Wasserkraftwerk am Muldestausee Wasserkraftwerk am Muldestausee: Turbinen sollen Strom für 3.000 Haushalte erzeugen

Bitterfeld - Die Baustelle wirkt gigantisch und ist so groß wie eineinhalb Fußballfelder. Am Auslauf des Muldestausees errichtet die Talsperren-Wasserkraft-Sachsen-Anhalt GmbH eine millionenschwere Anlage zur Stromerzeugung. Es ist das fünfte Kraftwerk der bislang vor allem im Harz aktiven GmbH, ihr erstes im Raum Anhalt-Bitterfeld.
Und das nimmt seit Oktober 2016 immer mehr Konturen an. Spundwände ragen aus dem Erdreich. Am Mittwoch planierten Bauarbeiter den Boden in der künftigen Fischaufstiegstreppe.
Im Frühjahr 2019 soll das Wasserkraftwerk in Betrieb genommen werden
Noch lange wird das Muldewasser nebenan unbeeindruckt in Richtung Jeßnitz und Raguhn fließen. Denn erst im Frühjahr 2019 soll das Wasserkraftwerk in Betrieb genommen werden. „Der Bau hat sich etwas verzögert, da trotz Baugrunduntersuchung die angetroffene Kohleschicht stellenweise tiefer lag als angenommen“, erklärt der Geschäftsführer der Wasserkraft GmbH, Michael Strobel.
Die Bauarbeiter müssen tief ins Erdreich eindringen und dabei das Baufeld weitgehend trocken halten. Von unten sollte die Kohleschicht das Wassereindringen verhindern, an den Seiten die Spundwände.
Doch weil die Kohle tiefer im Erdreich liegt als erwartet, mussten die Spundwände noch einmal abtransportiert, verlängert, und zurückgebracht werden. Zwölf Meter sind sie nun lang und damit größer als ein Einfamilienhaus.
Fischtreppe wird in das Wasserkraftwerk inegriert
Die Baukosten des Projekts liegen aktuell bei rund 15 Millionen Euro. Am Ende soll es den Verbrauch von 3.000 Haushalten abdecken können. Die Jahreserzeugung wird bei rund 13.000 Megawattstunden liegen.
Der aus der Mulde gewonnene Strom soll dabei ins öffentliche Netz eingespeist werden. Über die Einspeisevergütung soll das Megaprojekt dann refinanziert werden. Sie liegt derzeit bei etwas mehr als zwölf Cent pro Kilowattstunde.
Viel Geld kostet auch die Fischaufstiegs- und -abstiegstreppe, die im Wasserkraftwerk integriert wird. „Sie ist unbedingt notwendig, um den Fischen den Aufstieg in der Mulde zu ermöglichen“, erläutert Michael Strobel.
52 Meter langer Horizontalrechen soll die Turbinen schützen
Und das, obwohl bereits in Fließrichtung links am Muldeauslauf eine Fischaufstiegstreppe existiert. Doch sobald das Muldestausee-Wasser künftig über das Wasserkraftwerk abfließt, würde sich die Lockströmung, die die Fische anlockt, von der linken Seite der Mulde auf die rechte verlagern.
„Die Fische würden dann die Treppe links nicht mehr finden.“ Daher der Aufwand, der ebenfalls Millionen kostet. Die Treppe wird einen Höhenunterschied von 5,80 Meter überwinden und 260 Meter lang sein.
Und noch ein Element wird in seiner Ausdehnung enorm. Auf einer Länge von 52 Meter wird ein sogenannter Horizontalrechen vor den Turbinen eingebaut. Dabei handelt es sich um eine Art Sieb, das die sich drehenden Turbinen vor eindringenden Gegenständen schützt.
Die beiden Turbinen zur Stromerzeugung werden insgesamt rund 50 Tonnen wiegen
Die großen Turbinen liefert im nächsten Jahr eine Firma aus Österreich. Sie transportiert laut Wasserkraft-GmbH zwei Rohrturbinen zum Stausee, die insgesamt 50 Tonnen wiegen.
Aus Sicht der Talsperren-Wasserkraft GmbH, die zum Talsperrenbetrieb des Landes gehört, lohnt sich das Projekt am Muldestausee aus mehreren Gründen.
Zum einen fällt das Wasser an der Anlage künftig 4,70 Meter in die Tiefe und kann dadurch stolze Strommengen erzeugen. Außerdem ist der Talsperrenbetrieb bereits Eigentümer der Talsperre am Muldestausee-Auslauf. Das beinhaltet auch das Wasserrecht.
Der See soll nach der Fertigstellung des Kraftwerks auf 79 Meter angestaut werden, also 50 Zentimeter höher als bisher. (mz)