Tourismus in Bitterfeld Tourismus in Bitterfeld: Die Goitzsche als Zugpferd

Bitterfeld - Die Meinungen an der Goitzsche sind nahezu einhellig: Sowohl Gastronomen als auch touristische Unternehmen äußern sich positiv über den bisherigen Saisonverlauf am See. „Wenn das Wetter im Oktober passt, gehe ich davon aus, dass wir die Marke von 600.000 Besuchern in diesem Jahr knacken könnten“, sagt der Geschäftsführer der Goitzsche Tourismusgesellschaft (GTG), Ingo Jung. Ist man in den Vorjahren durchschnittlich immer von 500.000 Touristen ausgegangen, wäre das ein Zuwachs von bis zu 100.000 Gästen. „Die Goitzsche ist damit nach wie vor das Zugpferd in der Region.“
Knapp 40.000 Touristen mehr
Dass sich allgemein eine steigende Tendenz abzeichnet, bestätigt auch Geschäftsführer Klaus Hamerla vom Zweckverband Goitzsche. „Auf dem Parkplatz am Pegelturm haben wir geschätzte 15.000 Besucher zu verzeichnen.“ Im Vergleich zum letzten Jahr seien das knapp 40.000 Tagestouristen mehr. Neben der Erweiterung der Stellfläche im vergangenen Jahr sei dafür auch das Wetter verantwortlich gewesen.
„Der gute Sommer hat uns zwar in die Karten gespielt, aber es ist festzustellen, dass generell mehr Menschen an den See kommen“, meint Sven Buhrandt vom Marina-Park. Das merke man bei schlechtem Wetter. „Auch wenn es mal dunstig war, sind Menschen rund um den See unterwegs gewesen. In Summe geht er von einem zufriedenstellenden Jahresergebnis aus. „Das wird aber durch den eingeführten Mindestlohn geschmälert, so dass wir zum Schluss die Umsätze des vergangenen Jahres erreichen werden. “
Gäste mussten weggeschickt werden
Auch die Betreiber des Goitzsche-Camps - also Familie Köppe - können sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. „Mit knapp 10.000 Übernachtungen erreichen wir die Zahlen des vergangenen Jahres“, so Olaf Köppe. Durch den anhaltenden Rechtsstreit mit der kommunalen Stadtentwicklungsgesellschaft könne man allerdings nicht ausbauen, so dass „wir Gäste vermehrt auch wieder wegschicken mussten“.
Dass sich die Zwistigkeiten um die 300 Meter lange und für den Verkehr gesperrte Straße durch den Campingplatz ungünstig auf andere Goitzsche-Anrainer auswirken, bemerkt Ulf Sybel unmittelbar. Er ist der Geschäftsführer der Firma „floating house“ und vermietet seit September das erste schwimmende Hausboot auf der Goitzsche - direkt vor dem Wassersportzentrum mit dem Camp. „Von dem anhaltenden Streit sind wir als unbeteiligte Dritte direkt betroffen.“ Gäste, die zu den „Goitzsche Resort“ - so der offizielle Projektname - wollen, müssten über den Rundweg fahren. Das sei zwar genehmigt, allerdings führe das hin und wieder zu kleineren Konflikten mit Radfahrern und Sparziergängern. „Die können nicht nachvollziehen, dass in diesem Bereich Autos unterwegs sind. Wir können da derzeit nur um Verständnis bitten und hoffen, dass sich eine schnelle Lösung abzeichnet.“
Zufrieden mit der ersten Saison
Trotz dieser Unannehmlichkeiten ist Sybel mit seiner ersten Saison am See zufrieden. „Wir haben bislang zwei Hausboote im Resort. Eines wird privat genutzt, das andere vermietet.“ Zudem stehe ein schwimmendes Musterhaus an der Marina am Bernsteinsee. „Im Oktober beginnen wir im Stadthafen mit dem Bau von drei weiteren Häusern.“
Während die meisten Akteure im Tourismusbereich über die Anzahl und das Interesse der Besucher zufrieden sind, gibt es bei der Fahrgastschifffahrt einen Abschwung. „Hatten wir im vergangenen Jahr noch 20.000 Gäste an Bord, so sind es bislang nur 15.000 gewesen. Allerdings sind wir noch bis Ende des Jahres auf dem See unterwegs“, sagt der Kapitän der „MS Vineta“, Hartmut Dornheim. Dennoch entspricht der Einbruch zum jetzigen Zeitpunkt 25 Prozent. Die Gründe dafür seien vielfältig. „Aber ich könnte mir vorstellen, dass aus den vielen Tagesgäste auch Urlauber werden könnten, wenn es mehr Ferienwohnungen gibt.“ Davon würden die Fahrgastschiffer und andere profitieren.
Das sieht auch GTG-Geschäftsführer Ingo Jung so und verweist unter anderem auf die Schlossterrassen in Pouch. Dort sollen in den nächsten zehn Jahren bis zu 110 Wohneinheiten entstehen. „Um auf Dauer attraktiv zu bleiben, muss sich aber auch die Vielfalt und Qualität der Angebote weiter erhöhen“, sagt er und verweist auf die neue Wake-Board-Anlage an der Halbinsel Pouch. Zudem müsse das Thema „Goitzsche erleben“ durch den Ausbau des Bootsverleihs stärker in den Mittelpunkt gestellt werden. (mz)