Wie Phönix aus der Asche Wie Phönix aus der Asche: Polychem aus Greppin ist nach dem Brand vor drei Jahren wieder topfit

Greppin - Man guckt und staunt. Und das zu Recht. Denn der Spezialklebstoff-Hersteller Polychem im Chemiepark ist nach dem verheerenden Brand vor drei Jahren nicht nur wieder da, er hegt bereits Pläne für eine Erweiterung der Produktion.
Geschäftsführer Jörg Dietrich sagt: „Jetzt ist der Markt dafür offen, jetzt müssen wir reagieren.“ Die Anlagen seien beim Bau gleich schon darauf ausgelegt worden. „Wir haben auch noch so viel Platz auf unserem Grundstück, dass wir unseren Betrieb erweitern können.“
Im Jahr 2015 war eine komplette Ruine aus den Flammen hervorgegangen
Einen mittleren zweistelligen Millionen-Betrag hat Polychem in den Neuaufbau des Betriebes investiert, der als komplette Ruine im August 2015 aus den Flammen hervorgegangen war. An Produktion war nicht zu denken, die Mitarbeiter waren währenddessen unter anderem auch in anderen Firmen im Chemiepark und im TGZ untergekommen.
Fest stand für die Eigentümer des Unternehmens allerdings immer: Wir bleiben am angestammten Standort Bitterfeld-Wolfen. Und da steht heute einer der modernsten Betriebe im Chemiepark überhaupt.
Was sofort nach dem Brand begann, sagt Dietrich, das findet er schon atemberaubend. Die Männer der über 50 Firmen, die zwischenzeitlich gemeinsam auf dem Gelände gearbeitet haben, haben einen straffen Zeitplan eingehalten und nicht gekleckert, sondern geklotzt. „Da muss man lange suchen, bis man sowas findet.“
„Wichtig war für uns, dass erstmal wieder produziert werden kann, dass unser Kerngeschäft läuft“
Das Ziel sei echt sportlich gewesen: „Nach zwei Jahren und zwei Monaten einen Probebetrieb in einer so großen Anlage starten zu können, das ist schon immens“, sagt er und findet passende Worte für die beteiligten Behörden und Ämter. Im vierten Quartal des vergangenen Jahres lief der Probebetrieb an. Im Januar begann die Produktion. Bis heute laufen 75 Prozent der Anlagen.
„Der Rest wird peu à peu zugeschaltet, denn eine so komplexe Anlage kann nicht sofort und in einem Ruck vom TÜV abgenommen werden“, erklärt Heike Troitzsch, die Technische Leiterin. „Wichtig war für uns, dass erstmal wieder produziert werden kann, dass unser Kerngeschäft läuft.“ Das läuft. Und wie! Schon jetzt produziert Polychem mehr Spezialklebstoffe als vor der Brandkatastrophe.
Gebraucht werden die Produkte beispielsweise in der Automobilindustrie, in der Bauindustrie, bei der Produktion von Schutzfolien, für Verpackungen und Klebebänder, die Etikettierung etc. Wichtig ist, sie müssen extremen Temperaturschwankungen trotzen können. Deshalb, sagt Dietrich, werden die Komponenten im Labor ständig geprüft.
Die Kunden von Polychem haben ihren Sitz hauptsächlich in Europa
Die Kunden der Bitterfelder Firma, die 40 Mitarbeiter beschäftigt und stets auf der Suche nach weiteren Arbeitskräften ist, haben ihren Sitz hauptsächlich in Europa. Mehr und mehr kommen auch Aufträge aus Übersee und Asien hinzu. Die Konkurrenz, sagt Heike Troitzsch, ist gewaltig.
Deshalb ist alles streng geheim ab da, wo produziert wird. Sie lässt bei einem Rundgang durch den Betrieb so auch für den Laien nur kurz einen neugierigen Blick auf die stahlglänzenden Rohre und Behälter im Herzen des Betriebes zu. Vor dem Produktionsgebäude befindet sich das Tanklager, in dessen Stahlkolossen sich die Sonne spiegelt.
Neue Wasser-Anschlüsse für die Feuerwehr sieht man auf dem ganzen Gelände
Von den 40 Tanks sind zehn nach dem Brand erhalten geblieben, zehn neue kamen dazu. Auch drei der vier Kühltürme mussten neu gebaut werden. „Die zuletzt errichteten waren erst vier Jahre alt, wir hatten den Betrieb gerade erweitert“, erklärt sie.
Neue Wasser-Anschlüsse für die Feuerwehr sieht man auf dem ganzen Gelände. Und Mauern aus Beton, die schützen sollen, falls es nochmal brennen sollte. Doch so ein Ausmaß, da sind sich Troitzsch und Dietrich sicher, wird ein möglicher Betriebsunfall nie wieder annehmen.
Beim Bau der Anlage hatten sie Experten der Securitas-Werkfeuerwehr im Boot. Von Anfang an, wie Dietrich sagt. „Die Fachleute haben uns schon bei der Planung beraten und beim Bau begleitet. Wir fühlen uns bei ihnen gut aufgehoben.“ (mz)

