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Wolfen-Boutique mitten in Berlin

Von Christin Hartung 27.12.2006, 18:43

Bitterfeld/MZ. - Dort öffnet Jacqueline Huste. Die 37-jährige Wolfenerin besitzt seit fünf Jahren ein eigenes Modelabel, das sie nach ihrer Heimatstadt benannt hat. Beim Umschauen hat man fast Berührungsängste, immerhin ist es keine gewöhnliche Boutique. Eine zur Boutique umfunktionierte Altbauwohnung mit Stuck an der Decke und Parkettboden, sanften Farben an den Wänden beherbergt ihre aktuelle Winterkollektion "Möster Birke".

Die "Möster Birke" reist nicht nur durch Berliner Läden, auch in München, New York oder Japan sind die Stücke zu finden. Im Internet diskutieren Frauen darüber, dass die Wolfen-Kollektionen Wohlfühlstücke sind, ruhig, schlicht, aber nicht langweilig. Man fühlt sich angesprochen und nicht mit Slogans bombardiert wie "Original New York Style" oder Ähnlichem. Auch wenn es gerade in New York war, wo die studierte Architektin bemerkte, dass sie statt die Architektur zu bewundern, lieber nach Stoffen Ausschau hielt. Zurück in Berlin verfolgte Jacqueline Huste ihre neu entdeckte Leidenschaft und kontaktierte den Modemacher, dessen Kleider sie am liebsten trägt. Aus einem Praktikum entwickelten sich zunächst von ihr entworfene Einzelstücke, schließlich ganze Kollektionen.

Schnell wird klar, dass es ihr nicht um den letzten Schrei geht, sondern um ruhige, harmonische und tragbare Kleidung. "Meine Mode soll den, der sie trägt, nicht verändern, sondern seine Person unterstreichen", erklärt Jacqueline Huste, die sich nicht als Modedesignerin versteht, eher als "eine Handwerkerin für Bekleidung".

In einem Raum in der Wohnung wird auch genäht. Die Musterstücke produziert sie selbst. Gerade arbeitet sie an der nächsten Winterkollektion. "Frankie" ist schon fertig. Die zwölfjährige einsame, traurige und stets suchende Protagonistin aus der gleichnamigen Erzählung von Carson McCullers diente als Inspiration für die Sommerkollektion 2007. Auch ein Mann, den sie während eines Urlaubes in Rumänien auf einem Bahnsteig einsam sitzen sah, diente ihr schon als Vorlage.

So vielfältig die Motive auf den ersten Blick auch sein mögen, Traurigkeit und Melancholie bilden den großen Rahmen. Nicht zu vergessen ist die Liebe für den aufmerksamen Blick: Die Möster Birke erscheint beim ersten Hinschauen wohl nicht so sehr spannend. Aber auch sie hat ihre Geschichte zu erzählen. So auch der Kragen eines der Wolfen-Stücke: Auf dem zweiten Blick wird einem seine besondere, asymmetrische Form bewusst. Die Kollektionen scheinen eine Hommage an ihre heimatliche Landschaft zu sein und Ausdruck dessen, was sie geprägt hat.

Farblich findet sich schließlich beige, altrosa oder grau in verschiedensten Nuancen. Auch große Schnallen wird man vergeblich suchen. Der Kunde, der bei "Wolfen" kauft, bekommt ausgesuchte Stoffe, eine qualitativ hochwertige Verarbeitung oder auch liebevoll gestrickte Pullover. Am Telefon vergewisserte sich eine der Strickfrauen, ob denn die Länge des Pullis so auch okay sei, erzählt Jaqueline Huste. Ja, keine Sorge, ein Pullover ist nie zu lang, habe sie geantwortet. Recht hat sie. Schließlich will man im Winter in kuschelige Sachen regelrecht eintauchen.