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Probleme am Abfluss? Überraschung: Biber hat sich im Chemiepark in Bitterfeld angesiedelt

Von Christine Färber 12.04.2019, 12:19
Der Biber hinterlässt seine Spuren - hier in der Nähe einer der Wasser-Messstationen des Chemieparks.
Der Biber hinterlässt seine Spuren - hier in der Nähe einer der Wasser-Messstationen des Chemieparks. Kehrer

Bitterfeld - Wählerisch ist der Biber offensichtlich nicht, jetzt hat er’s sich schon im Chemiepark gemütlich gemacht. Am Schachtgraben. Ganz genau genommen hat er seine Burg und den wasserstauenden Damm wenige Schritte außerhalb des Industriegebietes angelegt.

Angenagte Bäume und ein Damm entlarven den Biber

Zwei angenagte Bäume im Chemieareal und ein Damm im Schachtgraben, der das Wasser aufstaut, entlarven ihn. Und nicht nur das. „Die Auswirkungen spüren wir natürlich“, sagt Ulrich Groll, Leiter der Abteilung Umweltschutz des Chemieparks und Gewässerbeauftragter. Denn das System, das den Wasserstand des Abflusses in Richtung Mulde misst, lässt sich nunmal nicht überlisten. Fünf Millionen Kubikmeter Niederschlagswasser und sauberes Grundwasser aus dem Chemiepark fließen im Jahr über den Graben ab.

„Unsere Leute, die jeden Tag an der Messstation dort Proben entnehmen, haben ihn schon gesehen“, berichtet Umwelttechniker Robert Illner. Eine Überraschung ist der neue Siedler hier draußen für Groll allerdings nicht. Denn das ist nicht der erste im Revier. Kein Wunder: Seit der Wende hat die Population zugenommen. In den vergangenen Jahren sei immer schon mal einer da gewesen, erzählt der Umweltexperte.

Biber ist möglicherweise aus Richtung Spittelwasser gekommen

„Vielleicht kam der vom Spittelwasser her“, meint er. Aber einen Damm, den habe bisher noch keiner gebaut. Und Groll ist überzeugt, hier lebt auch nicht nur ein Biber. Die Anzahl der sichtbaren Stellen nämlich, an denen das unter Schutz stehende Tier ins Wasser gleitet, so genannte Rutschen, deuten stark darauf hin. Sollte allerdings das Biber-Problem zunehmen, müssten Wasser- und Umweltbehörde abwägen, was zu tun ist.

Den Damm, den der emsige Nager aus Zweigen und Gras aufgeschichtet hat, haben die Mitarbeiter des Chemieparks im Blick. Denn eins ist ausgeschlossen: Dass es hier nach Bibers Nase geht. „Wir können das nur in Maßen tolerieren, was er hier macht“, sagt Groll.

Chemiepark hat schon bei Biber-Experten vorgesprochen

Der Grund liegt auf der Hand: Sollte sich das Wasser immer weiter anstauen, könnte es den Abfluss des Niederschlags- und Grundwassers aus dem Chemiepark behindern. Und es könnte über die Ufer des Schachtgrabens treten, die Gegend vernässen. Da haben Groll und Kollegen vorgesorgt. Und bei der Landesreferenzstelle für Biberschutz sowie der Unteren Naturschutzbehörde vorgesprochen.

„Wir haben die Genehmigung, den Damm auf einer gewissen Höhe zu halten, so dass das Wasser abfließen kann“, erklärt Groll. „Im Moment sind wir zufrieden. Hat er ein Stück gebaut, holen wir es wieder runter. Und wenn er die Faxen dicke hat, haut er vielleicht ab“, meint er.

Den Chemiepark übrigens haben sich gleich mehrere Tierarten als Lebensort ausgewählt. Hasen und Rehe, Wildschweine, Fasane - alles ist hier zu finden. Der Wanderfalke wurde letztens umgesiedelt. „Die Firma tut viel auch für Vögel und Insekten. Chemie und Naturschutz sind ja nicht immer die besten Freunde, aber hier funktioniert’s“, so Groll.

Chemiepark hat für seine grünen Flächen einen eigenen Gärtner

Eigens für die Chemieparkflächen ist im vergangenen Jahr ein Gärtner eingestellt worden. Für 10 000 Euro werden jedes Jahr Gehölze angepflanzt. Vorrangig solche, die im Herbst blühen - für die Wildbiene. Eine Streuobstwiese wurde im Greppiner Areal angelegt, anderswo werden Grasflächen so weit es geht naturbelassen, ein Steppenbeet ziert den Hof des Verwaltungsgebäudes.

Groll findet das toll. „Es gab auch in der DDR eine Abteilung Umweltschutz und ein relativ gutes Gesetz. Aber die Umsetzung ...“, sagt er und schüttelt den Kopf. (mz)

Der Damm weist auf einen Biber hin.
Der Damm weist auf einen Biber hin.
Kehrer