16. Zollstockbörse in Köthen 16. Zollstockbörse in Köthen: Aus dem Schwarzwald an die Ziethe
Köthen/MZ. - Die damalige Mitarbeit blieb für Bernd Scholz nicht ohne Konsequenzen. "Bis dahin sammelte ich keine Zollstöcke", erinnert er sich. "Bei der Gelegenheit erhielt ich aber einen geschenkt. Bald wurden es zehn, dann 50. Jetzt besitze ich etwa 5 000 Stück." Darunter ist auch der kleinste Zollstock der Welt. Diesen hatte der Baalberger am Sonntag mit dabei, so dass Neugierige einen Blick darauf werfen konnten. Das mickrige Ding ist aus purem 585er Gold und wiegt exakt 0,634 Gramm. Seine Gesamtlänge ist 78 Millimeter, geschlossen ist der Winzling weniger als einen Zentimeter groß.
Dass dies eine bundesweite Börse ist, war im Gedränge nicht zu überhören. So verriet der Dialekt von Alfred Schwer, dass er einen weiten Weg aus dem Süden Deutschlands bis nach Köthen hinter sich hatte. "Wir kommen aus der Schwarzwald-Region und haben mehr als 700 Kilometer zurückgelegt", bestätigt der Schwenninger. "In unserer Gegend gibt es so etwas nicht, jeder sammelt für sich allein."
"Wir" - das waren Schwers 13-jähriger Neffe Martin Müller und Rudolf Teiml. "Seit 1999 komme ich regelmäßig nach Köthen", berichtete Teilml. "77", antwortete er auf die Frage, wie alt er sei. "Und wenn du mich nächste Woche fragst, dann bin ich 78 Jahre."
Bei Rudolf Schachtner brauchte man nicht zu fragen, woher er komme: Man sah es an der berühmten Lederhose des Mannes. Das Sammeln von Zollstöcken ist seit Jahren eine Leidenschaft des Maurers aus Mosthenning. "Ich habe auch einen Verein gegründet: ,Meterstab-Freunde Niederbayerns', teilte er mit. Schachtner kommt ebenfalls regelmäßig zu den Börsen nach Köthen.
Die Sammler Bettina und Peter Sommer aus Freyburg konzentrieren sich auf alte Zollstöcke. Einige der seltenen Exemplare präsentierte das Ehepaar an seinem Stand. Darunter einen filigranen Zollstock aus Elfenbein sowie eine Holz-Klapp-Elle aus den USA - beides hergestellt um 1900.
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die traditionelle Verleihung von Zollstock-Oskars. Die eine Auszeichnung ging an die Famile Taube aus Delitzsch. Mutter Birgit, Vater Sven und und Tochter Nancy sind alle drei Sammler. Rogaischus: "Für ein Hobby braucht man Zeit, und diese Zeit nimmt man sich gewöhnlich auf Kosten der Familie. Deswegen würdigen wir die Taubes als eine harmonische Sammler-Familie."
Den zweiten Oskar erhielt Paul Drees. Er wohnt an der holländischen Grenze und gehört zu denjenigen, die die weiteste Anfahrt bis nach Köthen hatten.
Die nächste Köthener Zollstockbörse findet am 3. Oktober statt. Zu dieser Veranstaltung bereiten die Köthener Zollstockfreunde eine besondere Neuanfertigung vor. Es ist ein Homoöpathie-Zollstock mit Informationen über diese naturnahe Heilkunst. Damit bleibt der Verein seinem Motto treu: Alles auf Zollstöcke zu bringen, was für Köthen wirbt und Touristen in die Bachstadt locken kann.
Das neue Produkt soll in Zusammenarbeit mit dem Hahnemann-Lutze-Verein und dessen Vorsitzenden Rainer Elze herausgebracht werden. Elze war auch während der Börse am Sonntag da, allerdings in seiner Eigenschaft als Chef einer hiesigen BMW-Niederlassung. Diese - wie auch der Hagebau-Center und andere Unternehmen der Region - unterstützt als Sponsor die Aktivitäten der Zollstockfreunde.