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Willensstärke und Herzblut Willensstärke und Herzblut für Bitterfeld-Wolfen: Chemiepark-Investor Jürgen Preiss-Daimler wird 80

Von Christine Färber 29.07.2019, 10:17
2010: Letzter Hammerschlag, bevor das Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk von PD-Energy und Danpower im Chemiepark in Betrieb geht.
2010: Letzter Hammerschlag, bevor das Ersatzbrennstoff-Heizkraftwerk von PD-Energy und Danpower im Chemiepark in Betrieb geht. André Kehrer

Bitterfeld - Bitterfeld - das lässt sich für Jürgen Preiss-Daimler ganz schnell in zwei Worte fassen: Chemiepark, Kulturpalast. Bei Lichte betrachtet steckt dahinter beinahe ein Lebenswerk des Mannes, der am Samstag auf den Tag genau vor 80 Jahren in Breslau geboren wurde und heute mit seiner Familie in einem kleinen Ort nahe Dresden wohnt.

Mit dem Thema Osten hatte der gelernte Wirtschaftskaufmann aus Minden noch nie Probleme. Als Bauunternehmer führte ihn der Job bereits in den 70er Jahren in die DDR. Am Bau von Buna II in Schkopau war seine Firma beteiligt, an Robotron in Dresden, am Konverterstahlwerk in Eisenhüttenstadt. Und eben auch in Bitterfeld.

Dem abgewirtschafteten Chemiepark, dessen erste Privatisierung krachend gescheitert war, hat der Unternehmer mit Hilfe von EU, Bund, Land etc. und vielen mutigen, hartnäckigen, entschlossenen Leuten auf die Beine geholfen. Und wie! Heute zählt der Standort zu den innovativsten, modernsten in Europa.

Der Chemiepark war nur eins der Unternehmen in Preiss-Daimlers Firmenimperium

„Das ist eine sehr bereichernde Erfahrung gewesen, einen maroden Standort zum heutigen Aushängeschild von Sachsen-Anhalt zu machen“, sagt er. „Zu dieser großen Aufgabe haben mir natürlich alle früheren Mitarbeiter die Leistungsbereitschaft und Freude gegeben.“

Der Chemiepark freilich war nur eins der Unternehmen in Preiss-Daimlers Firmenimperium P-D Group, das heute nach seinen Worten zu den 500 besten Deutschlands zählt. Dennoch - er war für ihn eine besondere Herausforderung, nicht zuletzt, weil er der älteste Chemiepark in Europa ist und einer der größten. Und nach der Wende ein besonders schweres Erbe der DDR.

Es war im Winter 2000, als die Unternehmensgruppe ein neues Kapitel in Bitterfeld und Wolfen aufschlug. Mit der Zweitprivatisierung des Chemieparks war nun der Weg frei für die komplexe Umstrukturierung, Sanierung und Neuerschließung des gesamten Standortes. Über 400 Maßnahmen wurden umgesetzt - bei laufendem Betrieb. 230 Millionen Euro sind allein zwischen 2001 und 2008 umgesetzt worden. Parallel dazu flossen weitere 83 Millionen Euro in die Sanierung von Gebäuden. Rund 360 Firmen sind heute hier angesiedelt, 11.000 Leute stehen in Lohn und Brot. Inzwischen gehört der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen zur Gelsenwasser AG. Preiss-Daimler zog sich 2013 zurück.

Auch Krankheit konnte Jürgen Preiss-Daimler bislang nicht in die Knie zwingen

Vielleicht hat das zu tun mit der Krankheit, von der er sich nicht in die Knie zwingen lässt. Jetzt hat er ein Buch geschrieben: „Über(s)leben - Krebs: Im Kopf fängt die Heilung an“. Das fasst, wenn man so will, zusammen, was seine unglaubliche Stärke ausmacht. Die TU Dresden ernannte ihn unlängst zum Ehrensenator, weil er dort die medizinische Forschung unterstützt.

Unternehmer, sind sie noch so angespannt im Geschäft, pflegen auch ihr Hobby. Jürgen Preiss-Daimler, einst selbst Turniertänzer, hat sein Herz an die Musik gehängt. Nicht nur passiv - er gründete 2001 das P-D Show-Orchester. Und er übernahm den Kulturpalast. Rund 3,5 Millionen Euro investierte die P-D Chemiepark-Gesellschaft, so dass das Haus zu dessen 50. Jahrestag neu eröffnet werden konnte. „Sehr viel von meinem Herzblut steckt im Kulturpalast“, sagt er. „Deshalb tut es heute umso mehr weh, wenn ich sehe, was damit passiert.“ Vielleicht aber gibt es doch noch ein gutes Ende und einen neuen Anfang. Das hat schon einmal geklappt in Bitterfeld. (mz)

2013: Jürgen Preiss-Daimler nach dem Verkauf des Chemieparks mit Gelsenwasser-Chef Henning Deters (l.) und Chemiepark-Geschäftsführer Patrice Heine (r.).
2013: Jürgen Preiss-Daimler nach dem Verkauf des Chemieparks mit Gelsenwasser-Chef Henning Deters (l.) und Chemiepark-Geschäftsführer Patrice Heine (r.).
André Kehrer
2004: Jürgen Preiss-Daimler und Chemiepark-Geschäftsführer Matthias Gabriel (r.) freuen sich über den neuen Bühnenvorhang für den Kupa.
2004: Jürgen Preiss-Daimler und Chemiepark-Geschäftsführer Matthias Gabriel (r.) freuen sich über den neuen Bühnenvorhang für den Kupa.
Stephan Reinke