Wolfen Wolfen: Baugewerkschaft verleiht Forderungen Nachdruck
WOLFEN/MZ. - Der Branchensekretär des Baugewerbes für die Region Sachsen-Anhalt und Thüringen lud am Mittwoch auf einer Wolfener Baustelle an der Bundesstraße 184 zu einem Bauarbeiterfrühstück ein und hatte neben belegten Brötchen und Kaffee auch noch einige Forderungen mitgebracht.
"Sechs Prozent mehr ist fair", begann er dann sogleich seine Rede vor den Arbeitnehmern der Firma "Diringer & Scheidel" und legte nach: "Jetzt muss endlich mehr in unsere Tüten." Hintergrund ist, dass die aktuellen Tarifverhandlungen für die 700 000 Beschäftigten im Baugewerbe in der dritten Gesprächsrunde keine Annäherung und kein Angebot der Arbeitgeber gebracht haben.
Daraufhin hatte die IG BAU die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt. Nun will man die Schlichtung anrufen. Ihnen gehören vier Vertreter der IG BAU, je zwei Vertreter des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie und des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes sowie Wolfgang Clement, als unparteiischer Schlichter, an.
Der ehemalige Wirtschafts- und Arbeitsminister hat nun drei Wochen Zeit zwischen den Interessengruppen der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber zu vermitteln. Sollte kein Erfolg erzielt werden, könnte es Ende Juni zu Streiks in der Baubranche kommen.
Soweit ist man auf der Wolfener Baustelle aber noch nicht. Dennoch spricht auch der Betriebsratsvorsitzende von "Diringer & Scheidel", Josef Weberbauer, die bestehenden Probleme allgemein an: "20 Jahre nach der Wende gibt es zwischen Ost und West noch immer Lohnunterschiede, die bis zu 19 Prozent ausmachen können." Auch daher fordere die IG BAU neben den "sechs Prozent mehr Geld für die Arbeiter, Angestellten und Auszubildenden auf dem Bau" eine "Angleichung des Ostlohns an das Westniveau", sagt der Branchensekretär des Baugewerbes und ruft: "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit." Eine Forderung, die Gehör findet.
"Ich finde es gut, dass die Kollegen durch das Informationsfrühstück über die aktuellen Entwicklung in der Tarifverhandlungen aufgeklärt werden", sagt der Polier Matthias Richter, dennoch: "Wir haben Bauchschmerzen, dass die Verhandlungen gescheitert sind, und ein möglicher Arbeitskampf bringt auch einen bitteren Beigeschmack mit sich." Den Erfolg der anstehenden Schlichtung betrachtet er skeptisch.
Branchensekretär Ralf Roßmann packt derweil weitere Papiertüten aus. Sie sind nicht für die Bauarbeiter, sondern für die Arbeitgeber und enthalten jeweils ein "ein Appel und ein Ei", kommentiert der der Gewerkschafter und fragt: "Wer will denn dafür noch auf dem Bau arbeiten?"