OB-Kandidaten im Porträt Warum Robert Reck meint, dass Dessau-Roßlau in Zukunft mehr klotzen statt kleckern sollte
Dessau-Roßlau - Robert Reck hat eine Vision: Dessaus Innenstadt ist voller Menschen, die in Cafés sitzen und durch die Geschäfte bummeln. Auf dem Marktplatz spielen Kinder auf einem Spielplatz, es grünt und blüht. Im Stadtpark sitzen junge Leute auf der Wiese, ein Musiker spielt.
Dass dieser Traum durchaus realistisch ist, zeigt die Gartenträumelounge, die den Markt lebendiger macht. Robert Reck, der im Rathaus als Beigeordneter für Kultur und Wirtschaft tätig ist und als Chef der Stadtmarketinggesellschaft amtiert, hat an diesem kleinen Erfolg durchaus einen Anteil. „Es musste dringend was passieren mit dem Marktplatz, und mein Credo ist es zu schauen, was geht.“ Geht nicht, gibt es für den 38-Jährigen nicht, der von sich sagt: „Herausforderungen reizen mich.“
Der gebürtige Altmärker Robert Reck kam 2016 nach Dessau-Roßlau
Der gebürtige Altmärker Robert Reck kam 2016 nach Dessau-Roßlau. Als Politiker. Dabei war die Politik einst nicht das berufliche Ziel gewesen. Und so folgte nach dem Abitur zunächst ganz klassisch ein Wirtschaftsingenieur- Studium, später die Promotion an der Uni Mannheim. Auch Auslandsluft schnupperte der junge Reck, am Goethe-Institut in Indonesien und in England.
Tief verwurzelt und verbunden mit seiner Heimat und der Familie, zog es Robert Reck nicht dauerhaft in die Ferne. Im Gegenteil. Er entdeckte seine Leidenschaft für die Kommunalpolitik und wurde mit 29 Jahren Bürgermeister der Verbandsgemeinde Seehausen-Altmark. „Da war ich wohl der jüngste Bürgermeister im Land“, konstatiert er.
Dass er vom Stuhl des Beigeordneten auf den des Stadtoberhauptes wechseln möchte, begründet Reck mit seinem „großen Gestaltungswillen“
Es sei vor allem eine verwaltende Tätigkeit gewesen, die er als Leiter der Verbandsgemeinde zu bewältigen hatte. „Es war eine gute Schule, um Verwaltung richtig zu lernen, und es war eine gute Vorbereitung für Dessau.“ Als ein Beigeordneter für Wirtschaft, Kultur und Sport gesucht wurde, habe ihn vor allem diese Kombination angesprochen und gereizt. Fünf Jahre später sagt der Beigeordnete: „Es war die richtige Entscheidung für mich, ich bin sehr gerne hier und fühle mich längst als Dessau-Roßlauer.“
Dass er vom Stuhl des Beigeordneten auf den des Stadtoberhauptes wechseln möchte, begründet Reck mit seinem „großen Gestaltungswillen“. „Dafür hat man als OB einfach mehr Möglichkeiten.“ Reck sieht das Stadtoberhaupt dann auch viel mehr als Gestalter und Ideengeber, denn als Leiter der Verwaltung. Wohl wissend, dass der OB auch als solcher gefordert ist.
„Wir dürfen nicht nur Stellen streichen, sondern müssen auch Strukturen anpassen“, sieht er dringenden Bedarf für ein zukunftsfähiges Verwaltungskonzept. „Dafür bräuchte es ein Dezernat für Verwaltungsmodernisierung und Digitalisierung.“ Verwaltung müsse bürgernah arbeiten. Das klinge wie eine Plattitüde, sei aber leider ein Brett, das zu bohren sei. „Verwaltung darf die Lebensrealität nicht ausblenden, sondern muss pragmatische Lösungen finden.“
„Ich spreche gerne mit den Menschen und höre direkt, was sie bewegt. Das gibt mir die so wichtigen Impulse von außen.“
Damit er nicht betriebsblind wird, „flüchtet“ Robert Reck so oft es geht aus dem Büro. „Ich spreche gerne mit den Menschen und höre direkt, was sie bewegt. Das gibt mir die so wichtigen Impulse von außen.“ Wer mit Robert Reck ins Gespräch kommt, der kann einen offenen und ruhigen Menschen kennen lernen. Er sei viel zu lieb und auch schüchtern für das Oberbürgermeisteramt, sagen manche seine Kritiker. „Sie täuschen sich“, kontert Reck. „Ich bin besonnen und sachlich, man wird mich nie poltern hören. Aber ich habe eine große Nervenstärke und Ausdauer - und ich bezeichne mich auch als mutig.“
Will heißen: Wenn er von einer Sache überzeugt ist, dann kämpft er darum. Laut Reck habe Dessau-Roßlau allen Grund, selbstbewusst aufzutreten, was es aber nicht immer tue. „Die Stärken nach außen zu tragen, sehe ich ebenfalls als wichtige Aufgabe eines OB.“ Ebenso wie den Mut, große Projekte anzugehen. „Wir müssen größer denken, auch mal klotzen, statt immer nur zu kleckern.“ Damit Dessau-Roßlau eine Stadt werde, in der man gut und gerne lebe. (mz)