Wolfen Wolfen: Filmfabrik startete vor 100 Jahren

Wolfen - Hier spielt das erste Kapitel in der Geschichte des Farbfilms: Nach jahrelangem Tüfteln stellte der Chemiker John Eggert 1936 in der Kleinstadt Wolfen den weltweit ersten Colorfilm her. Er kam als "Farbfotografie für jedermann - ohne Filter und besondere Hilfsmittel" auf den Markt und war ein Höhepunkt in der damals noch jungen Historie der Agfa-Filmfabrik.
Wenige Jahre später wurde der erste Farbfilm aus Wolfener Material in Deutschland aufgeführt: "Frauen sind doch die bessere Diplomaten" mit Marika Rökk und Willy Fritsch in den Hauptrollen. In dieser Woche erinnern in Wolfen zahlreiche Veranstaltungen an den Start der Filmfabrik vor 100 Jahren. Im Filmmuseum gibt es ab Donnerstag eine Ausstellung zu den Pionierleistungen.
Die Wolfener Filmgeschichte hat Brüche: Nach dem Zweiten Weltkrieg warben die Amerikaner die Forscher ab, dann wurden 60 Prozent des Werks in die Sowjetunion gebracht. Schließlich ging es doch weiter. Das Unternehmen wurde sowjetisch-deutsche Aktiengesellschaft und sorgte mit einigen Weiterentwicklungen bei der Film-Empfindlichkeit für Aufsehen.
"1964 wurde der Betrieb dann in Orwo umbenannt, Original Wolfen", berichtet Museumssprecherin Andrea Mähl. Zu den ersten auf Orwocolor gedrehten Defa-Filmen gehörte "Geliebte weiße Maus" mit Rolf Herricht. Bis zu 15 000 Menschen waren zu DDR-Zeiten bei Orwo beschäftigt. Nach der Wende versuchten einige Investoren, das Werk fortzuführen - mit wenig Erfolg. 1994 wird Orwo liquidiert, eine Nachfolgefirma scheiterte 1998.
Aber mit "Original Wolfen" ist nicht Schluss. Der Fotodienstleister Orwo Net setzt die Tradition fort. Die 2005 gestartete Firma expandiert unter anderem mit der Marke "PixelNet" ständig. 2009 wurden 300 Millionen Bilder produziert. In diesem Jahr soll laut Firmenchef Gerhard Köhler beim Umsatz die 30-Millionen-Grenze überschritten werden. (dpa)