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Aktionstag am Liborius-Gymnasium in Dessau Aktionstag am Liborius-Gymnasium in Dessau: Entscheidung in Sekunden im missio.Truck

Von Sophie Laass 29.06.2015, 17:29
Das Schicksal von Flüchtlingen - es wird Schülern im Missio-Truck bildlich vor Augen geführt.
Das Schicksal von Flüchtlingen - es wird Schülern im Missio-Truck bildlich vor Augen geführt. sebastian Lizenz

Dessau - Christian hat nicht viel Zeit. Er steht in einer Kirche im Ostkongo und plant seine Flucht. Draußen wütet die Rebellenmiliz M23, verschleppt Frauen und Kinder und schießt auf Zivilisten. Seiner Familie kann Christian nicht mehr helfen, nun muss er irgendwie nach Bukavu kommen.

Zehn Minuten dauert seine multimediale Flucht im missio.Truck auf dem Hof des Liborius-Gymnasiums. In der Wanderausstellung des Katholischen Missionswerkes begleiten ihn die Schüler auf eine interaktive Reise durch den Kongo. Die missio-Aktion Schutzengel und der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen schicken den Truck durch Deutschland, um auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam zu machen.

Entscheidungen, die über das Leben entscheiden

Solch eine Flucht im Kongo ist nicht einfach. Nimmt Christian lieber den Pass oder das Adressbuch mit? Soll er nach seiner Familie suchen oder weiterziehen? Wo kann er arbeiten? - Alles Fragen, denen sich die Schüler stellen müssen. Innerhalb von fünf Sekunden treffen sie Entscheidungen, die für Christian überlebenswichtig sind. „Man wird mit den harten Fakten konfrontiert“, sagt Julius Richtscheid aus Klasse 8.

Dazu gehört auch Fremdenfeindlichkeit. Christian schafft es nach Bukavu, aber dort möchte niemand mit ihm reden. Seine Zeugnisse hat er nicht mitnehmen können und muss sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen. Er macht sich Vorwürfe, Frau und Kinder zurückgelassen zu haben und begibt sich schließlich in ein Traumazentrum. Wer den Kopfhörer aufsetzt, hört ihn mit der Sozialarbeiterin Therese sprechen.

Einfühlen fällt schwer

Schon im Nebenzimmer ist der Kongolese nur noch ein Fall von vielen hundert Flüchtlingsschicksalen in einem großen Aktenschrank. Aber immerhin: Christian wurde registriert und hat ein neues Leben angefangen, steht da. „Ich finde es trotzdem schwierig, sich in sein Schicksal einzufühlen“, sagt Chris Schmidt. Der 16-Jährige möchte noch besser informiert werden. „Wir sollten das Thema auch im Unterricht behandeln.“

Ann-Christin Verholen, die im missio.Truck arbeitet, sieht das ähnlich: „Wir müssen ein größeres Bewusstsein für die Probleme von Flüchtlingen schaffen.“ Schließlich würden viele Kriege in armen Staaten durch das Konsumverhalten reicher Industrienationen finanziert, sagt die Sozialarbeiterin. (mz)