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Anwohner bedanken sich Denis Lehmann und Alexander Krauß sorgen für Schneeräumung in Gatersleben: Anwohner bedanken sich

Von Detlef Anders 17.02.2021, 12:57
Denis Lehmann von den Treckerfreunden hilft beim Schneeschippen in Gatersleben mit dem Radlader eines Landwirts.
Denis Lehmann von den Treckerfreunden hilft beim Schneeschippen in Gatersleben mit dem Radlader eines Landwirts. Detlef Anders

Gatersleben - Eigentlich wäre Denis Lehmann jetzt als Busfahrer bei Schubert-Touristik Aschersleben irgendwo zwischen dem Nordkap und Sizilien unterwegs. Doch wegen Corona sind die Reisebusse abgemeldet, Denis Lehmann fährt nur im Linienverkehr.

Dass er in der vergangenen Woche seinen Bus gegen einen Radlader tauschte und in seinem Heimatort Gatersleben Schnee von den Straßen holte, das begeisterte seine Mitbürger so, dass sie der MZ gleich mehrere Dankesbriefe schickten.

„Ich war das nicht allein, ich habe mich mit Alexander Krauß abgewechselt“, gibt er das Lob gleich weiter. Dabei wollte der 46-Jährige, der vor ein paar Jahren als Erster im Ort mit dem Aufbau eines alten Traktors begann, nur vor den Garagen der inzwischen 15 bis 20 Treckerfreunde am Kapellenteich Schnee vom Hof schieben. „Da war alles eingeschneit.“

Landwirt Schulze Niehoff verlieh seinen Radlader an Denis Lehmann

Er rief den befreundeten Landwirt Guido Schulze Niehoff an und fragte, ob er sich dafür mal dessen Radlader ausleihen könne. Er erhielt den Radlader und schon auf dem Weg zur Treckergarage fragten ihn Leute, ob er ihnen helfen könnte.

„Das hat sich rumgesprochen wie ein Lauffeuer - Denis kannst du mal hier, kannst du mal da“, berichtet Lehmann irgendwo auch stolz über die folgende Dankbarkeit. „Ich wollte eigentlich nur eine Stunde am Montag schieben und dann war es 20.30 Uhr, als ich wieder zu Hause war.“

Am Dienstag sei er dann von 9 bis 21 Uhr im Einsatz gewesen. Und auch an den nächsten Tagen saß er auf dem Bock. Zwischendurch bekochte Lehmann die beiden Kinder. Da saß Alexander Krauß auf dem Radlader.

„Wenn man eine Straße angefangen hatte, kamen gleich alle Anwohner raus. Alle wollten, dass ich zuerst zu ihnen komme. Aber das kann man nicht“, bedauert er auch.

Er kenne ja die Leute in seinem Ort. „Und wenn da so eine alte Oma mit dem Schneeschieber allein stand, da konnte ich nicht dran vorbei.“ Einige schippten den Schnee auch auf die große Schaufel des Radladers.

„Wenn eine Oma mit Schneeschieber allein stand, da konnte ich nicht dran vorbei“

Nicht er, sondern seine große Tochter half ihrem kleinen Bruder dann bei den Hausaufgaben. Und am Sonnabend gab es von der Ehefrau die leise Frage, ob sie denn wieder allein auf der Couch sitzen müsse. So dankt Lehmann nicht nur dem Chef für die Freistellung, sondern auch seiner Frau für ihr Verständnis.

Das Geld, das ihnen manche aus Dankbarkeit zusteckten, übergaben die beiden Männer dem Landwirt als Spritgeld für den Radlader. Der wollte mit der kostenlosen Überlassung den Gaterslebenern etwas zurückgeben, berichtet Denis Lehmann. Weil diese es während der Maisernte ja auch hinnehmen, dass drei Wochen lang der Mais zur Biogasanlage durch den Ort rollt.

Am Sonnabend stellte Guido Schulze Niehoff noch einen Traktor samt Anhänger zur Verfügung. Damit konnten Lehmann, Krauß und Cindy Elle die weiße Pracht bis auf den alten Sportplatz fahren. Das Problem sei ja immer die Frage des „Wohin mit dem Schnee“ gewesen, sagt Lehmann. Jede Füllung des Radladers wurde bis ans Ende der Straße gefahren.

Selten konnten - wie an der Kreuzung Ballenstedter/Hoymer und Lange Straße - Berge aufgetürmt werden. „Der Radlader stand praktisch nie still. Außer nachts.“ Am Ende formten Lehmann und Krauß für die Kinder aus einem Schneeberg einen Rodelberg als i-Tüpfelchen des Winters. Am Samstag war dann um 20 Uhr alles fertig.

„Diese Woche bin ich wieder auf Arbeit“, erklärt der Busfahrer. Und er sieht leider schon das nächste Problem auf Gatersleben zukommen. „Der Schnee schmilzt so schnell ...“ (mz)