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OB-Kandidaten im Porträt Wie Frank Lehmann mit hemdsärmeliger Korrektheit Dessau-Roßlau verändert möchte

Wie sich Frank Lehmann über unfertige Dinge ärgert und warum er den Stadtumbau bereits aus mehreren Perspektiven kennt.

Von Silvia Bürkmann Aktualisiert: 16.06.2021, 14:26
Bewusst   gewählte Symbolik: Das  Schaufelrad steht für  die große Industrietradition der Roßlauer Schiffswerft, die neue   Geschäftsfelder erschloss.
Bewusst gewählte Symbolik: Das Schaufelrad steht für die große Industrietradition der Roßlauer Schiffswerft, die neue Geschäftsfelder erschloss. (Foto:Thomas Ruttke)

Dessau-Roßlau - Er ist ein Dessauer Urgestein. Durch und durch ein Sonnenkopp: hier geboren, aufgewachsen, geschult, gelernt, gearbeitet. Im Rückblick auf mittlerweile 61 Lebensjahre fällt auf, dass er tatsächlich mit Ausnahme der Studienjahre in Dresden an der TU nie außerhalb seiner Heimatstadt ansässig wurde? „Musste und wollte ich nicht. Ich fühle mich meiner Heimatstadt zutiefst verbunden“, sagt er. Das klingt ziemlich überzeugend.

Die Stadt hat Frank Lehmann als Heranwachsender und junger Mensch als von Krieg geschundene und zur Großstadt gewachsenen Stadt mit starkem industriellen Herzschlag in endlos schöner Kultur-Landschaft erlebt.

Frank Lehmann 1990 mit 18 Millionen einstigen DDR-Bürgern in den Turbulenzen der Wendezeit wieder

Nach der „ganz bodenständigen Lehre“ als Schienenfahrzeugschlosser im RAW (heute DB-Werk) und Studium zum Diplomingenieur-Ökonom (heute Betriebswirt) gereift und gelandet im Elektromotorenwerk (Elmo), fand sich Frank Lehmann 1990 mit 18 Millionen einstigen DDR-Bürgern in den Turbulenzen der Wendezeit wieder und kurz darauf in der Bundesrepublik Deutschland. „Blühende Landschaften“ sollten entstehen.

Ist viel und gern draußen: Frank Lehmann beim Spaziergang mit Tochter und den zwei Enkelkindern am Forsthaus Leiner Berg.
Ist viel und gern draußen: Frank Lehmann beim Spaziergang mit Tochter und den zwei Enkelkindern am Forsthaus Leiner Berg.
(Foto: Pablo H.)

Zuvor aber brachen viele Betriebe und Großbetriebe zusammen. In der daraufhin 1991 als kommunale Gesellschaft gegründeten Dessauer Arbeits-, Beschäftigungs- und Strukturförderungsgesellschaft (DABS) ging es darum, die nach den Betriebsschließungen nicht in die Neugründungen übernommenen Menschen aufzufangen und mit möglichst nachhaltigen Projekten weiter zu beschäftigen. Geschäftsführer der DABS wurde Frank Lehmann.

Seine Heimatstadt kennt Frank Lehmann aus gleich mehreren Perspektiven

Und der lernte seine geliebte Heimatstadt nun aus der Perspektive derjenigen kennen, die den Glauben an die blühenden Landschaften verloren hatten und deren Lebensleistung über Nacht plötzlich nicht mehr zählte. Abus, ZAB, Waggonbau, Gasgerätewerk und auch Elmo wurden „abgewickelt“.

Frank Lehmann jedoch ließ sich von der Abwärtsspirale nicht mitreißen. „Es war eine sehr spannende Zeit“, sagt er heute und dass er mit Stolz darauf zurückblickt. Denn die DABS hat in den Jahren bis 1998 schließlich 6.000 Menschen in Projekten beschäftigt, die bis heute nachwirken: Die Baufeldfreimachung auf dem einstigen Kasernengelände in Kochstedt für die neue Waldsiedlung, die Umzäunung des Verkehrslandeplatzes mit früheren ZAB-Mitarbeitern, die Wandlung des einstigen Klubhauses vom Gasgerätewerk zum heutigen „Haus Kühnau“, die Streckensanierung der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn über eine große Vergabe-ABM, die Rettung der vom Verfall bedrohten Ölmühle in Roßlau - die Projektliste ist lang.

Als Mitstreiter von einst zollt der pensionierte Sparkassenvorstand Hubert Ernst dem Weggefährten Lehmann Respekt. Der habe alle Register gezogen - von der erforderlichen Hemdsärmeligkeit bis zur gebotenen Korrektheit.

„Es ist noch viel zu tun und fertigzustellen. Konzepte sind da, aber bleiben liegen“

„Ich konnte bereits vieles bewegen und möchte dies für meine Stadt weiterhin tun“, fasst Frank Lehmann den Beweggrund für seine OB-Kandidatur mit schlichten Worten zusammen. Was treibt den Mann an? Der nach DABS- Zeiten die Geschäfte führte für die Projekt Management Consulting (PCM) und am Aufbau der Alten- und Pflegeheims Marthahaus ebenso mitwirkte wie bei der Sanierung des Y-Hauses Friedrichstraße 17 und der seit sieben Jahren als Unternehmer zwölf Mitarbeiter im Wertstoffzentrum Dessau (WZD) beschäftigt - was zieht so einen Macher hin an die Rathausspitze?

„Es ist noch viel zu tun und fertigzustellen. Konzepte sind da, aber bleiben liegen.“ Und wenn zu lange nichts passiert, frustriert das die Menschen, weiß Lehmann. Und für die Bürger will er da sein in allen Stadt- und Ortsteilen. Deren Vielzahl sieht der Kandidat als Reichtum. Und es ist sein Herzensziel, die „leidige Diskussion um Dessau oder Roßlau“ zu beenden. „Jeder Teil der Stadt hat seine eigene Qualität und Identität - genauso wie jeder Ort und jedes Dorf.“ Die Menschen würden sich selbst immer als Dessauer, Roßlauer, Mildenseer, Klein- oder Großkühnauer ansehen und fühlen. „Und alle leben in der so vielfältigen Stadt Dessau-Roßlau.“ (mz)