Oberbürgermeisterwahl am 24. September Was André Krillwitz in Bitterfeld-Wolfen erreichen möchte
André Krillwitz (parteilos) aus Wolfen ist der jüngste Bewerber, verfügt aber über lange Jahre politische Erfahrung. Wie er damit zu punkten glaubt.

Wolfen/MZ - Worte lange bedenken und in wohlfeile Sätze packen, das mag er nicht. Das ist nicht sein Naturell. André Krillwitz mag es viel lieber geradeheraus, ist offensiv und eckt schon mal an. Wie beim Fußball, möge man meinen. Aber darum geht es nicht. Zwar ist der 39-Jährige wie viele seiner Altersgenossen in der Fuhnestadt Wolfen früher dem runden Leder nachgejagt. Jetzt möchte er aber mehr. Als parteiloser Kandidat will André Krillwitz Oberbürgermeister von Bitterfeld-Wolfen werden.
Politik aus Leidenschaft - Seit fast zehn Jahren Wolfener Ortsbürgermeister
Warum? „Weil ich nicht die Rente vor Augen habe und außerdem in der Stadt wohne.“ Es ist eine Breitseite gegen die drei Mitbewerber ums Spitzenamt im Rathaus. Und wahrlich nicht alles, was den Wolfener umtreibt. Er liebe die Stadt, in der er Abitur gemacht hat, seinen Beruf lernte, mit seiner Partnerin und den beiden Töchtern zu Hause ist und die schon immer sein Lebensmittelpunkt war. Er will sie gestalten, erklärt er. „Starten statt warten“ ist dabei seine Maxime.
Aber kann das gelingen? Vermag er zu überzeugen? André Krillwitz ist mit 39 Jahren der jüngste Kandidat. „Aber ich bin seit 19 Jahren kommunalpolitisch aktiv.“ Sich einzubringen, mitzugestalten, habe ihm Spaß gemacht. Dass Wolfen dabei eine große Rolle spielt, verhehlt er nicht. Er gehört dem Bürgerverein Pro Wolfen an und ist seit 2014 Ortsbürgermeister von Wolfen. Dass er in der Öffentlichkeit vor allen Dingen mit Wolfener Problemen und Lösungen in Verbindung gebracht wird, findet er nicht unnormal. „Ich bin der Ortsbürgermeister. Da muss ich mich auch ganz bewusst für die Ortschaft stark machen.“
Dabei habe er als Stadtratsmitglied immer über den Tellerrand geschaut, betont Krillwitz und verweist auf einen seiner Wahlflyer. Ganz fett hat er dort vermerkt, welche Projekte er aktiv umgesetzt habe und welche er umsetzen werde. In der Liste findet sich die Klärung der Eigentumsfrage des ruinösen Reuter-Hauses in der Bitterfelder Burgstraße ebenso wie der Anteil am Erhalt der Greppiner Grundschule. Die Botschaft: Es gibt in allen Ortsteilen viel zu tun. Krillwitz ist dabei und hat seine Prioritäten festgelegt.
Programm randvoll mit Ideen
Neun Leitideen sollen unter seiner Federführung als Oberbürgermeister umgesetzt werden. So will der Wolfener zum Beispiel verantwortungsvoll mit kommunalen Finanzen umgehen und Ausgaben priorisieren. Er setzt auf eine effektivere Verwaltungsorganisation, will dort sämtliche Strukturen und Arbeitsabläufe prüfen, Personaleinsatz optimieren und transparent führen. Die Liste setzt sich fort mit dem Anspruch, dass es in allen Stadtteilen sauberer werden und neue Bildungsangebote – auch in Kindergärten – geschaffen werden sollen. „Ich möchte außerdem Kompetenzen in die Ortschaften verlagern. Die Leute dort und in den Ortschaftsräten wissen doch am besten, wo es klemmt und was sie brauchen“, erklärt Krillwitz und fügt mit Blick auf kommunale Finanzen hinzu: „Wir haben nicht nur ein Einnahmeproblem. Wir haben auch ein Ausgabeproblem.“
Bedeutet das, dass unter seiner Führung im Rathaus verstärkt zum Rotstift gegriffen wird? André Krillwitz will sich nicht missverstanden wissen. Es gehe nur darum, zu überlegen, was wo ausgegeben werde. Im Klartext: Er will nicht an den sogenannten weichen Standortfaktoren rütteln. „Zwei Bäder gehören weiterhin zur Stadt.“ Auch kulturell soll es weitergehen – zusammen.

Dass es dafür den Stadtrat braucht, stört ihn nicht. „Wir arbeiten dort alle richtig gut zusammen. Das funktioniert.“ Skeptiker müsse man eben überzeugen. Krillwitz sagt das nicht zuletzt mit Blick auf seinen wohl größten Erfolg. Er hat sich stark gemacht für den Erhalt des bereits auf der Abrissliste gestandenen Empfangsgebäudes des Wolfener Bahnhofs. Unterstützt von privater Hand und Banken hat er es geschafft. Auf der Freifläche vor dem Bahnhof ist ein attraktiver und beliebter Spielplatz zu finden. „Es geht, wenn man nach Lösungen sucht“, sagt der Wolfener und steht für das Foto zum Wahlporträt auf einer belebten Kreuzung der Leipziger Straße von Wolfen. Dort war wegen der leeren, teils verfallenen Häuser lange von den toten Augen von Wolfen die Rede. Geschichte. Heute ist Leben in den Gebäuden. „Ich habe da nichts investiert. Aber ich habe Eigentümer und Investoren zusammengebracht.“
Fixpunkt Familie und Hobby - Lokalpolitik ist nicht alles für den Wolfener
Bleibt bei aller Vorliebe für Lokalpolitik noch Zeit für die Freizeit? André Krillwitz ist überzeugt davon. Daran würden ihn nicht zuletzt die Töchter und die Partnerin erinnern. Ganz in seinem Element ist er jedoch auch, wenn er zum Werkzeug greift und an alten Mobilen schraubt. Den alten Framo-Lastwagen aus Sachsen hat er zum fahrbereiten Schmuckstück gemacht. Gut möglich, dass er damit auch einmal beim Oldtimertreffen in der Fuhneaue vorbeischaut. Auch das zum Sorgenkind gewordene Naherholungsgebiet hat es Krillwitz angetan. „Da muss dringend was passieren. Ich hoffe, es gelingt.“