Wolfener Ballett-Ensemble Wolfener Ballett-Ensemble: Jeder Tanz ein Stück Seele
wolfen/MZ. - Man muss einfach mit dem Ende anfangen. Als sich bei der großen Gala des Wolfener Ballett-Ensembles am Sonnabend alle Mitwirkenden auf der Bühne zum großen Finale präsentierten, wollte der Applaus kein Ende nehmen. Die Leute im Saal des Kulturhauses klatschten und jubelten, und immer wieder verneigten sich die großen und kleinen Akteure - gemeinsam mit ihren Trainern und Betreuern, denen damit das wohl wertvollste Dankeschön gesagt wurde.Mehr als verdient allerdings: Denn was dem Publikum an diesem Abend - und erneut am am Sonntagnachmittag - geboten wurde, zeugt von der großen Professionalität der Wolfener Tänzerinnen und Tänzer. Ein Amateurballett, dessen Mitglieder zur Schule gehen oder sich in der Ausbildung befinden, studieren oder schon fest im Berufsleben stehen - und wo einige der jungen Frauen selbst schon Mütter sind. Doch was von diesem Ensemble und vor allem von den Ältesten geleistet wird, hat mit "Amateur" eigentlich nichts mehr zu tun.
"Besser und graziler kann so eine Gala gar nicht beginnen", begrüßte denn auch Andreas Mann, der als Moderator aus dem MDR-Fernsehen bekannt ist, nach dem Eröffnungswalzer die Zuschauer. Er hatte das Ballett bei einer Veranstaltung in Raguhn kennengelernt und war sofort begeistert davon - was in diese Zusammenarbeit mündete. Spontan hatte er sich bereiterklärt, die Abendgala zu moderieren, ohne Gage noch dazu.
In seiner lockeren und dennoch ausgesprochen gefühlvollen Art führte er durch das Programm, erzählte so manche kleine Episode, berichtete von Hintergründen und vergaß nie, die Leistungen des Balletts zu würdigen. "Tanz ist eine Ausdrucksform", betonte er. "Weil man jede Art von Gefühl tänzerisch darstellen kann."
Wie Recht er damit hat, wurde durch jede einzelne Darbietung aufs Neue bewiesen. Ob die Jüngsten als Mäuse und Ente zeigten, wie fröhlich sie sind, ob die Ältesten beim Walzer beinahe über die Bühnenbretter schwebten, ob man bei "Rock it" als Zuschauer fast selbst mit rockte oder bei "Regen" zu einer Musik von Herbert Grönemeyer die Tropfen geradezu hören konnte - der Facettenreichtum und die Genrevielfalt sind einfach überwältigend.
Passend dazu natürlich immer die kreativ und farbenreich oder bewusst schlicht gehaltenen Kostüme und Requisiten - die einmal mehr davon verrieten, wie viel Arbeit für diese Gala nicht nur von Ballett und Trainern seit Monaten zu leisten war.
Auch davon erfuhren die Zuschauer vom Moderator: Er erzählte von den helfenden Händen hinter der Bühne, von Eltern und Vereinsmitgliedern, die im Vorfeld und im Hintergrund dafür sorgen, dass alles reibungslos verläuft.
Schließlich stehen bei solch einer Gala fast alle 110 Mitglieder auf der Bühne, deren Alter zwischen fünf und knapp 30 Jahren liegt. Und er bedankte sich im Namen des Vereins bei allen Sponsoren und Unterstützern: Jeder Cent sei hier bestens angelegt, denn "damit geben Sie dem Ballett eine Heimat. Und dieses Ballett ist ein Aushängeschild."
War schon der erste Teil des Programms von zahlreichen Premieren geprägt - über 50 Prozent der Tänze sind neu, ein weiterer Teil war mit anderen Gruppen neu einstudiert -, dann übertraf der zweite Teil das Ganze noch um einige Register. Mit der "Tarantella" oder den "Drei Grazien" in der Choreografie von Alexander Semenchukov beispielsweise oder bei "Burlesque" mit Kostümen, die nicht nur Männerherzen höherschlagen ließen.
Eine Choreografie von Bianka Behrend, die mit dieser Gala einmal mehr gezeigt hat, welche Qualitäten sie nicht nur als Tänzerin, sondern auch als künstlerische Leiterin des Wolfener Ensembles hat.
Was sie und ihr Trainerteam unter Beweis stellen, fasste Alexander Semenchukov im Interview mit Andreas Mann zusammen. Der Tänzer und Choreograf, der als Profi schon auf internationalen Bühnen stand, erzählte, warum er in Wolfen arbeitet. Tanzen ist mehr als Bewegung, sagte er. "Bei jedem Tanz gibt man auch ein Stück von der Seele."
Und als er die Wolfener vor drei Jahren zum ersten Mal erlebte, habe er sofort gesehen, sie bewegen sich nicht nur. "Sie haben richtig getanzt und gestrahlt, ein Stück von ihrer Seele gegeben."