Pflegeheim Amalienhof Amalienhof in Dessau-Roßlau: Hier feiern Mensch und Tier gemeinsam Weihnachten

Dessau - Die Runde in der Cafeteria des Altenpflegeheims „Amalienhof“ singt „Stille Nacht, heilige Nacht“. Nur einen vermisste Daniela Koppe am Sonnabend dabei besonders. „Rocky, das war schon ein besonderer Kerl, mit einer besonderen Stimme“, erzählt Daniela Koppe. Rocky war nicht besonders groß, aber umso lauter. Rocky war ein Yorkshire-Terrier, der vor kurzem seine beiden großen Augen für immer schloss.
Terrier „Rocky“ kam zu Streichelstunden in Dessauer Seniorenheime
Für die Streichelstunden in verschiedenen Dessauer Senioreneinrichtungen des Tierschutzvereins „Pfötchen e.V.“ lieh sich die Vorsitzende Koppe „Rocky“ immer von den Besitzern aus.
Auch zur alljährlichen Andacht für Tier und Mensch in der Cafeteria des Amalienhofs durfte der kleine Terrier mit dem großen Boxernamen natürlich nicht fehlen.
Einige der Mitglieder des Tierschutzvereins, die einen Partner auf vier Pfoten Zuhause haben und regelmäßig immer samstags in verschiedene Alten- und Pflegeheime in der Stadt zu Streichelstunden gehen, bringen zum vierten Adventssamstag ihre Vierbeiner immer mit zur Andacht für Tier und Mensch. Dann liest Koppe meist eine Tiergeschichte vor.
Sabine Franke, Pfarrerin der Martin-Luther-Gemeinde Mosigkau, bringt Weihnachtslieder zum Hören und Mitsingen sowie die Weihnachtsgeschichte mit. Am Ende gibt es den Segen für die anwesenden Zwei- und Vierbeiner.
Pfarrei in Mosigkau lädt zu Andacht mit Tieren ein
Vor sieben Jahren kam Koppe auf diese Idee. „Von solchen Andachten habe ich ursprünglich mal aus den alten Bundesländern gehört. Da dachte ich mir, das könnte unser Verein, das könnte Dessau auch ganz gut gebrauchen“, erzählt die Vereinsvorsitzende vom Pfötchen e.V.
Viele Pfarreien hat sie angefragt. Viele haben abgewunken. Nur Franke fand die Idee originell und nicht zu albern. „Das fällt sicherlich im Vergleich zu den üblichen Gottesdiensten etwas aus der Rolle. Aber der Gedanke, der dahinter steckt, Tierschutz mit dem Wohle des Menschen zu verbinden, den kann ich nur unterstützen“, so die Mosigkauer Pfarrerin.
Wie Senioren- und Pflegeheimbewohner mit ihren Tieren gemeinsam feiern.
2009 als sie ihre erste Andacht - damals noch in der Tierfuttermittelausgabe von Pfötchen e.V. in der Daheimstraße hielt - platzte die aus allen Nähten. Viele Vereinsmitglieder und Nutzer der Futtermittelausgabe wollten mit ihren Vierbeinern unbedingt dabei sein. Dann zog die Veranstaltung in die Cafeteria des „Amalienhofs“ um.
Die Kunden der Tierfuttermittelausgabe zogen sich immer mehr zurück. Zusammen mit Bewohnern des Alten- und Pflegeheims feiern die Vereinsmitglieder und einige ihrer Vierbeiner am vierten Adventssamstag immer ihre Andacht.
Hunde dösen beim Chor
Da waren eben in der Vergangenheit auch echte vierbeinige Gesangstalente wie Yorkshire-Terrier „Rocky“ dabei. Die Besucher auf vier Pfoten an diesem Sonnabend ließen es dagegen ruhig angehen. Die Bordeaux Dogge „Chili“ sowie der Irish Setter „Aaron“ und die Cocker-Spaniel Hündin „Finja“ dösten beim christlichen Liedgut lieber vor sich hin als den Menschenchor mit ihren Stimmen zu bereichern.
Rosita Wittig, die zusammen mit ihrem Mann „Aaron“ und „Finja“ ihr Eigen nennt, bewundert die beiden Schützlinge aus einem anderen Grund. „Für Hunde ist ja Musik immer was sehr intensives“, weiß die nebenberufliche Hundeerzieherin aus Mildensee, die in der Stadtverwaltung arbeitet.
Wenn die Menschen „Es ist ein Ros’ entsprungen“ und „Maria durch ein Dornwald ging“ in angenehmer Lautstärke am Sonnabend empfanden, dann muss das für die drei Hunde ein Heavy Metal Konzert gewesen sein. Doch in der Ruhe liegt auch für einen Vierbeiner die Kraft. „Zuhause ist er ja eher ein Wilder“, sagt Wittig in Bezug auf ihren neun Jahre alten Irish Setter „Aaron“. Deshalb haben sie und ihr Mann ihm vor drei Jahren die Cockerspaniel-Dame „Finja“ zur Seite gestellt. Der wilde Kerl ist tatsächlich ruhiger geworden.
Auch Hunde bekommen Geschenke unter den Weihnachtsbaum
Nach der Andacht, konnte er dem Nachgehen, was er im „Amalienhof“ gewohnt ist: sich von den Bewohnern streicheln lassen. In wenigen Tagen ist Weihnachten auch für „Aaron“ und „Finja“. „Natürlich legen wir den beiden etwas unter den Baum“, verrät Wittig. Die Geschenkkartons mit Leckerlis erschnüffeln sie immer zuverlässig. Genussvoll werden die Kartons dann zerlegt. Den kirchlichen Segen dafür haben sie auch.
Die Pfarrerin huscht nach der Andacht schnell weg. (Vor)weihnachtszeit ist für ihren Berufsstand intensive Arbeitszeit. Die Vereinsvorsitzende freut sich einfach nur. „Das ist in jeder Hinsicht noch einmal ein gelungener Höhepunkt zum Ende des Jahres“, so Koppe. 2017 wieder. Dann am 23. Dezember, einen Tag vor Heiligabend. (mz)

