Vorher-Nachher-Serie Vorher-Nachher-Serie: Videos zeigen den vergessenen Verfall in Bitterfeld
bitterfeld/MZ. - Bitterfeld, die einst als dreckigste Stadt Europas verschriene Industriemetropole, hat ihr Gesicht gewandelt. Eine Veränderung, die ihresgleichen sucht. Dort, wo noch vor 25 Jahren hunderte Schlote ihre schmutzige Altlast über der Region verteilten und das als Synonym für die gesamte Industrie der DDR galt, ist heute ein moderner Chemiepark mit tausenden Arbeitsplätzen entstanden. Der 16 Quadratkilometer große Goitzschesee nebenan, der als Naherholungsgebiet und Touristenmagnet gilt, zeugt zugleich vom Wandel in der Natur.
Wer heute durch Bitterfeld geht, kann sich kaum noch vorstellen, wie es vor gut zwei Jahrzehnten hier ausgesehen hat. Die trostlosen Bilder des Verfalls sind oft in Vergessenheit geraten. Um so größer ist der Schrecken, wenn alte Bilder oder Filmausschnitte diese Vergangenheit wieder ans Licht holen.
Michael Becker aus Zscherndorf hat den Wandel der Stadt nicht nur erlebt, sondern auch auf Film gebannt. Der 63-Jährige ist gelernter Gebrauchswerber und befasst sich seit vielen Jahren mit dem Filmen. "Dabei kam mir die Idee, die alten Filme mit dem neuen Material auf einer DVD zu kombinieren", so Becker. Als Vorher-Nachher-Serie sozusagen. "Viele Menschen haben vergessen, wie es damals aussah." Manches sei verschwunden, Anderes erstrahle nach dem Restaurieren wieder in seinem ursprünglichen Glanz.
So zum Beispiel das Gelände der alten Brauerei, wo jetzt die Heinz-Deininger-Schwimmhalle steht, oder die neu gepflasterte Burgstraße, die früher einer Schlaglochpiste glich. Auch der Bahnhofsvorplatz habe sich vom schmutzig grauen Gebäude zu einem hellen interessanten Haus gewandelt. Ohne Nostalgiker zu sein, hat der Zscherndorfer diesen Sachverhalt noch einmal aufgearbeitet, Alt und Neu gegenüber gestellt.
Er kann sich noch gut erinnern, wie auch in seinem Leben die Entwicklung zur Wendezeit einschneidende Veränderungen mit sich gebracht hat. Da stand man plötzlich vor dem Nichts und musste sich entscheiden, wie es weiter geht. Sein Entschluss, sich ganz der Werbung, dem Zeichnen und auch Airbrush zu verschreiben, habe sich bis heute gelohnt. Nachdem Becker 1983 nach einem langen und beschwerlichen Weg die Genehmigung für den Weg in die Selbstständigkeit bekam, bestimmten vor allem Plakate und Losungen seinen Arbeitsalltag. Jetzt sind es Filmstreifen über die Heimat, kleinere und größere Feste und auch Auftritt von Musikbands, die im Terminkalender des Mannes mit der Kamera stehen.