Abwasserverband klärt auf Wolfen-Steinfurth: Abwasserverband klärt auf, was hinter der Fäkalien-Problematik steckt
Bitterfeld-Wolfen - Weit über 90 Prozent aller Haushalte im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen. Fast alle der rund 163 000 Einwohner müssen sich so keine Gedanken machen, wie ihr Abwasser wegkommt.
Abwasserproblem ländlicher Gebiete um Bitterfeld-Wolfen
Vor allem auf dem Land aber gibt es einige Ortsteile oder einzelne Gebäude, die nicht über das öffentliche Kanalnetz entwässert werden. Für die Eigentümer sind biologische Kläranlagen oder abflusslose Gruben Pflicht.
Doch: Fäkalien, die in Wolfen-Steinfurth im Erdreich versickern? Das Problem brachte Detlef Bösche unlängst auf einer Bürgerversammlung in Wolfen zur Sprache. Eine Feststellung, die aufhorchen lässt. Und die, so Ines Koeckeritz, Geschäftsführerin des zuständigen Abwasserzweckverbands (AZV) Westliche Mulde, so nicht stimmt.
Das betreffende, 2003 gebaute, Haus steht in der Martha-Brautzsch-Straße in Steinfurth. Das Abwasser der Bewohner sowie der eines weiteren Hauses dort wird dezentral entsorgt - in einer abflusslosen Grube gesammelt, vom AZV abgeholt und im Gemeinschaftsklärwerk behandelt.
„Wir würden das gern ändern, aber es geht derzeit nicht“, sagt die AZV-Chefin und erklärt, dass in der Brautzsch-Straße ein uralter Abwasserkanal in der Erde liegt, an den die neu gebauten Häuser nicht angeschlossen werden konnten. Einfach, weil er zu kurz ist. „Der Kanal entspricht auch nicht mehr den Ansprüchen, ein neuer muss verlegt werden. Wir kommen aber erst an den Kanal ran, wenn die Straße insgesamt erneuert wird.“
Das kann dauern und das ärgert die Leute. Die grundhafte Sanierung der Straße wurde von der Stadt immer wieder verschoben. Auch derzeit taucht sie nicht im städtischen Sanierungsplan auf. „Ein Abstimmungsproblem“, so Koeckeritz. „Welche Maßnahme kommt zuerst? Der AZV hat seinerseits das Vorhaben für die nächsten 15 Jahre eingeordnet.“
Konzept wird aktualisiert
Das Abwasserbeseitigungskonzept des AZV, das die „Sorgenkinder“ erfasst, wird jetzt aktualisiert. Ziel ist, das Abwasser aller Grundstücke nach aktuellem Stand der Technik zu entsorgen. „Technisch geht alles, aber bezahlbar ist nicht alles“, sagt die Expertin. So bleibe immer ein geringer Rest, bei dem der Anschluss an das öffentliche Entsorgungsnetz nicht sinnvoll ist. Sei es, weil die Gebäude so weit abseits stehen, weil sie zu hoch liegen oder weil sie unzugänglich sind. Kurz: weil der Anschluss für den Grundstückseigentümer viel zu teuer und eben unwirtschaftlich ist.
Das Problem haben auch die anderen Verbände, die Abwasser entsorgen - der AZV Raguhn-Zörbig und der Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Gräfenhainichen (ZWAG), der Kunden im Altkreis hat. Die Anzahl der dezentral zu entsorgenden Grundstücke ist freilich sehr niedrig.
Der Anschlussgrad der Haushalte an das öffentliche Entwässerungsnetz nämlich liegt beim AZV „Westliche Mulde“ bei über 97 Prozent. Im hiesigen Bereich des ZWAG, sagt Geschäftsführer Mathias Kolander, werden die Abwässer von knapp 96 Prozent der Kunden zentral entsorgt. Und beim AZV Raguhn-Zörbig haben laut Chef Wilfried Eschke sogar knapp 99 Prozent einen zentralen Anschluss. „Das bleibt bei uns jetzt auch dabei“, sagt Eschke. „Das ist mit der Wasserbehörde abgeschlossen.“ Letztlich betrifft das rund 150 Kunden.
Für den AZV Westliche Mulde indes geht es weiter. „In den letzten Jahren haben wir im Stadtgebiet von Bitterfeld-Wolfen riesige Fortschritte gemacht“, sagt Ines Koeckeritz und führt als Beispiele die Hitschkendorfer und die Jerichower Straße, den Pomselberg, die Bitterfelder Straße an. (mz)