"Alles muss raus" "Alles muss raus": Ausverkauf bei Karstadt in Dessau gestartet - Betriebsrat gibt nicht auf

Dessau - „Großer Sortimentsabverkauf“, „Alles reduziert“, „Wir schließen“: Die Anfang der Woche angebrachte Werbung an Schaufenstern, Regalen und entlang der Rolltreppe in der Dessauer Karstadt-Filiale scheint das Ende des Kaufhauses in der Bauhausstadt einzuläuten. Der Dessauer Betriebsratsvorsitzende Holger Korn will die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben. „Die Chancen stehen 50:50.“
Als Schließungstermin steht weiter der 31. Januar 2021 im Raum
In Dessau wird seit Monaten um den Erhalt der Karstadt-Filiale gerungen. Im Juni war bekannt geworden, dass am Dessauer Traditionsstandort die Türen ab Herbst für immer geschlossen bleiben sollten. Später gab es einen Aufschub bis zum 31. Januar 2021. Korn und seine Stellvertreterin Katrin Quidzinski zeigen sich am Mittwoch trotz der neuen Schließungsvorzeichen kämpferisch. „Der größte Teil der Belegschaft ist guten Mutes“, sagen sie. 2015 sollte die Filiale schon einmal geschlossen werden, erklärt Quidzinski. Damals konnte das abgewendet werden. Die Frage aber ist, klappt das auch diesmal?
Im Juni noch hieß es, der angeschlagene Konzern Galeria-Karstadt-Kaufhof macht 62 seiner 171 Filialen dicht. Die Zahl habe sich mittlerweile auf 41 reduziert, so Korn. Am Samstag jedenfalls schließen bundesweit 35 Filialen. Für sechs Filialen, darunter Dessau, gab es den Aufschub.
Es habe in den vergangenen Wochen auch vier Filialen gegeben, die wie nun die Dessauer, mit Werbung für den Abverkauf bestückt waren , wo es dann ein Umdenken gegeben habe und es nun weitergeht. „Die Schilder können in so einem Fall genauso schnell verschwinden, wie sie angebracht werden“, erklärt Quidzinski und will sich nicht Bange machen lassen. Sie und Korn sind sich sicher, dass der Standort eine Zukunft haben könnte. „Es gibt eine Lösung für den Erhalt unserer Karstadt-Filiale. Der Betriebsrat hat das aufgezeigt. Nun ist Essen dran“, sagt Korn. Es gäbe zum Beispiel neue Mietpartner, die würden am Standort eine Zukunft sehen, aber nur, wenn Karstadt bleibt, deutet er an. Und bislang, betont er, habe die „Unternehmensleitung auch noch nicht mit uns gesprochen“.
Bevor die nicht sagen, dass alle Messen gesungen seien, gebe es Hoffnung. Denn fest stehe, sagt Korn, „die Filiale hat vor Corona schwarze Zahlen geschrieben und geht auch mit schwarzen Zahlen in die Vermarktung“. Insofern sei eine Schließung nicht zu verstehen. Daher, sagen die Betriebsräte, hätten ihnen in der zurückliegenden Zeit auch Kunden, Gewerkschaft und Politik den Rücken gestärkt. Zuletzt habe sich am Montag die Bundestagsfraktion der Linken mit einem Brief an die Konzernzentrale gewandt. Eine Antwort ist noch nicht bekannt, so Korn.
Mit Bonita verlässt ein weiterer Mieter das Rathauscenter Dessau
Doch nicht nur bei Karstadt hat der Ausverkauf begonnen, auch bei Bonita. Die seit Jahren kriselnde Mode-Marke wird ihre Filiale im Dessauer Rathauscenter zum Jahresende schließen. Das teilte der Konzern am Mittwoch in einer Stellungnahme mit. Die Schließung sei Teil eines Sanierungskonzeptes des Anfang September begonnenen Insolvenzverfahrens. In dessen Folge sollen über 200 der europaweit rund 600 Filialen geschlossen werden. (mz)