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17. Bauhausfest 17. Bauhausfest: Mit Tätära wird das Fest zum Fest

Von Thomas Steinberg und Steffen Brachert 07.09.2014, 18:17
Zu später Stunde füllten sich am Sonnabend der Platz vor dem Bauhaus und das Bauhaus selbst.
Zu später Stunde füllten sich am Sonnabend der Platz vor dem Bauhaus und das Bauhaus selbst. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau - Eine Frau schaut auf die Leinwand mit buntem Gekrakel, staunt vor ihren Begleitern und freut sich: „Das habe ich gemacht.“ Gezeichnet hat sie das Bild mit Körperbewegungen, registriert von einer mit Sensoren vollgestopften Jacke, die ihr Majda Kamberg von der Kunsthochschule Berlin-Weißensee übergezogen hat.

Kambergs Projekt lädt die Besucher des 17. Bauhausfestes zum Mitmachen ein, und die haben nicht weniger Vergnügen, als das Zuschauen bereitet: Da drehen sich Leute im Kreis, hüpfen, schlurfen, wedeln mit den Armen, lassend die Hände kreiseln.

Das Bauhausfest, das 17. und unter dem Motto „Glocken und Spirale - verdrehte Welt“ stehend, hatte am Sonnabend einen schweren Start. 19 Uhr tröpfelte der Regen, der Gästestrom ebenfalls. Der Regenschirm ist beinahe unabdingbares Accessoire für die nächsten zwei, zweieinhalb Stunden.

In der Aufwärmphase zum Bauhausfest sind unter den Gästen auffällig viele Familien mit Kindern. Für die sind eines der Highlights 15 zu einem Rechteck gruppierte Flächen von vielleicht 40 mal 40 Zentimetern. Wer darauf tritt, erzeugt Lichter und Töne, wer geschickt ist, kann dem Projekt kleine Melodien entlocken.

Doch man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: die Leute suchen. Die gesamte Bauhausstraße bleibt an diesem Abend, was sie ist: eine Straße, beleuchtet von Stablampen. Wenn etwas geschieht, dann zumeist in einzelnen Gebäuden, wer nicht Acht gibt, übersieht leicht eine Installation.

Was es mit dem Tätärä auf sich hat, lesen sie auf Seite 2.

Philipp Geist, in Berlin lebender und weltweit gefragter Lichtkünstler, sitzt in einem Verschlag in Sichtweite des Bauhauses unter großen Beamern, vor sich einen Computer. Live steuert Geist die Lichtinstallation auf der Fassade des Bauhauses, lässt dessen Fenster auf und ab springen, überzieht das Gebäude mit einem geometrischen Netz, wirft Schlemmer-Zitate an die Wände und lässt Figurinen tanzen: der Kopf ein Ei, die Gelenke Kugeln, Keulen die Gliedmaßen. „Der Minimalismus des Bauhauses ist auch für mich ein wichtiges Stilmittel“, sagt Geist, der zuletzt in Rio tätig war und dort die Christus-Statue angeleuchtet hatte. „Schlemmer war für mich ein spannendes Thema.“

Es geht auf 22 Uhr zu, als großes Tätärä aus der Bahnhofsunterführung tönt. Das ist ganz wörtlich zu nehmen: Ausgelassen führt die Marchingband Tätärä den wiederbelebten Umzug vom Theater an und hat ein paar hundert Menschen im Schlepptau. Das Studio Alma vergisst für ein paar Minuten seine Performance am Seminarplatz und tanzt vornweg zum Bauhaus, das die neuen Besucher dankbar aufnimmt. Spät, aber nicht zu spät nimmt das Bauhausfest, das kein Farbfest mehr sein soll, Fahrt auf. Unten im Bauhausclub rocken Kathy & The Deadies und, später, die Gabys.

Auf der Aula-Bühne hat Nomax ein Heimspiel. Draußen auf der Wiese ziehen Lucasonic die Zuhörer in ihren Bann. Das ist alles kleiner und weniger als noch vor ein paar Jahren. 4000 Besucher meldet die Nachrichtenagentur DPA am Sonntag. Das war schon mal mehr. Das Geld aber ist nicht mehr geworden. Die Meisterhaus-Eröffnung im Mai hat viel Kraft gekostet. Das Bauhausfest wirkt wie im Übergang. Doch: Irgendwann ist am Sonnabend der Regen vergessen, wird vor dem Welterbe geschaut, erzählt, getrunken, gestaunt. Und irgendwann ist sie da, diese besondere Stimmung, die die Farbfeste ausgemacht hat, ausmacht.