Ausstellung von Jürgen Dunkel im Filmmuseum Wolfener Industrie- und Filmmuseum: Ausstellung von Chemiker Jürgen Dunkel

Wolfen - Sauerstoff, Kohlenstoff, Chlor und Chrom, Eisen, Silber, Kobalt und Schwefel, Quecksilber - wie stellt man sich die Elemente eigentlich bildlich vor? Hand aufs Herz: Ist nicht jeder als Schüler schon mal mit diesem flüchtigen Gedanken aus der Chemiestunde in eine andere Welt geglitten?
Bei Jürgen Dunkel aus Langenbogen (Saalekreis) hat sich genau dieser Gedanke festgesetzt, seit er begann, sich für Chemie zu interessieren. Und das war als Schüler. Als solche schönen und spannenden Sachen wie Geheimtinte und Sprengstoff ins Spiel kamen. Mit dem Ruhestand machte der promovierte Chemiker, der in Buna und in Bitterfeld-Wolfen gearbeitet hat, das wahr, was er jahrelang als Idee gehütet hat: Er stellte die Elemente bildlich dar. In seinem Buch „Ein ungewöhnlicher Streifzug durch das Periodensystem der Elemente“, das er nach sage und schreibe zehn Jahren akribischer Arbeit 2015 abgeschlossen hat, hat er die bis dahin bekannten 112 Elemente veröffentlicht - dargestellt in insgesamt 74 Bildern. Dieter Schnurpfeil, ebenfalls Chemiker, hat dazu den überaus interessanten, auch für Laien spannenden Text geschrieben.
Im Industrie- und Filmmuseum Wolfen sind derzeit 20 Arbeiten zu sehen. Die Ausstellung setzt damit ein buntes Zeichen in einem für die Chemie besonderen Jahr: Die Vereinten Nationen haben 2019 zum „Internationalen Jahr des Periodensystems der chemischen Elemente“ erklärt. Vor 150 Jahren nämlich wurde es unabhängig voneinander und fast identisch von dem Russen Dmitri Mendelejew (1834–1907) und nur wenig später von dem Deutschen Lothar Meyer (1830–1895) aufgestellt.
Dunkels Bilder haben es in sich. Man muss sich schon Zeit nehmen, um sich darauf einlassen zu können. Erst dann nämlich geben sie ihren ganzen Inhalt, ihr Geheimnis, preis. Denn Dunkel hat kein Lehrbuch in Bildern geschaffen. Er befreit die Elemente aus ihrer Abstraktion, stellt Vielfalt, Schönheit und Nützlichkeit samt einiger Kuriositäten dar. Er erzählt Geschichten - historisch verbriefte, sagenhafte und ganz moderne. „Bei den allermeisten Elementen steigen Nutzen und Wert, wenn sie eine Verbindung miteinander eingehen“, sagt er. Und auch das bleibt nicht als Abstraktum stehen.
Das Team des Museums nämlich kam auf die Idee, im Chemiepark Firmen zu suchen, die genau das mit ihren Produkten zeigen. Welches Unternehmen fällt einem wohl für das Element Silber ein? Filmhersteller Filmotec. Silizium steht für den Glashersteller Guardian, Kobalt für die Deutschen Magnetwerke, Chlor für Chlorhersteller Nouryon, Indium für eine Zukunftstechnologie, die Batteriehersteller Skeleton betreibt. Und die Chemieparkgesellschaft selbst hat für sich den Sauerstoff auserkoren - als das Symbol für Leben. „Es hat Spaß gemacht, Firmen zu suchen“, sagt Ute Hirsch, Chefin der Agentur Unicepta in Bitterfeld. „Die Unternehmen hatten selber großes Interesse daran.“
Längst hat Jürgen Dunkel ein neues Projekt in Arbeit. Da stehen Begriffe wie Isomerisation und Polymerisation im Zentrum. Und ihm selbst steht auch hier wieder eine starke Frau zur Seite - Ehefrau Verena Dunkel, die als Medizinerin tiefen Einblick in die Chemie hat und auch seine Kritikerin sein darf.
(mz)