise zitierte Grita Quilitzsch zu Beginn der Sonderführung "Schatzkammer Luisium - Neuerwerbungen und Schenkungen in den zehn Jahren seit der Wiedereröffnung" den Fürst-Franz-Biografen Friedrich Reil. Schließlich erinnert der Gartenreichtag an den Schöpfer des Gartenreiches Leopold III. Friedrich Franz, der am 10. August 1740 geboren wurde und am 9. August 1817 starb.

"Im Spiegelkabinett hat sich Luise nicht nur angekleidet, sondern", so Quilitzsch, "auch Schokolade oder Tee getrunken." Da ahnt man schon etwas vom Unterschied der Raumkultur damals und der musealen Präsentation heute. Es geht in die Bibliothek und hinein in das Thema. Infolge der Auseinandersetzungsverträge, des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit wurde der fürstliche Hausrat stark dezimiert. In den 1970er Jahren musste das Schlösschen am Weiher gar wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Zuletzt hatte die Anhaltische Gemäldegalerie hier ein Museum der Goethezeit eingerichtet. Was in den letzten zehn Jahren dazu gewonnen werden konnte, scheint ganz vom Aufwind der Wiedereröffnung des restaurierten Landsitzes am 24. September 1998 getragen. Danach ging es offenbar zurückhaltender zu.

Finanziert durch die Gesellschaft der Freunde des Gartenreiches, 1998 in Italien erworben, pünktlich zum Eröffnungskonzert restauriert, ersetzt der Hammerflügel aus der Werkstatt Alois Sailer das verlorene Instrument der Firma Amberg, welches im Besitz der herzoglichen Familie blieb. In die Zeit der Wiedereröffnung fällt auch die Schenkung zweier Rheinlandschaften aus der Schütz-Werkstatt, die Grita Quilitzsch vorstellt. Im kleinen Gemäldekabinett klaffen Lücken, die, so die Kustodin, durch analoge Stücke geschlossen werden sollten. Dieses sukzessive Vorhaben scheint ein wenig zu zaudern. Quilitzsch verweist mit Freuden auf den restaurierten schmalen Blick vom Luisium nach Dessau, gemalt vom Enkel des Fürsten Franz, von Leopold Friedrich.

Nebenan hängt, ebenfalls kurz vor Wiedereröffnung ersteigert, das Porträt der Großmutter der Fürstin, der Johanna Charlotte von Anhalt-Dessau. Früher hing hier auch das Gemälde "Amor und Psyche" von Angelica Kauffmann, welches im Besitz der herzoglichen Familie blieb, heute dem Kunsthaus Zürich gehört und sich gegenwärtig anlässlich der Sonderausstellung über Luise im Grauen Haus befindet. Dorthin versetzt ist auch das Porträt der Fürstin, welches sonst die Lücke im Luisium füllt. Das muss nun die 1994 erworbene Gouache "Amor und Psyche" von Friedrich Rehberg leisten.

Und neben der Tür hängt, unstandesgemäß mag sein, ein Porträt der Luise Dinkel, der zweiten Frau von Friedrich Reil. Die Nachfahren des Propstes und Franz-Biografen haben der Kulturstiftung einiges übereignet: Dieses Bild, eine Wedgwood-Kopie von Friedemann Hunold, die Fürst Franz dem Propst geschenkt hatte, und einige Bücher. Man wolle, so Grita Quilitzsch, die verlorene Bibliothek durch Bücher ersetzen, welche Luise gelesen haben könnte. Herder steht hier. Ein kleines Frauenzimmer-Almanach, ein Boulevardmedium en miniature mit Kupferstichen weckt Interesse. Mode und Frisuren, die Kustodin erzählt vom Fett, von der Schafswolle unter dem Haar und den Maden.