1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Wolfen-Nord-Song: Youtube-Hymne für Wolfen: Rap-Duo "JoPa feat. AlAy" setzen Wolfen-Nord ein Denkmal

Wolfen-Nord-Song Youtube-Hymne für Wolfen: Rap-Duo "JoPa feat. AlAy" setzen Wolfen-Nord ein Denkmal

Von Daniel Salpius 08.09.2016, 22:00
Rap-Duo „JoPa feat. AlAy“ vor der Kulisse der Goitzsche.
Rap-Duo „JoPa feat. AlAy“ vor der Kulisse der Goitzsche. privat

Wolfen - Vorfreudig und doch auch etwas aufgeregt sieht das Rap-Duo „JoPa feat. AlAy“ seinem Auftritt beim Song Slam auf der „Projektionsfläche“ im ehemaligen Filmtheater Wolfen entgegen.

Dort werden die beiden jungen Musiker am Samstag vermutlich ihrem bisher größten Publikum gegenüberstehen. Ein Höhepunkt des Auftritts wird die Performance ihres Wolfen-Nord-Songs, mit dem sie ihrem Viertel ein musikalisches Denkmal gesetzt haben.

Aus Rap-Battle wird Freundschaft

Als sich John Ujka und Alex Konrad oder, wie sie sich nennen, JoPa und AlAy vor gut zwei Jahren das erste Mal treffen, sind sie Kontrahenten. Über Ujkas damalige Freundin wissen sie voneinander, verabreden sich zum sogenannten Battle. Mit abwechselnd vorgetragenen, improvisierten Sprechgesängen versuchen sie sich gegenseitig zu übertrumpfen. Verbales Kräftemessen unter Rappern. Am Ende sind sie beste Freunde, wachsen zu einem Duo zusammen, treffen sich fast täglich zum Musik machen.

Welche Botschaft das Rap-Duo rüberbringen will

„Mit unseren Songs wollen wir auf jeden Fall eine Botschaft rüberbringen“, umschreibt Ujka das musikalische Profil des Duos. Was den 19-jährigen unter anderem bewegt, sind Themen wie die Unterschiede zwischen Arm und Reich.

Seiner Auffassung nach könnte jeder einzelne Mensch mehr Geld haben. Doch das System stehe dem im Weg. „Ich selbst strebe mit meiner Rap-Musik nicht nach Reichtum. Wenn man mir beispielsweise anbietet, irgendwo aufzutreten, würde ich nicht zuerst nach der Gage fragen.“

Diese Gedanken sind sicherlich geprägt durch die Kindheit in Wolfen-Nord. Einer glücklichen Kindheit. „Wolfen-Nord, du bleibst in meiner Blutbahn“, heißt es im Wolfen-Nord-Song. Konrad und Ujka erinnern sich darin an behütete Zeiten, an geliebte Orte, die es heute nicht mehr gibt.

Wehmut beim Rundgang durch Wolfen-Nord

Denn der Stadtteil schrumpft. Wenn sich die beiden Musiker im Viertel umschauen, empfinden sie daher oft Wehmut. „Hier war ein Spielplatz, da haben wir immer gespielt. Dort war der Block, in dem ich gewohnt habe. Wo ist das jetzt? Alles weggerissen“, so Ujka nachdenklich.

Mit den Schauplätzen ist auch ein Stück Kindheit verschwunden. Unwiederbringlich. Als sie den Wolfen-Nord-Song bei einem Auftritt im Viertel zum ersten Mal aufführen, geht das allen Anwesenden so nahe, dass die Organisatoren den Rappern eine professionelle Studioaufnahme ermöglichen.

Mischung aus eigenen Texten und Freestyle

Musikalisch haben sich JoPa und AlAy in den zwei Jahren ihres gemeinsamen Schaffens weiterentwickelt. Anfangs hatten sie noch keine eigenen Songs, übten sich im Freestyle, einer Spielart des Rap, bei der Texte zur Musik improvisiert werden. Mittlerweile haben sie mehr als zwanzig Stücke aus eigener Feder im Repertoire. „Wir schreiben jetzt öfter Texte, vernachlässigen dabei aber den Freestyle nicht.“ Beides sei ihnen wichtig, erklärt Ujka.

Im Rahmen der Kulturreihe „Projektionsfläche“ öffnet das ehemalige Wolfener Filmtheater am Freitag und Sonnabend wieder seine Türen.

Am Freitag wird der Filmemacher Enno Seifried aus Leipzig anreisen. Ab 20 Uhr zeigt er die Doku „Lost Places - Vergessen im Harz“. Auf der Suche nach verlassenen Orten und den Geschichten der Menschen dahinter begibt sich der Dokumentarfilm an Schauplätze fernab der üblichen Touristenpfade im Harz.

Am Sonnabend wartet auf die Besucher ab 20 Uhr der erste „Song Slam“ im früheren Kino. Dabei werden fünf Musiker - darunter auch JoPa und AlAy - mit selbst verfassten Songs gegeneinander antreten und um die Gunst des Publikums buhlen. Durch den Abend führt Moderator und Entertainer Tobias Glufke vom halleschen Verein „Halternativ“. (dop)

Die Beats - so nennt sich die musikalische Untermalung im Hip Hop - kommen nun auch häufiger vom 16-jährigen Alex und nicht mehr aus dem Internet wie zuvor. Ihre musikalische Zukunft planen die Wolfener Rapper jedenfalls gemeinsam. Nach dem großen Auftritt am Samstag beim Song Slam, wo sie mit anderen Künstlern auf der Bühne stehen, wollen sie am 21. September beim „Rap am Mittwoch“ in Leipzig eventuell mit auf der Bühne stehen. (mz)